Tagebuch Josef Nemschitz 3.9.1940-21.9.1941
3.9.40
10.00 Uhr Vormittag Große Mohrengasse (Wien). 11.30 Uhr Abfahrt per Autobus zum Ostbahnhof. Zettel für Devisen bekommen – jedoch nicht erhalten. Abfahrt 12.45 Uhr ab Ostbahnhof Wien – Ankunft Marchegg 13.45 Uhr. Zollrevision bis 21.45 Uhr – Abfahrt Marchegg 22.00 Uhr. Ankunft Preßburg 24.00 Uhr bei der D.D.S.G. im Hafen.
4.9.40
Erst 1.45 Uhr Paßrevision und Aufmarsch auf Schiff „Uranus“, Abfahrt 4.30 Uhr früh.
4.9.40
Ankunft in Budapest 15.20 Uhr angelegt, Aufenthalt bis 17.50 Uhr, Lebensmittelfassen, „Helios“ kam nach, Abfahrt 18.25 Uhr, Ankunft Mohacs 2.00 Uhr früh.
5.9.40
Übertritt an jugoslawisches Gebiet, Ankunft in Belgrad 17.20 Uhr, Abfahrt von Belgrad-Semlin 22.30 Uhr.
6.9.40
Übertritt nach Rumänien, Ankunft in Alt-Moldovan 4.00 Uhr, Abfahrt 6.00 Uhr – Ankunft in Orsova 11.00 Uhr, Abfahrt Orsova 12.00 Uhr, Durchfahrt durch Eisernes Tor (IRON
Josef Nemschitz (2. v.r.) als Zwangsarbeiter in Friesland
am 27.6.1939
GATES), Grenzfluß rumänisch jugoslawisch. Ankunft Turnu-Severin 1.00 Uhr vis-ä-vis Kaidovo (jugoslawisch). Abfahrt (…) Severin 17.00 Uhr, Nachtdurchfahrt bis Russe.
7.9.40
Ankunft Russe 9.00 Uhr, Abfahrt von Russe (zweimal), wieder zurück verankert. Um 19.00 Uhr Affichierung am Schiff. Bis 9. Hier keine Durchreise durch Rumänien.
8.9.40
Ein Todesfall (48-jähriger Mann) Vier Schiffe: Helios, Schönbrunn, Melk im Hafen von Russe um 12.00 mittags verankert. 30 % des Bordgeldes RM 9,- erhalten. Ärztliche Visite. Ruhetag.
9.9.40
Abfahrt Russe 16.20 Uhr (Wasserfassung), Ankunft Giurgiu 16.40 Uhr. Revision – Abfahrt Giurgiu 19.45 Uhr.
10.9.40
5.45 Uhr Czernovola passiert, die größte und längste Brücke der Donau, Ankunft in Braila 11.30 Uhr, Abfahrt von Braila 17.00 Uhr. Durchfahrt durch Galaz (Galan) um 18.00 Uhr 19.00 Uhr wird auf offenem Strom Halt gemacht und verankert.
11.9.40
4.30 Uhr Tagwache, 6.00 Uhr Abfahrt nach Tulcza, Ankunft 6.50 Uhr auf offenem Strom – abwarten. (12.000 kg Nägel per Luftschiff für Überseedampfer angekommen). Tagsüber: Unsere Überseedampfer ohne Mannschaft. – Pritschenbau – Stockung mit der Überschiffung. Wieder Übernachtung auf offenem Strom.
12.9.40
Zwischen 24.00 und 1.00 Uhr zum zweitenmal wurden Piraten verscheucht. Weiterverbleib auf Schiff. 17.00 Uhr erschien Goldner.1
13.9.40
Piratenbesuch. Weiterverbleib auf der Uranus. Nachts Polizeikontrolle. Ab 20.00 Uhr Bereithalten zur Überschiffung. Reiseleitung hat Besprechung. 22.00 Uhr Paßrückgabe an die Passagiere. Verlautbarungen der Überschiffung.
14.9.40
Tagwache 4.00 früh. Vorbereitung zur Überschiffung, Bagage wechseln. Koffer bleiben. 8.30 Uhr Frühstück. Ab 7.00 Uhr Überschiffung der (…), Uranus kommt ab 8.00 Uhr (Pifkes) dann Patronka, zum Schluß wir, d.h. das Gepäck. Schönbrunn und Melk auf „Atlantik“ bis 12.00 Uhr alles umgeschifft. Bei uns leider noch nicht. Um 14.00 Uhr wird mittags Schafkäse ausgeteilt. Erst um 19.00 Uhr Durcheinander bei der Gruppenleitung, vertagt. Paß revidiert und abgegeben. Steffi bekam einen Ohnmachtsanfall, muß an Deck getragen werden und erholt sich an der Luft, erst nach einer Stunde Arzt hier. An Deck sehr kalt. Zwischen 1.00 und 2.00 Uhr früh, Sturm.
15.9.40
Herrlicher Tag – 12.00 Uhr Mittag Menage – Wurst. Nachher kommt Ordner und verlautbart Notverordnung wegen Schlagen. Unordnung geht weiter. Transportleitung wird gestürzt. Die Neue schreit. Kontrolle über Schlafgelegenheit. Zwei Stunden nur Beleuchtung. Abendessen wird keines ausgegeben. Schacherer haben Hochkonjunktur.
16.9.40
Tagwache 5.30 Uhr. Tohuwabohu – Kehren – Waschen etc. Jetzt sieht man, daß Misrachi2- und Patronkaleute fromm aber sehr schlecht sind. Um 10.00 Uhr wird Wasser auf Karten ausgegeben. Jedoch kein Trinkwasser. Um 4.00 Uhr wird erklärt, daß das Trinkwasser gut ist und getrunken werden kann. Dann kommt Herr Rabel und berichtet, daß an Herrn Goldner ein Ultimatum wegen der Zustände ergeht, wenn nichts erreicht wird, landen mit Gewalt die Berliner. 1/8 Liter Milch erhalten die Kinder bis 14 Jahre. 16.30 Uhr kommt Herr Goldner mit Polizeischiff. Mittlerweile wird 1/16 Liter Tee pro Person verteilt. Zuerst B an P, wir sind letzte. Die versprochene Kartoffelsuppe hatten wir bis 21.00 Uhr abends nicht erhalten. Dafür hatten wir, weil der griechische Maschinist todschicker‘ heimkam, keine Beleuchtung. Dafür kam die Katastrophe. Es fing in Strömen zu regnen an, was unaufhörlich bis 4.00 Uhr früh anhielt. Das Debakel kann sich kein Mensch vorstellen und ist kaum zu schildern.
17.9.40
Die Bordbewohner bekamen zur Linderung um 9.00 Uhr Tee und dieselben konnten ab 10.00 Uhr sich schlafen legen. Es wurden die anderen vertrieben. Um die Zeit kam eine Kommission der Zollbehörde auf beiden Schiffen. Ab 13.00 Uhr wird auf dem unteren Hinterdeck eine Gemeinschaftsküche für die P. – Wr. Chawerim° aufgebaut. Die Closets wurden gestern abends noch mit Chlorkalk bestrichen. Die Kinder bekamen Milch um 10.00 Uhr und Haferflockensuppe um 13.30 Uhr. Wir Tee. Um 20.00 Uhr bekamen wir Gemüsesuppe – Wurst. (Die erste Post traf ein – 5 Lei per Brief Porto). 22.00 Uhr schlafengehen. Durcheinander wegen Schlafplätzen. Um 18.00 Uhr kam der Herr Rabel und las Brief von uns an Herrn Goldner und die K.G.ss der Welt. Beschluß der Reiseleitung. 19.00 Uhr Gewitter – Chaos.
18.9.40
6.00 Uhr Tagwache – 7.00 Uhr Tee. Die Luftschächte werden durch Geländer aus Holz gesichert. Im Laufe des Vormittags kam die Mitteilung, daß noch ein Überseeschiff kommt. 14.00 Uhr – Mittag – ein Topf Suppe, 18.00 Uhr Abendessen, 1/6 Melone, ein Ei, eine Stunde später Tee. Einige Männer wollen durchgehen, werden beschwichtigt.
19.9.40
5.00 Uhr Frühstück – Tee; 9.30 Uhr fiel ein Mann aus dem Rettungsboot samt Gepäck und Kesselofen ins Wasser und wurde von einigen Booten gerettet. Ein Mann im Schwimmkostüm sprang nach und alles wurde gerettet, nur der Ofen nicht. Post wurde abgenom-men. Mittag 14.00 Uhr Gerstenschleimsuppe. Um 16.00 Uhr kommt Herr Goldner per Boot an Atlantic und wird mit Pfuirufen empfangen, bedroht. Polizei schützt ihn. Leere Versprechungen, auf unser Schiff getraut er sich nicht. Abends 22.00 Uhr Tee und Käse. 23.00 Uhr Schlafengehen.
20.9.40
Tagwache 5.00 Uhr. Nachricht: Ankunft von Kapitän, Heizer, Maschinist, zwei Matrosen aus Sulina, das sind Russen, Griechen, Rumänen. Aborttour Einteilung für die nächsten Tage. Mittag 13.45 Uhr Donau fällt derart, sodaß das Schiff ganz schief steht. Die Leute müssen das Deck verlassen, nach einer Stunde füllt sich das Deck wieder. Abendessen 21.00 Uhr – Tee mit Wurst – Schlafengehen. Eine Katastrophe. Leute die schwimmen werden verhaftet.
21.9.40
5.30 Uhr Tagwache. Geruder bei den Frommen. Frühstück 8.40 Uhr-Tee. Das Unglück wird immer größer. Vom Konferenzzimmer hört man die ganze Nacht“starkes Schreien“, unaufhörlich. Die ganzen Passagiere sind teils mit Fieber, teils mit Hunger behaftet. Heute sind es schon 8 Tage, daß wir auf das Totenschiff versiedelt sind und hausen müssen. Mittagessen 15.00 Uhr Kohlsuppe mit kleinem Stück Wurst, ersteres ungenießbar. 21.00 Uhr abends Tee mit Käse, 22.00 Uhr Schlafengehen.
22.9.40
Gleiches tägliches Bild. Olly bekam Fieber, 11.00 Uhr – 37,7 Grad, kommt ins Spital, nachmittags 16.30 Uhr – 39,6 Grad, muß Wickel bekommen. Laufe zu H. Rabel, zu Dr. Blausteiner, zu Dr. Neumann. Der Schuft gibt zwei schöne Plätze an ein junges Paar ab. 18.00 Uhr abends. Des Nachts überrascht uns zehn Minuten lang Regen.
23.9.40
Alltägliches Bild! 9.00 Uhr Gewitter bis 11.30 Uhr anhaltend. Olly hat heute 36,8. Geht ihr schon sehr gut. Ißt Zwieback. Mittagessen erhalten wir um 15.00 Uhr, heute Gulasch-Nudelsuppe mit Fleisch, abends Tee mit Paprika.
24.9.40
Tagwache 6.00 Uhr. H. Rabel hält einen Appell“ von Belang. Frauen schälen Kartoffeln. Allgemeines Wäschewaschen. Olly ist fieberfrei, jedoch bei Appetit und nicht zu Essen. Paprika werden verteilt. Olly kommt aus dem Spital. Olly hat starken Durchfall. Gottlob fieberfrei. Mittagessen nicht zu essen.
25.9.40
6.00 Uhr Tagwache. Mittag bei der D. 15.00 Uhr annehmbar mit Fleisch. Raeder ist gekommen, will das Gepäck auf anderen Dampfer bringen, wird nicht akzeptiert. Zum erstenmal Kaffee kochen lassen. Post nach Wien geschrieben. Morgen Aufgabe. Sonst alltägliches Bild. 21.30 Nachtruhe.
26.9.40
6.00 Uhr Tagwache. es kommt die Nachricht „Kapitänwechsel“. Steffi unwohl. Die Koffer werden den Leuten gegeben, das Notdürftigste sich zu entnehmen.
27.9.40
Fische werden gebracht. Plache wird teilweise auf Deck gespannt. Reiseleitung wird zum Hafenkommandant abgeholt. Herr Kommerzialrat Storfer ist aus Wien gekommen. Um 22.00 Uhr kommt Rabel mit Verlautbarung und Bericht.
28.9.40
Erregung bei Tagwache. „Rositta“ soll kommen mit Mannschaft, Baumaterial, Plachen etc. Heute erstes Mal Schmalzausgabe, Mittagessen 15.00 Uhr Kartoffelsuppe mit Schweinefleisch – angebrannt. Durch die Feiertage wird erst um 22.00 Uhr Nachtmahl ausgegeben. Klosettdienst versagt. Bestialischer Geruch.
29.9.40
Zuwachs an Deck mit Leuten von unten. Es wird gebetet. 11.00 Uhr vormittags: Herr Storfer erscheint mit der Kommission. Angeblich soll „Rositta“ heute Nacht kommen. Japan, Türkei und Griechenland sollen Italien Krieg erklärt haben. Verlautbarung, daß „Rositta“ morgen oder übermorgen eintrifft. Kohleschlepper ist eingelangt. Herr Rabel vertröstet die Passagiere. Devisen sollen in haltbarem Proviant ausgegeben werden. Olly hat in der Nacht Magenkrämpfe bekommen und zweimal erbrochen.
30.9.40
Tagwache 6.00 Uhr. General und Rabel machen Klodienst 5-7 (6.00 -8.00 Uhr) geht in tadelloser Ordnung. Olly hat noch immer Magenkrämpfe. Mußte Thermophor besorgen. Mittag ist Olly wieder gesund. Hafenkommission 16.30 sagt, daß morgen „R“7 unbedingt da ist, in der Früh, längstens am Vormittag. Mittwoch, längstens Donnerstag müssen wir wegfahren.
Die Fluchtroute nach Palästina
1.10.40
Tagwache 6.00 Uhr. „Rositta – Panama“8 trifft um 8.15 Uhr ein. Kohlen werden soeben eingeladen. Lebensmittel kommen in Kisten. – Von Preßburg bis Tulcza 1.300 km Wasserweg. Die Koffer werden an die Leute verabreicht, um noch das Nötigste zu entnehmen. Olly’s Koffer fehlt derzeit noch. Dann Mittwoch gehts weiter. Abends um 19.30 starb ein junger Mann an Drüsentuberkulose. Schlafengehen 23.00 Uhr.
2.10.40
Slichot-Beten9 4.00 Uhr früh. Lebensmittel werden auf unser Schiff geschafft. Erev-Rosh-Hashanah10 Reinemachen H. Rabel appelliert an alle, sich während des Gottesdienstes ordnungsgemäß zu verhalten etc. Abendessen 22.00 Uhr.
3.10.40
5.00 Uhr Tagwache. Lebensmittel kommen an Bord. Um 6.00 Uhr beginnt das Beten bis 9.00 Uhr, dann Frühstück. Unterbrechung. Maschinist für das Schiff – ein Bulgare – stellt sich vor – sehr sympathisch – (…) glaubt bald zu starten – Probefahrt?
4.10.40
2. Tag Rosh-Hashanah. 5.00 Uhr Tagwache. Bei den Berlinern ist die Ofenröhre in den Teekessel hineingefallen – derzeit kein Frühstück. 6.00 Uhr wird gebetet. 9.00 Uhr erscheint KZ Rat Storfer. Die Mannschaftspersonen sind bereits in Tätigkeit – Mittag-ssen 15.00 Uhr-versalzene Kartoffelsuppe! Kein Brot an Bord. Lebensmittel wurden am Land durch Behörde beschlagnahmt. Unruhe unter den Passagieren. Sehr dichter Nebel fiel ein.
5.10.40
6.00 Uhr Tagwache. Seit gestern kein Brot eingelangt. Die Transportleitung wird bekämpft. Abends Appell an Rabel, dem die Unregelmäßigkeiten vorgehalten werden. Wie zum Beispiel: wurden ca. 60 kg geschälte Kartoffeln ins Wasser geworfen. Für ein Ei – fünf Zigaretten gehandelt, Marmelade und Schokolade wurden verstohlen veräußert. Herr Weingeist starb auf der Atlantis, an der Latrine aufgefunden, nachdem er 1/2 kg Speck gegessen und zwei Flaschen Schnaps getrunken hatte. Die Maschinen des Dampfers wurden durchgesehen und entrußt. Der Maschinen-Ingenieur sagte, die Maschinen sind in Ordnung. Um 16.00 Uhr kommt Brot in großer Menge, auf lange Zeit Reserve. Zum Abendessen wird zum Tee 1/4 Brot verabreicht. Um 21.00 Uhr Tumult (Müller und Kessler m/D), um 23.15 Uhr kommen erst zur Nachtruhe. Es wird von der Maskiruth“ gemeldet, daß £ 4,- für einen Revolver gegeben.
6.10.40
5.45 Tagwache. Waschtag. Reinigung an Deck. Leiche Weingeist wurde geholt und nach Tulcza geführt. 16.00 Uhr Austausch der Leute für „Atlantic“, letztere soll abends abfahren. Nachricht, daß „Beutschak“ in Erez ankam. Es wurden um 20.00 Uhr 42 Leute von der „Atlantic“ zu uns gesellt. Da gabs bis 23.00 Uhr keine Ruhe. Platzmangel an Schlafgelegenheiten.
7.10.40
Tagwache 5.00 Uhr Frühstück um 6.00 Uhr. Ab 10.00 Uhr Vormittag werden die Maschinen überprüft, die Dampfkessel und Steuer ebenfalls. „Atlantic“ geht um 10.30 Uhr in Bewegung, in Fahrt. 12.00 Uhr werden die Anker hochgezogen und es beginnen die Abfahrtsmanöver. 12.30 Uhr ist Abfahrt. Zirka 500-800 m bleibt die stecken, wir passieren vorbei. Von „Atlantic“ werden 7 Burschen und ein Mädel von der Wiener „Jual“ (Jugendalja) zu uns aufgenommen. Die Fahrt funktioniert. Drei verschiedene Deltas. Im ersten rechts wird gefahren. Beim Kilometer 18 große See. Sehr arme, öde Gegend. Die linke Seite der Donau ist durch Überschwemmungen total vernichtet. Wir fahren durch-schnittlich 6 km per Stunde. 16.45 Uhr passieren wir Sulina, bekommen Brot, Kriegshafen wird passiert. 16.55 Uhr Eintritt ins Meer. 17.10 Uhr Verankerung an der Deltamündung. Kapitän wird mit Lotsen von Polizeimotorboot abgeholt. Übernachtung auf See. Größtenteils werden Frauen seekrank. Abends Tee und Dauerwurst. 23.00 Uhr Nachtruhe. See bewegt.
8.10.40
6.00 Uhr Tagwache. Kapitän wird auf Polizeischiff zu uns gebracht. See ruhig. Laut Meldung des Kapitäns soll „Atlantic“ Steuerbruch haben und uns abends folgen. 11.15 Uhr Weiterfahrt. Kapitän trifft zweimal ein mit Motorboot. Wir werden vom Motorboot der Polizei begleitet. Es folgt uns auf großer Distanz „Atlantic“, da unser Schiff die Fahrt drosselt. Das Polizeischiff begrüßt uns und empfiehlt sich mit guten Fahrtgrüßen und fährt zurück. Es ist hier die rumänisch-bulgarische Meeresgrenze. – Jetzt wird verankert und wir warten angeblich die „Atlantic“ ab. Soeben fährt ein deutscher Hakenkreuz-Frachtdampfer gegen Sulina. Heute 15.00 Uhr Mittages-sen, ungenießbar. 21.00 Uhr Abendessen. Es wird Tee und Wurst, für (…) Person Cognac verteilt. 22.30 Uhr gehts erst zur Nachtruhe.
9.10.40
7.00 Uhr Tagwache. Frühstückstee mit Keks und Marmelade. Es wird ausgespuckt, und der Wirbel ist los. Delphine werden gesichtet. Die See ist herrlich ruhig. Wir erhalten statt 1/2 Liter nur 1/4 Liter Trinkwasser. Es wird beschlossen, Essen durch Gruppenleiter zu verteilen. Mittagessen ein Fiasko. Fahrt sehr schön, Meer sehr ruhig. Diverse Delphine werden gesichtet. Auf hoher See kreuzt wieder ein Transportdampfer. Abends um 19.30 Uhr wird an Landzunge stillgehalten. Von Sendestation beleuchtet von Scheinwerfern Kap Kaliarkra (bulg. Nos Kaliakra).
10.10.40
6.00 Uhr Tagwache. Die jungen Leute springen ins Meer und baden sich. Angeblich müssen auf „Atlantic“ und „Milos“ warten. Es wird um 10.00 Uhr Marmelade und Keks ausgegeben. 11.30 Uhr muß Reiseleiter und Maschineningenieur zur Sendestation und kommen unter Bewachung eines Marinesoldaten zurück. Nach Überprüfung der Papiere wird der Marinesoldat zum Kommando zurückgerudert. Um 14.30 Uhr Mittagessen. 15.20 Uhr erscheint ein Kriegsschiff (bulgarisch). Die zwei Marinesoldaten müssen auf Order des Kommandanten des Kriegsschiffes von unserem Rettungsboot abgeholt werden. Betreten als Bewachung unser Schiff und die ganze Besatzung fährt zum Kriegsschiff „CM“. Nach Überprüfung der Papiere kommen alle wieder retour (15.45 Uhr). Gut vorüber. Die Passagiere streuen allerhand Gerüchte herum. Das Kriegsschiff gab unserem Kapitän den Befehl zur Abfahrt. Nach 1/4 Stunde werden die Torpedo-Geschütze auf unser Schiff gerichtet. Kapitän des Kriegsschiffes gibt weitere Befehle, und nun setzt sich unser Schiff in Bewegung, begleitet vom Kriegsschiff „CM“, das uns die Fahrtrichtung angibt. 16.35 Uhr. Wir fahren so drei Stunden, und um 19.45 Uhr treffen wir vor dem Hafen in Varna ein. Fabelhafter Hafen und ein orientalischer Anblick des Nachts. Abendessen Wurst und Tee.
11.10.40
Erev-Jom Kippur 12. 4.45 Tagwache. Großer dichter Nebel, der erst um 7.0 Uhr sich hebt. Sensationeller, fantastischer Anblick. Prima Strand. Unzählige Seeschiffe und Boote aller Art. Baggerschiffe arbeiten im Meer, zirka 3-5 km vom Hafen entfernt. Frühstück Wasserkakao. Hafenpolizei kommt im Boot. Es wird durch diese ersucht, mit der Kultusgemeinde Verbindung herzustellen. Mittlerweile kommt Rabel und ersucht die Passagiere, ihr … herzugeben, da zwei Heizer engagiert werden sollen, damit man schneller weiterkomme. Morgen sollen wir nach Fassung von Wasser und Brot und Kompaß, die hier in Varna gekauft werden sollen. Es kommt das Polizeiboot, ein Schiff der Kriegsmarine, und begleitet uns in den Hafen. Dort kommt die Kultusgemeinde Varna und fragt, was gebraucht wird. Die Wünsche werden bekanntgegeben.
12.10.40
Jom Kippur. 4.15 Tagwache, des Nachts stürmische See. Sturm hält an und auch der Regen. Es kommt um 11.00 Uhr das Marineboot und bringt uns an einen anderen Platz, wo Boote mit Wasser und Brot, Melonen, Trauben kommen. Abends Ausgabe von Wurst, Marmelade, Kaffee und Melone. Rabel verlautbart, daß wir 11 Leute (Emigranten) aufnehmen müssen, und der Kompaß wird bis zum Abend hier sein. Er teilt mit, daß „Atlantic“ und „Milos“ bereits in Istanbul eingetroffen sind. Im Hafen stehen außer jugoslawischen noch ein italienischer Dampfer.
13.10.40
7.30 Uhr Tagwache. Zwieback (verschimmelt) wird ausgegeben. Es gibt heute Zwieback zum zweiten Mal. Von 12.00-14.00 Uhr Klodienst. Ein Brief an zu Hause und Olly mit Jugendalja an Dita. Es kamen noch 20 Leute an Deck. Dafür bekommen wir noch Äpfel und Brot. Abends wurden für die Alten und die Kinder Trauben verteilt. Es fing an zu regnen, was den Aufenthalt an Deck unleidlich machte. Nachmittags nur Tee, darauf eine Revolution.
14.10.40
Tagwache 7.00 Uhr. Es werden wieder Trauben zugeführt. Es wird eine dritte Küche arr Mitteldeck errichtet. Frauen weigern sich zu kochen. Es wird ein halber Laib Brot jetz~ verteilt. Zwecks Verbesserung des Lebensstandards wird ein Kourandum herumgereicht und Unterschriften werden gesammelt, um Dr. Göbel und Dr. Merdinger in die Maskirutt zu bringen. Dr. Göbel ist um 10.00 Uhr als Beisitzer in die Maskiruth eingezogen. Urr 15.00 Uhr gibt die dritte Küche zum ersten Mal Essen aus. Geröstete Kartoffel mit Zwiebel. Abends Appell des Rabel wegen des Weiterfahrens. Gibt die Gründe de: Stoppens bekannt. Blamage der Opposition. Nachmittag Tee und Marmelade.
15.10.40
Tagwache 7.00 Uhr. Hans Rabel wird von der Klicke ausgefragt, was eigentlich los ist wegen der Weiterfahrt. Es kommt wieder ein Boot mit Trauben und es wird wegen 2( Leuten, Emigranten aus der Türkei, verhandelt, gegen Lebensmittel und Reparaturgeld Dynamo und Kompaß kommen repariert zurück. 16.45 Uhr heiratet Herr Hans Schmid – Ilos Rusner aus Wien am Bord-Deck. Trauzeuge Herr Kohn und Dr. Merdinger. Olly macht Waschtag. Nachtmahl Tee und Oliven. Fürchterlich stürmische, kalte Nacht.
16.10.40
7.00 Uhr Tagwache. 8.25 Uhr Einfahrt in den Hafen zum Fassen von Kohle, Brot und Lebensmitteln. Im Hafen – die Eisenbahn. Es werden Zigaretten von Bord aus verteilt 12.45 Uhr verlassen wir den Hafen von Varna. Wir legen noch einmal an und fassen Hol; (24 Meter). 14.00 Uhr endgültige Ausfahrt auf hoher See. Es wird Brot gefaßt. Ein Lait pro Person, erstklassige Qualität. Vor der Abfahrt wurden uns laut Vereinbarung statt 2( Chaluzim 41 Leute noch eingeschifft mit Hilfe der bulgarischen Polizei. Diese sind teil; czechische, teils bulgarische Emigranten. 3 „Beutschaleute“.“Nachts kam der Befeh vom Kapitän, das Deck sofort zu räumen. Ein Durcheinander, sehr sehr stürmische See Wasser schlägt über die Reling. Um 23.00 Uhr passieren wir Burgos.
17.10.40
Um 1.00 Uhr erreichen wir eine Bucht, verankern. Bucht von Miali, türkische Grenze. E wird um 7.00 Uhr das Deck wieder in Ordnung gebracht. Ein Mäderl wird geboren vor deutschem Ehepaar (Mädchen 17 Jahre alt). Da heute Nacht die Bordwand eingedrück wurde, wird repariert. Mama hat 37 Grad Fieber, Schüttelfrost und Ischiasschmerzen Kommt 14.00 Uhr ins Marodzimmer. Platz durch Dr. Blaustein und Dr. Meisel. Abend. Besserung. Verbleibe weiter an Deck. Wir standen den ganzen Tag.
18.10.40
7.15 Tagwache. 3.45 Uhr wird zu manövrieren angefangen. Losfahrt 4.00 Uhr. Seebran dung wird vom geschnitten. 13.45 Uhr vor Bosporus eingelangt Jetzt gehts gegen Beiru weiter, herrlich orientalisch der Anblick. So geht’s weiter. Wir passieren Galati. Wi kommen so nach Konstantinopel. 16.00 Uhr – gottvoll. 19.15 entfernt sich das türkische Polizeiboot und empfiehlt sich. Wir bewegen uns schon im Marmarameer. Man kann sich an der Pracht nicht genug ergötzen und staunen.
19.10.40
Tagwache 8.00 Uhr. In die Meeresenge traten wir um 6.00 Uhr, herrlicher Sonnenaufgang Segelboot. Fabelhaftes Wetter. Die Koscheren14 bekamen ein Ei, Zwiebel und Schafkä se. Wir bekamen um 14.00 Uhr Gerstlsuppe. 16.00 Uhr passieren wir den Eingang de: Dardanellen und in Gallipoli wird ein Lotse durch Polizeiboot übernommen. Um 19.00 Uhr erhalten wir pro Kopf ein Viertel Laib Brot für vier Tage.
20.10.40
Tagwache 7.00 Uhr. Steffi schon bei uns wieder, schläft aber im Marod-Zimmer. Mytilene (große Insel) um 5.30 Uhr passiert. Um 12.30 Uhr laufen wir zwischen den beiden Inseln Chios und Psara durch. Es wird in allen drei Küchen Kartoffeln geschält. Sehr viele Männer, da die Frauen zum Großteil seekrank sind. See stürmisch. Wir bleiben drei Stunden stehen, da die Maschinen gereinigt wurden, dann ging es 19.30 Uhr weiter. Passieren viele Inselgruppen.
21.10.40
7.00 Uhr Tagwache. 3.30 Uhr wieder in der Enge von zwei Inseln. Die See sehr ruhig geworden. Wetter herrlich. Kycladen-Inseln. In Chimolos15 kommt auf Anrufen unseres Kapitäns ein Polizeiboot und mehrere Segelboote. Wir fahren nach Aufenthalt von einer Stunde weiter, hochinteressante Meeresinsel-Küste.
