Robert Kohn Erinnerungen 3

Antisemitismus erlebt 3


Allerliebster Pa, …

Brief von Ruth Neubauer aus Palästina an ihren Vater in Krems im September 1938

Transkription des handschriftlichen Briefes

Allerliebster Pa,
Deinen l. Brief erhielt ich u. bin sehr erstaunt über Deinen plötzlichen Entschluss in die Tschechei zu gehen. Doch es ist schwer darüber zu schreiben denn ich weder Grund und ?? etwas davon weiß. Aber die große Frage für Dich wie für uns ist ˆ Und was dort? Du musst doch von etwas leben u. essen? Es ist so ˆ dass Du nach Erez kommst ist klar u. auch auf irgend eine Weise Einreisebewilligung bekommen wirst ˆ nur ist dies eine Zeitfrage. Bis Oktober ist jegliche Einreise verboten. Du musst eines wissen, das ich wegen Deines Herkommens alles tun werde u. auch Sig. Deine Anforderung habe ich schon lange ans je. Konsulat gegeben.

Wegen Sachen die Du mir schicken willst brauchst du mir nicht zu schicken ˆ denn ich habe hier im Kibbuz keine Verwendung dafür. Auch das Tante Frieda herkommt ist schon. Sig schrieb mir das <Wollter>? im Konzentrationslager ist.

Von hier ist wenig zu berichten. Die Lage ist unverändert. Jeden Tag neue Tote oder Verwundete wir kommen man allmählich darüber hinweg.

Landschaftlich wird es immer schöner. Früh und Abends wird es schon kühler u. dann fühlt man sich doppelt so wohl. Unsere .. hat sich einstweilen auch in die Länge gezogen. Zum Teil auch Sicherheitsgründen u. auch weil noch nicht genug Geld da war u. es noch nicht 100% sicher ist ob wo Sie wir unseren Boden erhalten. Es gibt ungeheuer viel Schwierigkeiten bis man so weit ist.

Bei Frau Schwarz war ich schon lange nicht doch schreiben wir uns oft ˆ Sie hat ziemlich viel Sorgen. 1.) hat sie Gäste Du musst wissen in der heutigen Zeit die Leute froh ˆ ruhig u. sicher zu Hause sitzen zu können. 2) Weiss Sie nicht wie Ihren Mann helfen zu können.

Sig bekam einen Brief von Fritzi Karpfen aus England. Ich weiss nicht was sie macht u. wie es Ihr geht ˆ nur sieht man wie im Laufe einer kurzen Zeit die ganzen Bekannten in die Welt gestreut werden ˆ jeder wieder ein Fleckchen Erde suchend. Schwer ist für uns Juden das Leben von Anfang bis jetzt gewesen u. immer wieder mehr u. mehr muss man den Gedanken nachgehen u. anfangen aufzugeben ˆ nicht zum Entschluss ˆ weil Juden seit Jahrhunderten verfolgt werden ˆ müssen wir uns auflosen u. nur Menschen werden ohne < „Vor und Nachnahmen„>? Denn wenn wir ein bis Nachdenken hat all das <Unfreie verknüpfte>? nicht viel Sinn. Wir müssen ein kommenden freiere Menschen werden.

Bitte l. Pa wenn Du in der Tschechei bist schreib sofort. Und alles genau über Dich. Viele Küsse Deine Ruth

Pa, ich habe mich sehr gefreut, dass Du <Schnirul>? richtig einschätzt u auch, das Mädchen das machen können.

Peter B. Neubauer Erinnerungen 1

Peter B Neubauer:

Bela Neubauer in der Mitte mit Kappe

vor dem BRG Krems.

Robert Kohn Erinnerungen 2

Antisemitismus erlebt 2


Robert Kohn Erinnerungen 1

Erinnerungen von Robert Kohn

Interview von Robert Streibel im Kibbuz Givat Haim 1988.

Antisemitismus erlebt 1

Das Schicksal der vertriebenen Kremser Juden

Im folgenden soll kursorisch der Wissensstand über das Schicksal der vertriebenen Kremser Juden präsentiert werden, wobei nur jene Familien berücksichtigt wurden, die 1938 noch in Krems lebten. Hauptsächlich wurden als Quellen für diesen Abschnitt Interviews und Briefe herangezogen.

Otto, Anna, Herta ADLER
Krems, Dinstlstraße 10
Ab 1938: 1010 Wien, Grünangergasse
Otto und Anna Adler wurden am 26.1.1942 nach Riga deportiert
Herta Skrow (Adler) gelang die Flucht nach England weiterlesen

Unterricht: Material Familie Neubauer

Neubauerganz: Brief von Ruth Neubauer
aus Palästina an ihren Vater in Krems im September 1938

 

Konsorten: Erhebungsresultat
des Gendarmeriepostenkommandos Krems
über Neubauer Samuel u. Konsorten an die GESTAPO Wien

 

Das Grab der Mutter auf dem jüdischen Friedhof in Krems
Grab 21

Abschnitt im Buch „Plötzlich waren sie alle weg“
Das Schicksal der vertriebenen Kremser Juden 2

 

Bela P Neubauer Schule: Tondokument: Peter B. Neubauer Erinnerungen 1

Transkript des Interviews: mit Peter B. Neubauer
Eines war, er hat vorgelesen „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Er war sehr begeistert über dieses Buch. Mehr unter: Peter B. Neubauer Transkript 1

 

Nachruf auf Peter B. Neubauer Peter B. Neubauer gestorben

Tondokument
Ruth Ginsburg (geb. Neubauer) Erinnerungen 1
Die Schwester von Peter B. Neubauer erinnert sich.

Tondokument
Erinnerungen von Robert Kohn
Interview von Robert Streibel im Kibbuz Givat Haim 1988.

Robert Kohn Erinnerungen 1
Robert Kohn Erinnerungen 2

Robert Kohn Erinnerungen 3

Peter B. Neubauer Erinnerungen 1 (Transkript)

New York, 7.06.1988

geführt von Robert STREIBEL

N.: Es war ganz Interessant. Ich habe ihn getroffen und ihn sehr gerne gehabt als Lehrer. Er war jung und war der Sohn des Friseurs in Krems. Er war ein sehr guter Lehrer. Es sind einige Sachen die für mich wichtig waren. Eines war, er hat vorgelesen „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque Er war sehr begeistert über dieses Buch. Er hat es vorgelesen, 2 oder 3 Mal, und plötzlich hat er aufgehört. Er ist den nächsten Tagen zurückgekommen und hat zu uns gesagt:“ Natürlich ist ja alles was dieser Mensch schreibt nicht richtig. Er ist nicht ein nationaler Mensch, der gegen den Krieg ist und das alles persönlich schreibt. Es ist ja manchesmal notwendig das man Krieg hat.“ Als ich ihn getroffen habe, da habe ich ihm gesagt:“ Was war da los?“ Da sagte er:“ Ja, da sind die Nazis gekommen und haben gesagt. Wenn ich damit nicht aufhöre werde ich verprügelt!“

F.: In welcher Klasse ist das eigentlich gewesen?

N.: Das muss gewesen sein mit 15 oder 16, also in der 5. oder 6. Klasse. Ich sagte ihm dann:“ Ich war im Theater, der Raul Aslan hat da vorgelesen. Das Theater in Krems war leer. Es waren vielleicht 10 Leute“. Am nächsten Tag in der Stunde haben sie zur Klasse gesagt:“ Ja ihr Deutschen kommt nicht in das Theater um euch anzuhören was da los ist. Der Jude Neubauer war dort.“ So haben sie das gesagt. Er sagte nur: „Ja ich habe das nicht so gemeint.“ Ich sagte dann:“ Ich habe über Hamlet einen Bericht geschrieben, der war wahrscheinlich gut genug das sie ihn vorgelesen haben.“ Was hat den der Neubauer dafür bekommen wurde ich gefragt. „Er hat ein „Gut“ bekommen.“ Dann frage ein Student“: Warum nur ein Gut?“ Da haben sie gesagt:“ Deutsch ist ja nicht seine Muttersprache!“ Das hat mich sehr verwirrt, denn ich habe nicht gewusst, was meine Muttersprache war, wenn es nicht Deutsch ist. Er sagte nur:“ Er könne sich daran überhaupt nicht erinnern“. Ich war doch immer katholisch und niemals antijüdisch. Ich war nicht antijüdisch, aber doch etwas was man sagen kann. Das war der Zeitgeist. Sie haben es getan! Er sagte:“ Er ist RotarieF jetzt und sehr froh das sie mich jetzt besucht haben und ich konnte ja nicht Direktor der Realschule werden, weil ich diese Vergangenheit habe. Weil ich mich da ein bisschen angepasst habe.“ Aber die diese Sachen die man damals so geredet hat, damals das hat nicht viel bedeutet, aber es war ein Teil davon.

F.: Wann haben sie den Lehrer das letzte Mal besucht?

N.: Vielleicht vor 15 Jahren. Er war ein netter Mensch und ein guter Lehrer. F.: Haben sie Krems schon öfters besucht? weiterlesen

Ruth Ginsburg (geb. Neubauer) Erinnerungen 1

Ruth Ginsburg Tempel

Wachau Lied 1937