2. Zum Geleit

Die profunde Aufarbeitung eines kurzen düsteren Abschnittes unserer Stadtgemeinde durch Dr. Robert Streibel ist nicht nur im Hinblick auf das nahende Stadtjubiläum „1000 Jahre Krems 1995“, bis zu welchem gerade die neuzeitliche Geschichte niedergeschrieben werden soll, von großer Wichtigkeit. Mit viel Engagement, mit bewundernswert weitläufigen Nachforschungen und einer lebendigen Darstellung hat Dr. Robert Streibel die letzten Jahre dieser jahrhundertelang in unserer Stadt beheimateten jüdischen Gemeinde ausgeleuchtet. Er hat damit auch schon vor Drucklegung des Buches manches bewirken können. Nach nahezu 50-jähriger Scheu weiter Kreise, sich mit dem Thema der Juden in Krems in den Jahren 1938 bis 1945 zu befassen, wurde durch Dr. Streibels Recherchen das Schicksal der Kremser Juden von damals in das Licht der Öffentlichkeit gerückt. Eine der erfreulichen Folgen war das Gemeinschaftswerk der Restaurierung des jüdischen Friedhofes in Krems in den Jahren 1989 bis 1991 durch Stadt, Land, Bundesdenkmalamt, Sozialministerium und den Schülern der „Höheren Technischen Lehranstalt für das Bauwesen“ hier in Krems. Ein Gang durch diesen jüdischen Friedhof muss nunmehr jeden denkenden Menschen nachdenklich stimmen. Begegnet er dort doch nicht nur vielen Namen aus dem Buch Dr. Streibels, sondern spürt er dabei auch die Mahnung eines dunklen Kapitels unserer Stadtgeschichte. Wenn die Zielsetzung dieses Buches, durch dokumentarische Kommunikation einen Wall gegen zukünftige Menschenverachtung und Menschenvernichtung aufzurichten, vielleicht eine vage Hoffnung bleibt, so ist sie auf alle Fälle eine höchst notwendige.

Erich Grabner
Bürgermeister der Stadt Krems

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