22.10.40
Tagwache 7.00 Uhr. 3.00 Uhr wurden wir der Insel Kreta ansichtig und um 5.00 Uhr erreichten wir die gleiche Höhe, ziehen entlang der Küste weiter und verankern um 10.00 Uhr in einer Bucht. Rabel hält um 20.00 Uhr einen Appell und gibt bekannt, daß kein Maschinenöl da ist und einige Tage gewartet werden muß, bis Öl herangeschafft ist. Da es stark regnet, kommen wir erst um 23.00 Uhr zur Nachtruhe.
23.10.40
Tagwache 7.00 Uhr. Seit 13.00 Uhr herrliches heißes Wetter. Heute wurden Tauschgeschäfte mit den Griechen gemacht. Wasser soll abends an Bord kommen. Wir stehen vor St. Nicolai.
24.10.40
7.00 Uhr Tagwache. Sheminei-Azereth16. Wir fahren ganz in den Hafen hinein und fassen Öl und Wasser. Herrliches Wetter. 12.45 fällt Herr Kardosch, noch ein Mann und eine Frau unvorsichtigerweise ins Meer. Ersterer wird bewußtlos herausgefischt und ans Land gebracht. Wiederbelebungsversuche wurden angestellt und nach 30 Minuten erbricht Kardosch. Der griechische Arzt verständigt die Reiseleitung, daß er lebt. Die Aufregung ist sehr groß. Es geht infolge Schlauchriß sehr viel Trinkwasser verloren. Um 14.30 Uhr kommt Dr. Friedental, Luster mit dem Kahn und bringt die Geretteten.
25.10.40
6.30 Uhr Tagwache. Es fuhr Dr. Friedental und Frau mit Rabel und Kapitän im Kahn zum Ortskaplan auf Einladung. 17.30 Uhr fassen wir 1/4 Liter Wasser pro Kopf. FR. und R. fahren mit Kapitän ans Land. Es wird weiter von der Bevölkerung Wasser in Bottichen uns zugeführt. Abends hält R. einen Appell ab, über welchen er Bescheid gibt, daß aus Athen Herr Löwy vom jüdischen Komitee zu uns kommt. Inzwischen soll Öl, Holz, Brot besorgt werden. Mittlerweile wurde Brot in Booten uns zugeführt. Nachts strichweise Regen.
26.10.40
6.30 Uhr Tagwache. Es wird um 9.30 Uhr pro Kopf 1/4 Laib Brot verteilt, das an die Gruppenältesten ausgegeben wird. 13.30 Uhr Rosinen mit Reis und Zucker. Das erste Mal prima Essen. Abends Appell Rabels.
27.10.40
6.30 Uhr Tagwache. Es wird Obst und Brot zugeführt. Um 11.50 Uhr werden 1/2 Pfund Trauben pro Kopf, drei Stück Zigaretten und 1/4 Laib Brot gefaßt. Mittags 14.00 Uhr geröstete Kartoffel. Deck etwas gereinigt. Der Großteil der Passagiere ist im Meer baden. Auch kommt noch Kohle und Fleisch zugeführt, Wasser ununterbrochen.
28.10.40
6.00 Uhr Tagwache. zw“ m/St. 10.30 Uhr Marmelade fassen. Morgens 7.00 Uhr schafft der griechische Hafenkapitän Ordnung unter der Mannschaft. Die Maschinen werden durch den Maschineningenieur wieder gereinigt. Um 10.45 Uhr Ausfahrt aus dem Hafen von St. Nicolai (Kreta). Sehr ruhige See – herrliches Wetter. Das Schiff setzt sich in Bewegung. Triumphaler Abschied von der Bevölkerung. Punkt 12.00 Uhr überquert das Schiff ein Flieger (rot-weiß-blau). 15.00 Uhr Mittag Nudelsuppe und Rindfleisch, 1/4 Laib Brot. Um 11.00 Uhr nachts wurde die italienische territoriale Meeresgrenze überschritten. Es wird zirka 10 km pro Stunde gefahren. Das Mittelmeergebiet betreten.
29.10.40
6.30 Uhr Tagwache – herrliches Wetter, sehr ruhige See. Leute diskutieren schon über Landen. Manche sind so übereilt und packen schon. Um 13.00 Uhr hält Rabel Appell und Vorhaltung über Benehmen gegenüber den Engländern. 16.30 Uhr fing das Schiff zu schaukeln an, einmal rechts, einmal links. So ging es mehrere Male, daß man glaubte umzukippen. Ein Chaos, haarsträubend. Dies währte bis 17.00 Uhr, dann wurde das Deck geräumt. Um 19.30 Uhr wurde die Schlagseite des Decks geräumt. Die Frauen mußten an der vis-ä-vis-Seite schlafen. Neues Durcheinander. Hatte von 8.00-12.00 Uhr Feuerwache.
30.10.40
4.00 Uhr Tagwache. Die Frauen kommen mit ihren Strohsäcken und nehmen in der Mitte des Decks sitzend Platz. Der Kapitän kommt, nimmt das gesamte Holz ab. Sogar die Querbalken des Plachendachs, die Küche, die Spitalstür etc. Tee wird den an Deck befindlichen an Ort und Stelle verabreicht. Das Deck sieht wie abrasiert aus. Es ist 8.45 Uhr, das Holz wird zerkleinert. Um 11.00 Uhr wird abermals von den Unbefugten geräumt. 14.30 Uhr Mittag Kartoffelsuppe. Abends Wirbel beim Schlafengehen. Tee wird an die Plätze gebracht.
31.10.40
2.00 Uhr früh Sturm. 4.00 Uhr erscheint der Kapitän mit Beil und trägt die Stiegengeländer ab. Es ist unheimlich. Dies geht ununterbrochen weiter bis in die Früh.
1.11.40
Geschlafen wurde nicht mehr. Um 3.00 Uhr sehen wir Umrisse der Küste, auch zwei Schiffe in der Ferne sichten wir links und werden eine gewisse Distanz begleitet. 8.45 Uhr übernehmen zwei englische Motorschiffe das Geleite. Pünktlich 9.30 Uhr stehen wir in Haifa und verankern. Es kommt sofort der englische Arzt, kontrolliert alles. Es ist Ausgabe von Zitronen, Rosinen, Zigaretten und Tee. Sofort sind arabische Polizisten an Bord, besetzen die Hauptpunkte. Maskiruth, Vorder- und Hinterdeck, Maschinenraum, Küchen etc. und weigern sich, jede Frage zu beantworten. Es ist die Stimmung eine recht glückliche. Man soll drei Tage in Quarantäne am Schiff bleiben und dann nach Atlith18 abgeschafft werden. Um 13.45 Uhr werden die Gruppenleiter verständigt, daß diejenigen, die Verwandte in Erez haben, sofort die Ankunft verständigt. Zum Nachtessen Wurst, Tee und Salat. Heute sollten wir normal schlafen, wurden aber um 0.30 Uhr nachts vom Gewitterregen überrascht. Man ging vom Deck zu den Closetts einige Male als Unterstandsort abwechselnd hin und her. Natürlich bewacht von englischen und arabischen Polizisten.
2.11.40
Außerhalb des Hafens von Haifa. Tagwache 6.00 Uhr. Die vom Regen durchnäßten Mäntel und Decken müssen wir einpacken. Es wird Wasser zum Waschen verteilt. Abends Tee und Wurst. Wieder des Nachts Regen.
3.11.40
6.00 Uhr Tagwache. 8.00 Uhr Tee und Zwieback. Es wird Wasser zugeführt, Listen angelegt für die Behörden. 13.00 Uhr kommt Brot und Paradeiser zugeführt. Wir fassen palästinensisches Kommisbrot. Fünf Mann ein Laib. Um 13.45 Uhr trifft die „Milos“, begleitet von zwei Motorbooten, ein. Jeder einzelne ist vor Freude gerührt darüber. Auch ein Patrouillendampfer fährt entgegen. Zwei U-Boote verschwinden sofort wieder im Kriegshafen und um 14.00 Uhr wirft die „Milos“ Anker. Abends bekamen wir Orangen, Tomaten und Tee. Ab 19.00 Uhr nach dem Abendessen Konzert bis 21.00 Uhr. Dann Nachtruhe. Nachts Regen.
4.11.40
6.00 Uhr Tagwache. Herrliches Wetter. Ununterbrochen von 20.00 Uhr bis 5.00 Uhr früh gießender Regen. Die Kleider, Decken, alles naß.
5.11.40
5.00 Uhr Tagwache. Heute werden 150 Wiener, Ehepaare mit Kindern bis zehn Jahre und alte Leute ins Lager ausgebootet. Ollys Koffer gefunden. Frühstück Tee und türkischer Honig. Die ausgewählten Leute sind nicht abgeholt worden. 18.00 Uhr Erbsensuppe mit einem Stück Speck. Da alles feucht ist, wurde so geschlafen, und morgens ist man so durchnäßt aufgewacht. Es werden die durchnäßten Strohballen ins Meer geworfen.
6.11.40
6.00 Uhr Tagwache. Es sind die meisten Leute erkältet. Um 8.00 Uhr beginnt die Umschiffung. Zuerst Frauen und ältere Männer. Dann nur Frauen mit Kindern. Die Koffer werden jedem am Bunker zugereicht. In Trupps von je 30 Personen werden je zwei Stunden auf einem Motorboot abgeholt.
7.11.40
5.00 Uhr Tagwache. 6.00 Uhr Frau und Olly überbootet. Frühstück Cacao. Die Umschiffungen gehen weiter. Mittags 17.00 Uhr Gulasch! Kaffee, abends Tee. Wir schlafen diese Nacht in den freigewordenen Kabinen. Kabine 408.
8.11.40
Um 4.30 Uhr Tagwache. Mit dem zweiten Boot komme ich dran (7.00 Uhr). Gepäckskontrolle, Zollrevision, Bad, Überprüfung, Nationalitätsabgabe. Währenddessen Desinfektion, Zurückgabe der Gepäcksstücke. Neuankömmlinge bekommen Kaffee und Brot zum Frühstück. Zweites Essen Gulaschsuppe mit Fleisch 19.00 Uhr. 21.00 Uhr Retrait.
