Dank und Anerkennung für diese Tat

Paul Grosz

Der 9. November ist ein schicksalsschwerer Tag und in der Erinnerung vieler Menschen, die es überlebt haben, ein Tag der Erinnerung und Trauer. Und weil dieser 9. November damals in der „Ostmark“, wie Österreich genannt wurde, aber auch im „Altreich“, wie Deutschland genannt wurde, ein geschichtliches Datum ist, gibt einen riesigen Informationsbedarf, dem auch ich als Zeitzeuge meinen Tribut zollen mußte. Das ist der Grund, daß es mir nicht möglich ist, bei der Enthüllung des Denkmals für die vertriebenen und ermordeten Kremser Juden anwesend zu sein. Aber glauben sie mir, daß ich Ihre Initiative und Ihre Tatkraft schätze und in höchstem Maße anerkennenswert finde.

Der Zusammenbruch der politischen Strukturen, der sich über viele Jahre angekündigt hat, hat nicht nur zu den 99 Prozent Ja-Stimmen im März 1938, sondern in der Folge aber auch zu den Pogromen der Reichskristall-Nacht im November 1938 geführt. Sicherlich bedauern wir heute alle, daß es damals zu einer Entwicklung kam, die wir bis heute noch nicht ganz überwunden haben. In den Herzen und Hirnen all jener, die vielleicht heute, anläßlich dieser Denkmalenthüllung zum ersten Mal davon hören.

Lassen Sie mich nochmals meinen Dank und Anerkennung für diese Tat und für das Wohlmeinen, das dahintersteht, aussprechen.

„Niemals vergessen!“ ist in den letzten 50 Jahren noch nie so wichtig gewesen, wie heute.

Hofrat Paul Grosz ist Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien