Spurensicherung

Spurensicherung
Dr. Richard Adler (Annas Arbeitgeber in Krems)
wurde 1877 geboren. Am 23.12.1903 vollendete er sein Jusstudium in Wien. In den Jahren zwischen 1904 und 1907 war er Advokat bei verschiedenen Rechtsanwälten in Wiener Neustadt und Wien. Ab 21.11.1907 arbeitete er in der Kanzlei von Karl Wallaschek in Krems, Am 3.9.1912 eröffnete Dr. Adler seine eigene Kanzlei in Krems. Dr. Richard Adlers Rechtsanwaltskanzlei befand sich Ecke Dreifaltigkeitsplatz – Gartenaugasse in Krems. Er lebte bis zum 21.5.1938 in Krems und meldete sich nach Wien ab, wo er in der Garnisongasse 7, 1090 Wien gemeldet war. Durch die Nürnberger Rassegesetze verlor Dr. Adler seine Kanzlei am 11.6.1938. In der Folge wurde sie von Dr. Friedrich Fiegl weitergeführt. Am 29.11.1940 verstarb Dr. Richard Adler in der Lazarettgasse 20, 1090 Wien. Seine Frau war bis 1947 in der Ferstelgasse 4/2/6, 1090 Wien gemeldet.

Dr. Rudolf Haas (Konzipient bei Dr. Adler)
wurde 1890 in Krems geboren und lebte in der Steiner Landstraße 146. Er vollendete sein Jusstudium am 23.7.1914 und begann als Advokat am 3.6.1919 in der Kanzlei von Dr. Richard Adler. Im Jahr 1934 trat er der NSDAP bei und bekam nach 1938 die Mitgliedsnummer 6.176.920. Am 14.5.1938 schied er aus der Kanzlei von Dr. Adler aus und begann am 27.6.1938 in der Kanzlei von Dr. Albert Steppan in Krems. Zur Rechtsanwaltsprüfung trat er nach 19-jähriger Tätigkeit als Advokat erst am 15.12.1938 an. Der NS-Rechtwahrerbund befürwortete seine Bestellung, da gewährleistet sei, dass er „rückhaltlos für den nationalsozialistischen Staat arbeiten werde“. Dr. Rudolf Haas starb am 17.4.1945 bei einem Bombenangriff auf Mautern.

Johann Hagen (Annas unglückliche Liebe)
war aktiver Sozialdemokrat und in verschiedenen Arbeiterorganisationen wie zum Beispiel dem Arbeiterturnverein tätig. Johann Hagen betrieb ein kleines Gasthaus im Alauntal, das als beliebter Treffpunkt für illegale Zusammenkünfte von Kommunisten und Sozialisten diente.

Samuel Kohn (Annas Vater)
wurde am 26.12.1865 in Schiltern bei Krems geboren, lief von zu Hause weg und arbeitete als Schiffsjunge. Im Jahr 1906 heiratete er Amalie Weiß. Der Ehe entstammen vier Kinder: Anna, Rosi, Johann und Richard. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde Samuel Kohn zum Mitbegründer der sozialistischen Mietervereinigung in Krems. In der Kremser Sozialdemokratischen Partei war Samuel Kohn in verschiedenen Funktionen tätig, so zum Beispiel als Sanitäter beim Republikanischen Schutzbund und beim Arbeitersängerbund. Am 13.12.1938 musste er Krems verlassen. In Wien musste Samuel Kohn in der Fluchtgasse 9 wohnen. Er starb am 20.3.1941 an der Verstopfung einer Herzkanzader im Spital. Am 23.3.1941 wurde er am Zentralfriedhof (Gruppe 20; Reihe 22; Nummer 20) begraben.

Richard Kohn (Annas Bruder)
wurde am 6.2.1914 in Krems geboren. Nach dem Tod der Mutter kam er in das Springer-Waisenhaus in der Goldschlagstraße 185 in Wien. Nach Beendigung der Schulzeit wechselt Richard Kohn in das Insttiut für Berufslehrlinge in der Grünetitorgasse, wo er bis zum Ende seiner Lehrzeit als Zimmer- und Dekorationsmaler blieb. Im zionistischen Jugendverband Gordonih bereitete er sich auf die Auswanderung nach Palästina vor. Anfang März 1934 erreichte er Palästina. Richard Kohn gehört zu den Mitbegründern des Kibbuz Kfar Rupin, in dem er heute noch lebt.

Johann Kohn (Annas Bruder)
wurde am 27.7.1910 in Krems geboren. Er lernte zwischen 1924 und 1928 Juwelier in Wien. Arbeitslos geworden verdingte er sich als Gelegenheitsarbeiter. Seine Wanderschaft brachte ihn bis nach Deutschland. Am 9.10.1938 floh er aus Krems. Am 14.11. wurde er bei einem Bauern in Oberösterreich verhaftet und über Linz ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Nach seiner Entlassung kann Johann Kohn am 15.6.1939 nach England fliehen, wo er Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft und am Bau arbeitet. Im Jahr 1947 kehrt er nach Krems zurück und beginnt im Walzwerk in der Hütte-Krems zu arbeiten, wo er auch lange Jahre als Betriebsrat tätig ist.

Rosi Kohn (Annas Schwester)
wurde am 6.2.1909 in Krems geboren, sie arbeitete als Kindermädchen in Krems und später in Ungarn. In Wien war sie vom 27.10.1932 bis zum 20.3.1933 in der Gonzagagasse 21 gemeldet. Am 20.3.1933 begann sie ihren Dienst als Kindermädchen bei der Familie Oskar Quittner, dem Inhaber der Firma Jakob Quittners Erben, Wäschewarenerzeugung, 1010 Wien, Salzgries 10. Rosa Kohn betreute Susy Quittner, die am 19.4.1932 geboren wurde, bis zum 16.10.1939, als die Eltern von Susy Quittner verhaftet wurden. Der Familie Quittner gelang am 21.10.1939 die Flucht nach Genua und später nach Bari. Die Familie Quittner überlebte und kehrte nach 1945 Wien zurück. Bis zu ihrer Deportation nach Izbica, Generalgouvernement, am 9.4.1942, war Rosi Kohn in der Porzellangasse 18/14 gemeldet.

Johann Kubessa (Annas Trauungspfarrer in Wien)
war Kooperator in der Pfarre St. Othmar in Wien. Er nahm die Brautlehre und die Trauung von Anna Kohn und Franz B. am 15.9.1929 vor und wollte Anna Kohn überreden, mit ihm die Stadt zu verlassen, um ein neues Leben zu beginnen. Bis zum Jahr 1930 war Johann Kubessa Kooperator in der Pfarre St. Othmar. Bis zu seinem Tod 1972 stand er der Pfarre Votivkirche in Wien vor.

Godfrey Locker-Lampson (Annas Retter im Jahr 1939)
wurde am 19.6.1875 geboren, er absolvierte Eton und Cambridge, diente vier Jahre im diplomatischen Dienst in St. Petersburg und Haag. Er vertrat in der Zeit von 1910-1918 den Wahlkreis Salisbury und zwischen 1918 – 1935 den Wahlkreis Wood Green im Parlament. Lord Locker Lampson war in verschiedenen politischen Funktionen tätig. Unter anderem als Staatssekretär im Innenministerium, Abteilungsleiter und Unterstaatssekretär im Außenministerium sowie als Wohlfahrtsbeauftragter. im Jahr 1928 war Lord Locker-Lampson Mitglied der britischen Delegation beim Völkerbund in Genf. Godfrey Locker-Lampson starb am 1.5.1946.

Prinzessin Marie Louise (Zufallsbekanntschaft)
Franziska Josepha Louise Augusta Marie Christiana Helena wurde am 12.8.1872 als Tochter von Prinzessin Helena Augusta Victoria und Christian von Schleswig-Holstein geboren. Ihre Mutter war das dritte Kind von Königin Victoria. Nach einer unglücklichen Ehe mit Prinz Aribert von Anhalt widmete sich Marie Louise sozialen und künstlerischen Aktivitäten. Prinzessin Marie Louise starb am 8.12.1956.

Aloisia Petersail (Annas Schulfreundin in Krems)
wurde geboren 1906, stammte aus einer engagierten sozial-demokratischen Familie, die die Unterdrückung bereits früh zu spüren bekommen hatte. Der Vater war von Böhmen ausgewandert, weil er wegen seiner politischen Aktivitäten auf eine scharze Liste gesetzt worden war. Die Mutter war Tabakarbeiterin und bereits in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gewerkschaftlich aktiv. Aloisia Petersail fing bereits 1922 in der Fabrik zu arbeiten an, wurde aber 1937 aus politischen Gründen entlassen. Aloisia Petersail war die einzige Frau, die im Kremser Schutzbund als Sanitäterin mitarbeitete. Während der Zeit des Nationalsozialismus arbeitet sie wieder in der Tabakfabrik und spendet für die „Rote Hilfe“ der Kommunistischen Partei. Obwohl die Organisation der „Roten Hilfe“ in der Tabakfabrik durch die Gestapo ausgeforscht wurde, die Kassiererinnen verhaftet wurden, blieben die illegalen Aktivitäten von Aloisia Petersail unentdeckt.

Hans Wantuch (Annas Arbeitgeber in Wien)
wurde 1896 in Wien geboren, durch seinen Kriegsdienst konnte er sein Jusstudium erst 1920 vollenden. Mit 1.12.1925 eröffnete er als Rechtsanwalt eine eigene Praxis in der Mariahilfer Straße in Wien, die 1938 „gelöscht“ wurde.