9.11.40
Tagwache 6.00 Uhr. Zimmerordnen. 9.00 Uhr Kontrolle durch Kommandanten. 7.00 Uhr Kaffee. Brief an die Kinder abgesandt. 10.00 Uhr kommt Frl. Lederer und ruft Steffi zu Fr. Eisler und Kind. 1/2 Tomate, 1/2 Orange, 1 Löffel Halva und Kaffee. Von „Milos“ die Frauen übersiedelt.
10.11.40
6.00 Uhr Tagwache. Frühstück Kaffee. 8.00 Uhr werden alle Männer der „Milos“ überbootet. Eisler kommt mit dem letzten Boot. Quartier besorgt. Von Unger 135 Mils erhalten. 22.30 Uhr Abendessen erhalten. 1 Tomate, 1/2 Orange, 1/5 Laib Brot und Kaffee.
11.11.40
6.00 Uhr Tagwache. 4.00 Uhr früh rasierte ich mich. Das letzte Gepäck von den Milosleuten wird vom Desinfektionsraum übergeben. Sonst das gleiche Bild, sehr beengt. Mittagessen Rindsuppe mit Nudeln und Rindfleisch. Abends werden die Schlafplätze aufgenommen und geregelt.
12.11.40
6.00 Uhr Tagwache. Zettel mit Namen und Alter und Gruppe werden abverlangt. Schlafplätze werden eingeteilt. Durcheinander bei den Frauen, wo Polizei mit Knütteln dreinschlägt.
13.11.40
6.00 Uhr Tagwache. Das gleiche Bild schon früh. Die Schlafplätze der Frauen werden revidiert und besetzt und ergänzt. Heute zum ersten mal 11.00 Uhr Mittagessen – Linsensuppe mit Fleisch. Steffis zugewiesene Kabine Nr. 516 wird nun endlich belegt und geht in Ordnung. Steffi und Olly schlafen aber weiter auf 408. Nachtmahl 1/6 Brot, 2 Tomaten, 1 Orange, wieder weniger.
14.11.40
Tagwache 5.30 Uhr. Schlafplätze werden weiter angewiesen. Es stellt sich heraus, zuwenig Kabinen und Männerplätze. Steffi um 11.00 Uhr zur Vernehmung. 11.00 Uhr Fliegeralarm. Mittagessen 11.30 Uhr Kartoffelsuppe. 22.30 Uhr Nachtmahl Nudelsuppe mit Fleisch.
15.11.40
6.00 Uhr Tagwache. Kaffee ohne. Um 5.00 Uhr ging ein schweres Gewitter nieder. Den ganzen Tag fasten. Es kamen 60 Leute. Abends 19.00 Uhr Ausgabe von 1/5 Laib Brot und Kaffee. Nachtruhe.
16.11.40
6.00 Uhr Tagwache. 1 Konserve Sardinen, 1 Gulasch. £ 1,- Mogerl gegeben für Butter. Ungar gegeben £ -,40. Frühstück Halva und Kaffee. Mittag 12.00 Uhr Bohnen mit Graupensuppe und eine Orange. Sprechchöre. Nachmittag Konzert der Milosleute, abends Kaffee, 1/4 Brot und ein 1/2 Plätzl, eine Orange, 2 Tomaten.
17.11.40
6.00 Uhr Tagwache. Kaffee und Halva. Mittags Reissuppe mit Fleisch. Heute bekamen einige Leute vom Land „Post“. Kinder und Frauen bekamen saure Milch. Hand geschnitten.
18.11.40
6.00 Uhr Tagwache, Tee und Halva19. 11.00 Uhr zur chirurgischen Ambulanz. Dr. Barker von der „Milos“ in Behandlung. Kinder und Frauen bekommen Milch, sonst vergeht der Tag ohne Aufregung. Olly ist unpäßlich.
19.11.40
6.00 Uhr Tagwache. Kaffee und wenig Halva. Olly marod. Gegen 11.00 Uhr befindet sie sich wieder wohl und beteiligt sich am Neschef20. Es wird die Nachricht kursiert, daß wir ab Freitag an Land gehen sollen, da das Schiff am Montag ohne uns abgehen soll. Abends 20.00 Uhr Appell Rabels. Alles was an Schmontzes gesprochen wurde, ist erfunden, aber es soll morgen ein Bittgottesdienst abgehalten werden.
20.11.40
6.00 Uhr Tagwache. Milchausgabe an Frauen und Kinder. 10.00 Uhr Bittgottesdienst. Dauert bis 11.20 Uhr. Nach einer Ansprache des Chawer Katz über die Bedeutung und Absingen der Hatikwah21 ist die Feier beendet. Nachher Marmeladeausgabe. Ab 12.00 Uhr mittags Hungerstreik analog mit dem des Landes. Nur die Kinder bis 14 Jahre sollten was bekommen. Auch da gab es welche, die fasteten. Um 5.00 Uhr nachmittags kamen Lebensmittelboote, die von der Polizei übernommen wurden. (…) von den Transportarbeitern verweigerten die Übernahme. Die Nahrungsentgegennahme wird bis 24.00 Uhr verweigert.
21.11.40
6.00 Uhr Tagwache. Sofort Fassung 1/5 Laib Brot, Halva und Tee, 2/3 Orange. Kontrolle. Es werden nachgefaßt Rettich, Öl, Zwiebel, 1/3 Brot. Um 13.00 Uhr wird Mittagessen ausgegeben – Krautsuppe und Fleisch. Durch Zeitungsberichte informiert, werden wir angeblich von der englischen Militärbehörde nach einem englischen Besitz interniert. Dies löst eine Katastrophe bei den Frauen aus. Es wird von den englischen Polizisten verlautbart, man möge die Verwandten im Erez22 bekanntgeben, auf Zettel schreiben und den Gruppenleitern abgeben. Es wurde eine Verlautbarung affichiert und eine Gegenrede der Zeilen verfaßt. 20.00 Uhr hat Erich Frank eine Ansprache an alle Teilnehmer gerichtet, worin er auffordert, den Kopf nicht zu verlieren und zu zeigen, daß wir Freunde Englands sind, – daher ausharren.
22.11.40
6.00 Uhr Tagwache. Kaffee, 8.00 Uhr Milchausgabe an Kinder und Frauen über 40 Jahren. Habe Ing. Königsberger als Gruppenleiter vertreten und die Lebensmittelfassung übernommen, respektive kontrolliert. 16.00 Uhr kamen sehr viele Liebesgaben an uns zugesandt, unter anderem Schokolade, Keks, Biskuits, Eier, Bananen, Marmelade etc. etc. Es wird am Vorderdeck sehr viel zugebaut, da es heißt, es kämen 200 Bulgaren vom Lager zu uns. Gruppenleitersitzung. Es werden Listen über Professionisten und Spezialisten
Das Internierungslager der Engländer in Atlith
sowie Leute, die im KZ waren, angelegt und abgegeben. Neue Unruhe unter den Leuten. Ein Junge und ein Mädchen versuchten, schwimmend ans Land zu kommen, wurden geschnappt.
23.11.40
Um drei Uhr früh sitze ich und schreibe an die Buben einen Brief. Wir erhalten mittags zwei harte Eier, Rettich, Zwiebel. Fassung: 8 Keks, 3 Zwieback, 1/5 Laib Brot und drei Orangen. Um 17.00 Uhr auf Wache. Die Ausgänge abgeriegelt. Patrouillenboote in großer Menge verkehren. Um 22.00 Uhr versuchen wieder drei Leute, an Land zu schwimmen. Zwei wurden abgefangen.
24.11.40
6.00 Uhr Tagwache. Mama Geburtstag. Fassung pro Kopf zwei Orangen, Zahnbürste und Pasta. 11/2 Mandarinen. Um 16.00 Uhr, traf die „Atlantic“ im Hafen Haifa ein. Es wurde sofort mit der Umschiffung begonnen.
25.11.40
6.00 Uhr Tagwache. Ausschiffung geht weiter. 9.00 Uhr Detonation und das Schiff sinkt. 9.35 nach Rettung von ca. 30 Leuten ging ich durch die Luken nach außen, als das Schiff waagrecht lag, ging ich ins Wasser und schwamm einem Motorboot zu, schwang mich über die Brüstung und war in Sicherheit, nahm noch 5-6 Leute an der Hand fassend herauf, dann fuhren wir ans Land. Im Hafen wurden wir in das große Lagerhaus gebracht, Mama wurde, an Land angekommen, ohnmächtig und wurde ins Spital nach Haifa überführt. Olly und ich kamen am Abend um 19.30 Uhr per Autobus nach ca. 1/2 Stunde Fahrt nach dem Lager nach Atlith. Olly zu den Mädeln zugeteilt. Baracke 7, ich auf Baracke 52.
26.11.40
7.00 Uhr Tagwache. Wurde Barackenkommandant. Einmal pfeifen – Brotfassen, Kaffee. Zweimal pfeifen – Brotfassen, dreimal pfeifen – Mittagessen holen. Liste der Leute von der Baracke über zu fassende Sachen an Herrn Nathan abgegeben. 15.00 Uhr dreißig Orangen gefaßt. Mit lieber Steffi im hiesigen Spital verständig. Abends Orangen, Marmelade, Rettich. Abends noch die Nachricht die B und U23 gehen morgen frei, zirka 400 Leute, die schon vier Monate hier sind.
27.11.40
Olly holte Schuhe und Schoß für liebe Steffi, die vom Spital entlassen wird. (10.00 Uhr). Ich konnte nicht behandelt werden. Die Bulgaren und Ungarn werden abgelassen. Angeblich in ein Lager bei Tel-Aviv. 14.00 Uhr Mittag – Kartoffelsuppe mit Fleisch. 29 Patienten (zwei Kinder). Abszeß linke Drüse am Kinnbacken operiert vom englischen Lagerarzt. 17.00 Uhr Orange und Rettich. Kontrolle der Transportteilnehmer. Da war ersichtlich, daß wir alle nach Mauritius abgegangen wären, jedoch ohne Atlantic, die hiezu aufgewonnen wurden. Es kommen ununterbrochen Frauen und Kinder der „Atlantic“, die geimpft und desinfiziert wurden und dann ins Lager geleitet.
28.11.40
6.30 Uhr Tagwache. Ein Gafir24 kommt den Frühstand abnehmen. Um 9.00 Uhr Übersiedlung in Baracke 43. Steffi und Olly in Baracke 48. Mittag, schlechte Krautsuppe mit Reis und Fleisch. Abendessen weißer Kaffee, Rettich, 1/5 Butter. Zählappell: 29 Mann.
30.11.40
1/2 7 Uhr Tagwache, Zeltordnung, Zählappell, Seifenfassung 15 Stück, 1/2 Stück pro Kopf. 1 Karte, 1 Rasierklinge, Rasierseife. Zählung: 29 Mann. Steffi Fieber 39,2. Regenwetter.
1.12.40
6.30 Uhr Tagwache. Steffi Fieber etwas tiefer, hat Schmerzen. Zählung: 29 Mann. Mittag Kartoffel, Öl und Zwiebel, Reissuppe und Brot. Fassung Seife und Clopapier. Liste für Professionisten. Liebe Steffi bedeutend besser. Drei Karten abgesandt an die Buben, Fritz Karpfen und Karl Rephan. Steffi 39, Herzleiden, drei Anfälle heute. Um 19.30 Uhr im Lagerspital aufgenommen. 5-6 Jahre Herzleiden. 21.00 Uhr Nachtruhe, Steffi im Spital.
2.12.40
6.30 Uhr Tagwache. Zählung: 29 Mann. Schönes Wetter. Kontrolle der Engländer, 11.00 Uhr Kontrolle des englischen Lagerkommandanten. Allright. Zufrieden.
3.12.40
6.30 Uhr Tagwache. Zählung 29 Mann. Regenwetter. Die Leute der „Atlantic“ müssen gefaßte Kleidungsstücke zurückgeben. Starker Sturmwind. Steffi 16.00 Uhr vom Spital entlassen. Sonst alltägliches Bild. Robert Kohn für Bader ein Paket.
4.12.40
6.30 Uhr Tagwache. Zählung: 29 Mann. Der Zrifkommandant auf 36 wegen der Gepäckstücke nachsehen und die Leute, die Gepäck dort liegen haben, haben selbes abzuholen. 9.00 Uhr erst Frühstück. Die meisten Leute, deren Kabinen oben waren (von 100 m aufwärts) II. und I. Klasse erhielten ihr Gepäck durch Verständigung ihrer Zrifkommandanten. Mittagessen 13.00 Uhr Kaffee, Marmelade, Rettich, Brot. Um 17.00 Uhr Abendessen Kartoffelsuppe und Fleisch. Vormittag Regen, nachmittag Schönwetter.
5.12.40
5.00 Uhr Tagwache. Übersiedlung nach Baracke 62, plus 26 Leute der Jugendalija25 Berlin als Zuwachs – Stand 58 Mann.
6.12.40
6.00 Uhr Tagwache. Zählung 58 Mann. Zündhölzerspende privat, eine Schachtel pro Kopf. Einen grauen Mantel wieder erhalten, Gepäckstücke wurden einzeln wieder vorgezeigt, Koffer und Rucksäcke wurden vorgebracht. Brotration gekürzt auf 1/6 Laib Brot. Die Atlantic-Leute wurden gestern abends ins Lager überstellt und streng isoliert.
7.12.40
6.30 Uhr Tagwache. Heute kein Wasser. Zählung 57 Mann plus zwei Knaben, einer in der Küche. Mittag kaltes Essen Krautsalat mit Fleisch. Abendmahl Brot, Butter und Marmelade. 19.00 Uhr kam Frischmann aus Spital aus Haifa zu uns. Stand 60 Mann.
8.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Stand 59 Mann, einer in der Küche. Kaffee und Halva. Frischmann übersiedelt auf 58. Zimmerordnung klappt. Es bekommen mehrere Leute Post und Pakete. Wir gar nichts. Um 20.00 Uhr werden alle Leute in die Baracken getrieben und Lagerkommandant Wolf sprach kurz. Es werden in der Früh die Atlanticleute in ein anderes Lager kommen und wenn ein Mann von uns draußen getroffen wird, geht er mit jenen mit. Wir wurden eingesperrt, die Türen versiegelt!
9.12.40
3.00 Uhr Tagwache. um 5.00 Uhr Frauengeschrei. Männer werden splitternackt aus den Baracken getrieben und von den englischen Polizisten mit Gummiknütteln verfolgt. Dies dauert bis die Leute bei uns von selbst die Läden öffnen und von selbst die Rechten suchen. Das Notclo wird weggetragen. 10.30 Uhr ist außerhalb der Baracken Leben und Treiben wie bisher. Erst um 12.00 Uhr kam ein englischer Sergeant mit einem Schlosser und öffnete die Türen. Gleichzeitig bekommen wir jetzt erst das Frühstück. Kaffee und Halva. Dann ging die Promenade legal ab. Heute schrieben wir über Ungarn den ersten Brief nach Wien. Es gab um 16.00 Uhr Mittagessen: Krautsuppe mit Reis und Fleisch. Um 18.00 Uhr Abendessen, weißer Kaffee, Margarine, Käse, Zwiebel und Brot ausgegeben. Und auch gleichzeitig wieder abgesperrt. Die Unruhe ging wieder los. Beschwichtigte die Leute in meiner Baracke. Es wurden 1.800 Leute von der Atlantic angeblich nach Mauritius abtransportiert. Um 23.00 Uhr Verlautbarung wegen der Unruhen und Sympathiestreik.
10.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Sympathiestreik begann um 12.00 Uhr nachts. Heute wurde die Menage verweigert. Um 15.00 Uhr Trauerkundgebung für die Toten der „Patria“ und der gestrigen Vorfälle im Lager. 17.30 Uhr Nachmittag Kaffee, Marmelade, Brot. 19.00 Uhr Nachtmahl: Reissuppe mit Fleisch, Käse, Butter, Orangen. 19.30 Uhr wurde wieder die Baracke versperrt. 20.00 Uhr Fliegerangriff, alles in die Baracken, 21.00 Uhr vorbei, dann illegaler Ausgang. 22.00 Uhr vollkommene Ruhe.
11.12.40
6.30 Uhr Tagwache. Aufsperren der Baracken durch die Gafirim. Normales Bild.
12.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Storesfassen. Nichts erhalten als zerrissene Socken. Morgen wird wieder übersiedelt. Bei der Berliner Jugendalijah erhält jedermann ein Liebespackerl von Jugendalijah Jerusalem.
13.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Gepäck von Berliner Bunker wurde gebracht. Wieder nichts für uns dabei. Die Berliner Jugendalijah übersiedeln in Baracke 81. Zank.
14.12.40
8.00 Uhr Tagwache. Appell der Zrifs26. Strenge Ordnung. Umsiedlung der Baracken. Wir bleiben auf 62. Stand wird erhöht. 36 Mann Stand. Zuwachs von fünf M-Leuten.27 Darunter Paul Jaul aus Baden. Nochmalige Reinigung in und um die Baracken. Diensteinteilung. Heute Shabbat. Wenig Essen. Die Frauen und Deutschen müssen abermals übersiedeln, morgen nochmals.
15.12.40
6.30 Uhr Tagwache. Baracke 62 Klosett und Waschraum, Reinigungsdienst. Um 10.00 Uhr Meldung, daß alles geklappt hat. Um 12.15 Uhr Barackenkontrolle, lobende Anerkennung durch den englischen Sergeanten und Offizier. Mittagessen um 14.15 Uhr. Reisfleisch und Brot. Sonst allgemeines Bild. Die Deutschen mußten umsiedeln.
16.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Des Nachts sind fünf Leute vom Block verschüttet worden. Scharfe Kontrolle durch die englische Polizei. Zrifkommandant Appell um 8.30 Uhr. Arbeitseinteilung. 11.20 Uhr englische Kontrolle, Mittag 14.00 Uhr. Postausgabe durch die 28 Hut Kommandanten. Erhielt die erste Karte von Fritz, Freude unendlich groß. Schrieb sofort Antwort. In der Baracke begann ein englischer Kurs.
17.12.40
7.00 Uhr Tagwache. 34 Mann. Sieben Mann kommandiert zur Küche. Da Regenwetter-Reinigung mit Wasser. Olly gab ich einen Staubkamm. Zusammenkunft mit Piskers 3.00-7.00 Uhr. Gepäckausgabe. Hardy und Fritz geschrieben.
18.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Sauwetter. Alltägliches Bild. Drei Briefe von den Kindern und eine Karte von Schaik28 erhalten.
19.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Geschenkte Kleider und Schuhe, alt, zum Verteilen. Brief an die Großmama in Wien über Ungarn „abgesandt“, ein Brief an Hardy. Steffi hat die Schoß vom Kostüm zurückbekommen. Absetzung des Lagerkommandanten Wolf. Wahl durch Zrifkommandanten. Wahlvorschlag ein Lagerkommandant und vier Beiräte durch die Zrifs. Lagerkommandant Dr. Saul (Brünn), Beiräte Ernst Braun (CSR), Dr. Friedental (Deutsches Reich), Göbel (Koshere).
20.12.40
6.30 Uhr Tagwache. Reinigung der Zrifs. Zählung 34 Mann plus zwei Knaben. Sauwetter. Ein Brief mit zwei Photos und eine Karte an Hardy. Kontrolle des englischen Sergeanten. Prima, sonst alltägliches Bild. Wahl verboten.
21.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Angesetzte Inspizierung durch General der Polizei – Gefangeneninspektor Scott. Fand infolge Sturm und Regenwetter nicht statt. Mittag kaltes Fleisch und Kartoffeln. Sehr wenig Zusammenkunft mit Steffi von 14.00-16.00 Uhr, zwei Stunden täglich. Zählung 36 Mann, zwei Kinder und ein Mann Küche.
22.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Zimmerreinigung im Auftrag des Gafirim Sergeanten. Normaler Tageslauf. Steffi hat ihre Schuhe wiederbekommen. Heute das Wetter aufgeheitert.
23.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Tageslauf wie immer. Ein Mann wird durch die Chaverim29 aus der Chevrah30 ausgedrängt (Tiehler). Abends Zählung. Zwei Mann, Jaul und Bader, werden aufgeschrieben vom englischen Polizisten und abgeführt. Später kamen sie wieder. Alltäglicher 2.00 Uhr Ausgang, Zusammenkunft mit Steffi und Olly.
24.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Auswahl geretteter Kleidungsstücke von der „Patria“. 16.50 Uhr Chanukkafeier31 auf freiem Platz. Kuchen. 10 Zigaretten Zubuße. Von 12.00 -16.00 und 16.30-21.00 Uhr zusammen mit Steffi und Olly. Horrahtanz32 – Nachtruhe.
25.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Rapport. Einteilung für den Tag, Woche. Reinigung. Sanitäre Ordnung. Vier Typhusfälle. Zrifkommandanten haben die größten und strengsten Rechte, sind für Baracke verantwortlich. Heute bekamen wir ein Stück 4 Mil Briefmarke. Anzüge und Socken für die, die nichts hatten. Abends ist um 19.00 Uhr (Hut 52) eine Feier33 und Vortrag des Dr. Plan über „Sieg der Makkabäer“, bis 21.00 Uhr zusammen mit Frau und Olly. Kontrolle – Körpervisite!
26.12.40
6.00 Uhr Tagwache – 7.30 Uhr Frühstück, 8.00 Uhr Kübelreinigung, 9.00 Uhr Zimmervisite, 10.00 Uhr Waschraum- und Klosettreinigung. Um obige Zeiten muß alles fertig sein. 10.00-12.00 Uhr Kontrolle.
27.12.40
6.00 Uhr Tagwache. Generalreinigung. Fassung von Seife, Visite blieb aus. Zirkusvorstellung. Spezialessen. Marmeladegermknödel. Sonst allgemeines Bild. Zählung 33+2.
28.12.40
6.30 Uhr Tagwache. Zimmerdienst. Klosettaufsicht, für 10.00 Uhr Gesundheitskommission angesagt. Heute Shabbat, allgemeine Ruhe.
29.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Waschraum und Klosettdienst. Reinigungsdienst. Jaul Egon wegen Aufwiegelei vor Gafirkorporal. Sauwetter.
30.12.40
7.00 Uhr Tagwache. Normaler Verlauf. Deckenaktion. Nichts dabeigewesen. Heute erkältet, Regenwetter. Abends Ausgang bis 21.00 Uhr.
31.12.40
Tagwache 7.00 Uhr. Visite 11.00 Uhr. Zeitungen erhalten, zwei Iwrith -Kurse.3′ Besuche zwischen Frauen und Männern von 12.00-22.00 Uhr Sylvester (1 Orange Steffi gebracht). Trauer wegen Autounglück des Vizebürgermeisters von Tel-Aviv – Dov Hos.
1.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Liste für Entlassung der Jugendlichen von vier bis achtzehn Jahre melden. Trotz Regenwetter Aufwaschen. 14.00 Uhr Eintreffen Jaul aus dem Arrest. Sauwetter.
2.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Nachtvisite 22.00 Uhr. Sonst wie alltäglich. Korrespondenzkarte an Schaik. Sauwetter.
3.1.41
6.00 Uhr Tagwache. Baden von 9.00-10.00 Uhr. Wohltuend. Generalreinigung. Englische Visit-Kontrolle 10.45 Uhr. Belobende Anerkennung, die reinste und schönste Baracke im Lager. „Man sieht es sofort, wer ein Wirt ist.“ Tipp Topp. Chavor Zöllner aus 61.
4.1.41
6.00 Uhr Tagwache. Samstag – Ruhetag. Mittag – kaltes Essen. Zwei Eier, Margarine, Topfen, Halva. Abends schwarzer Kaffee, Topfen, Halva und Rettich. 20.00 Uhr Nachtruhe.
5.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Zrifkommando übergeben an Chaver Gillisgraber. Abends Revolution gegen Lkt. Wolf.
6.1.41
7.30 Uhr Tagwache. Lagerleiter Wolf kam um 9.00 Uhr zurück. Es herrscht vollkommene Ruhe. Zimmerdienst mit Breier. Sperre des gegenseitigen Besuches auf acht Tage, um 7.00 Uhr Lichtsperre. Iwrithstunde.
7.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Licht wieder ab, gestern abends 9.00 Uhr bis 10.00 Uhr offen gewesen, dann ab zwei Uhr früh offen. Heute ging ich zum Arzt wegen Hustenreiz und Bruststechen. 36,5 Temperatur. Provette für Sputum, Urinprobe abgegeben. Durch Arzt nach Haifa zur Röntgenuntersuchung für Montag bestimmt. Angegeben 22.11.39 Rippenfellentzündung beidseitig, rechts stärker, zwei Monate im Spital Brehmen. Im Tagesbefehl wurde Zrif 62 als mustergültig bezeichnet, belobende Anerkennung.
8.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Mit Blockkommandant Debatte wegen mangelhafter Bekleidung. Sergeant Funkelstein und Koplin gratulieren mir zum schönsten und reinsten Zrif persönlich. Inspektor Grabwick (Engl.) schickt mich zum Lagerleiter Wolf wegen meiner Schuhe.
9.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Um 10.00 Uhr soll der neue Lagerkommandant inspizieren kommen. Der Herr Major (früher Sarafand35) war da, nahm Bitten und Beschwerden entgegen. An Hardy einen Brief durch M.N. durchgesandt. Heute beim Arzt ambulatorische Medizin gegen Husten. Diätzusatz erhalten, Orangen und Milchreis.
10.1.41
7.00 Uhr Tagwache. 37,5 Temperatur. Generalreinigung. Dazwischen kam E. L. K. (Englischer Lagerkommandant) Major kontrollieren. 15.00 Uhr Zubuße. 1 Orange und Milchreis. Trübes Wetter.
11.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Temperatur 37 Grad. Samstag Ruhetag. Regenwetter.
12.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Kloaufsichtsdienst. Schuh zu D. gegeben. Abszeß aufgemacht. Mittag das erste Mal ein paar Würstel mit Krautreis, Zubuße eine Orange und Milchreis.
13.1.41
7.00 Uhr Tagwache. 8.00 Uhr beim Revier zur Abfahrt ins Spital nach Haifa. Röntgenologe ins Gericht abberufen. Muß am kommenden Montag wieder nach Haifa. Essen war heute sehr knapp. Iwrithstunde 2.00-3.00 nachmittags Schuhe erhalten.
14.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Frühstück Tee und Marmelade. Heute drei Briefe von Hardy, 24.12., Fritz 25.12., Dora mit zwei Fotos 31.12. Abends kam ein Betar36 Grüße von Dora und Hardy übermitteln.
15.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Beim Zelt hat Herr Eisler meinen Anzug erkannt? Schuhe? Eine Decke. Olly bekam einen Brief von Lisl Hirsch. Eislers Vermutung hat sich leider nicht bestätigt. Essen wird schlechter. Abends beim Vortrag Dr. Wunderlich 78.
16.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Um 1.00 Uhr Lichtkontrolle durch Gafir.31 Eine Karte an Hardy abgesandt. Heute einen Brief an Dora mitgegeben. Gepäcksverlustliste für Mama und Olly geschrieben. Beim Arzt gewesen. Montag nach Haifa ins Röntgenspital. Steffi liegt am Ischias und unwohl. Regenwetter.
17.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung. Baden von 9.00-10.00 Uhr in zwei Partien. Gegenseitige Besuchserlaubnis seit heute. Ab 18.00 Uhr abends wollen die Bulgaren in den Hungerstreik treten, weil sie heute entlassen hätten werden sollen. Stille Andacht. Erew Shabbat38. Dann Streikbeginn.
18.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Ich mit Lukacz E. Zimmerdienst. Frank und Rabl sind zurückgekehrt. Shabbat.
19.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Sturm und Regen.
20.1.41
7.00 Uhr Tagwache. 6.30 Uhr Erdbeben im Bett verspürt. Nach Haifa zur Röntgenaufnahme. Fahrt mit englischen Policemen und Frau Ada (Gafira39 ). Röntgenisiert 13.40 Uhr im Regierungsspital (Lunge) Ankunft in Atlith 14.30 Uhr.
21.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Essenzusatzzettel bei Dr. Auerbach erhalten und abends bei Dr. Auerbach Visite. Am Donnerstag wegen Röntgenbefund nochmals vorsprechen. Medizin und Puder erhalten. Trübes Wetter.
22.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Herrliches Wetter. Nachmittag um Medizin und Pulver. Starke Kopfschmerzen. Wasser abgesperrt bis 6.00 Uhr früh.
23.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Gelenkübungen. Heute Brief von Fritz vom 18.12. erhalten, in Iwrith und Englisch geschrieben.
24.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung. Freitag! Mr. Shoot hält Inspizierung.
25.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Kloaufsicht 7.00-8.00 Uhr. Herr Stiasny liest mir einen Brief von Rephan vor, der vom 14.1.41 war, daß Hardy und Dora bei ihnen zu Besuch waren. Samstag. Heute sehr mageres Essen. Keine Orangen. Nachtmahl 1/2 Paar Würstel.
26.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Kloreinigungsdienst. Waschraumreinigung. Um 15.00 Uhr Versammlung der Revisionisten. Dr. Plau – Neuwahl der Revisionistenorganisation N.Z.O.40
27.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Akognoszierungskommission tagt. Wäsche und Eßgeschirr vor dem Zelt ausgelegt. Steffi sehr stark unwohl.
28.1.41
Tagwache 7.00 Uhr. Diät auf weitere acht Tage erhalten. Haare schneiden lassen; eine Orange (Lewinter).
29.1.41
7.00 Uhr Tagwache. An Hardy einen Brief abgeschickt.
30.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Zimmerdienst mit Lukacz E. Heute ein Paket von den Kindern erhalten. Olly Paket übernommen. Zwei Decken von Stores (Barker) geholt. Für mich und Lukacz E. Inhalt des Paketes: 1 grüner Herrenpullover, 3 Paar Damenstrüm-pfe, 1 schw. gestreifte Bluse, 3 Paar Herrenstrümpfe, 1 braune Weste, 1 Flanelldamen-hemd, 1 grauer Pullover gestreift, 3 Herrenhemden, 1 Tiffinjacke, 2 Handtücher, 1 schw., 1 braune Schoß, 1 Pyjama grün, 1 Bluse, 1 rosa Kleid, 1 lichtblaues Polobluserl, 1 grüne, 1 schwarze Kombination, 2 weiße Trikotleiberl, 1 rosa Trikothemd mit Hose, 1 gelbes Trikothemd mit Hose. 3 Herrentaschentücher, 8 Damentaschentücher, Strickwolle mit zwei Nadeln, sowie ein Schuhanstrich, eine Kot-, eine Glanzbürste und ein Iwrithbuch. Eine Stoffhose la. Von der Wizo41bekommen:1 Pyjama, 2 Paar Strümpfe, 1 Nachthemd, 1 Badefrottiertuch, 1 Zahnbürste, 1 Zahnpasta.
31.1.41
7.00 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung des Zrif. Starker Sturm und Regen. Speziell des Nachts.
1.2.41
7.00 Uhr Tagwache. Samstag. Heute kamen wieder zwei Autos mit Gepäck von der „Patria“! Schönes Wetter.
2.2.41
7.00 Uhr Tagwache. Deckenrevision. Normaler Tag. Wegen Vorentlassung Auskunft.
3.2.41
7.00 Uhr Tagwache. Rochberg. Ein paar Schuhe geborgt.
4.2.41
7.00 Uhr Tagwache. Ein Brief an Hardi (Max) befördert. Diätzettel gestrichen. Zum Arzt vorgeführt. Muß morgen, Mittwoch, wieder zu Dr. Auerbach. Schönes Wetter.
5.2.41
7.00 Uhr Tagwache. Nacht Flieger. Diätzusatz 1-6-7-8-10 (Gelbsucht). Heißes und schönes Wetter. Gerichtsverhandlung wegen Streit und Raufhandel zwischen Bader und Scholl.
6.2.41
7.00 Uhr Tagwache. Zuwachs (Magister Feldmann) von der „Atlantic“ aus Suez zugewachsen. Zwischenfall mit Taft.
7.2.41
7.00 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung im Lager. Inspizierung des englischen Sergeanten. Nachtmahl erhielten wir mittags und Mittagessen am Abend. Erew Shabbat. Laut Lagerkommandobefehl von heute werden ich und Lukacz wieder als Zrifkommandanten42 und respektive Stellvertreter eingesetzt. Trübes Wetter.
8.2.41
6.30 Uhr Tagwache. Klosettaufsichtsdienst von 7.00-21.00 Uhr. Das Zrifkommando wird nicht angenommen. Schönes Wetter.
9.2.41
6.30 Uhr Tagwache. Zur Verlobung eingeladen. Dr. Raabs Tochter (37) mit Platchek (61 = Küche). Um 14.00-16.00 Uhr Verlobung.
10.2.41
7.00 Uhr Tagwache. Ganze Nacht geregnet. Sturm und Wetter bei Tag. Alles eine See. Heute war Pauli zu Besuch. 1/2 Stunde Aufenthalt von 10.30 -11.00 Uhr.
11.2.41
7.00 Uhr Tagwache. Heitert sich auf. Ein Brief von Hardy vom 10.1. heute erhalten.
12.2.41
7.00 Uhr Tagwache. Inspizierung des englischen Kommandanten. An Fritz einen Brief gesandt.
13.2.41
7.00 Uhr Tagwache. Ein Brief nach Yugoslawien an Herta Eisler für Wien. Zur Zahnärztin wegen Prothese. Gestern wurden Mama und Olly photographiert (1067/68).
14.2.41
7.00 Uhr Tagwache. Allgemeiner Reinigungsdienst. Olly hat 38,2 Fieber. Dr. Sasch besuchte sie und behandelte sie. Abends Temperatur 38,8. Dr. Friedenthal gibt Diätzusatz: Zwieback, Orange und Milch. Nachmittag Temperatur 36,8 – Olly besser. Waren bei Mizzi im Spital zu Besuch.
16.2.41
6.30 Uhr Tagwache. Olly wieder wohlauf. War heute 11.00 Uhr beim Arzt. Alles wieder in Ordnung.
17.2.41
6.30 Uhr Tagwache. Zimmerdienst mit Feldmann Boris, Magister der „Atlantic“. Heute wurde fotographiert (Nr. 1066).
18.2.41
6.30 Uhr Tagwache. Trübes Wetter. Olly bekam vom N.Z.O.: 1 Kleid, 1 Garnitur Beinkleider, 1 Hosenkombination, 1 Strumpfhose, 1 lange Hose, 1 Pololeiberl, 1 Paar Schuhe, Putzpasta, Zahnbürste, Hautcreme, 1 Paar Strümpfe.
19.2.41
6.30 Uhr Tagwache. Vortrag über „Atlith und dann?“ Schönes Wetter.
20.2.41
6.30 Uhr Tagwache. Wetter schön. Von Hardi, Fritz und Dora 2 Briefe erhalten. An Hardi Karte abgesandt.
21.2.41
6.00 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung ohne Wasser (Fritzels). Ein Brief vom 22.2. und 25.1. aus Beer Jakob erhalten. Herrliches Wetter. Heute keine Zusammenkunft in den Baracken, nur auf der Straße. Kein Mittag, nur Halva und Margarine, Wasser erst ab 18.00 Uhr wieder bekommen.
22.2.41
Shabatt 7.00 Uhr Tagwache. Zuerst mit Feldmann. Scharfe englische Kontrolle. Belobende Anerkennung durch Mr. Grant und Mr. Wilson. Um 15.00 Uhr wieder Zusammensein in den Zrifs mit den Frauen.
23.2.41
6.30 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung mit Wasser und Lysol. 3 Briefe von Hardy und Fritz erhalten. Ein Brief an Hardy durch Jäcki.
24.2.41
6.30 Uhr Tagwache. Von der Wizo erhalten: 1 kurze Unterhose und 1 Panamahemd. Ärztliche Untersuchung (Kontrolle), bleibe weiter in der Diät. Wieder baden. 5 Orangen.
25.2.41
6.30 Uhr Tagwache. Wieder baden. Kleider und Wäschekontrolle. Vortrag Dr. Plau.
26.2.41
6.30 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung.
27.2.41
6.30 Uhr Tagwache. Schuhe für Mama doppeln lassen für 15 Mils 43
28.2.41
6.30 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung. Olly erhielt heute von Tilde Hermann ein Paket mit Wäsche. Heute wurden die ersten Leute zu ihren Verwandten freigelassen. Erew-Shabbat.
1.3.41
6.45 Uhr Tagwache. Normal wie sonst.
2.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Tschechische Legionäre werden überprüft. Heute erhalten Brief von 6.2.41 (von allen dreien).
3.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Fürchterliches Regenwetter.
4.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Erster offizieller Besuch von draußen. Zimmerdienst mit Feldmann.
5.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Allgemein Tägliches.
6.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Täglicher Besuch öffentlich. Zweiter Besuchstag aus Haifa. Besuch aus Tel-Aviv. Pro Mann je 8 Stück Galil-Zigaretten.
7.3.41
6.00 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung. Besuchstag aus Haifa. Heute 14.30 Uhr die Masarik-Feier. CS-Legion in tschechisch, englisch und Iwrith, schöner Verlauf.
8.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Shabbat – Klosett- und Waschraumreinigungsdienst.
9.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Besuch aus Jerusalem. Heute kamen vom Wiener und Deutschen Bunker wieder Sachen, jedoch total schlecht.
10.3.41
Besuch aus Haifa. Frau Fanny Kohn kam zu Bader und sprach mit Steffi. Nachmittag 14.30 -15.15 Uhr Trumpeldor-Feier.44
11.3.41
6.00 Uhr Tagwache. Gestern Abend von der Sochnuth°S bekommen: 2 Herrenhemden, 1 zerrissene Oberhose. Für Olly eine Short-Hose. Heute allgemeine Reinigung. Besuch von Tel-Aviv.
12.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Erew Purim46 – von Haifa.
13.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Besuch aus Tel-Aviv. Besuch von Oberrabbiner von Jerusalem. 14.30 Uhr am Sportplatz Purimfeier. Ausgang 12.00-16.00-20.00 Uhr.
14.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung – Zimmerdienst mit Lukazs. Besuch aus Haifa.
15.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Nachmittag ein Fußballspiel Wien – Berlin. Ich Torrichter. Wien siegt 5:3.
16.3.41
6.00 Uhr Tagwache. Des Nachts furchtbarer Sturm und Regenwetter, tagsüber anhaltend.
17.3.41
6.00 Uhr Tagwache. Wetter heitert sich aus. Besuch aus Haifa. Heute einen Brief durch Rosa Hruby nach Wien übergeben.
18.3.41
6.00 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung. Zwei Autos zu Besuch aus Tel-Aviv. Fußballmatch Wien B – Misrachi 3:0.
19.3.41
6.00 Uhr Tagwache. Mandes verweigert den Dienst. Nachmittag zwei Wettspiele. Paderborn – Bulgarien 3:0, Wien – Ungarn 5:0 – leitete ich.
20.3.41
6.00 Uhr Tagwache. Besuch aus Tel-Aviv. Heute Brief von Fritz mit drei Fotos erhalten. Fußball CS – Berlin B 3:1.
22.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Gewitterregen – Shabbat. Fr. Pisker wird morgen entlassen.
23.3.41
6.00 Uhr Tagwache. Klosett- und Waschraumdienst. Reinigung. Besuch aus Jerusalem. Von Mama und Olly eine Torte erhalten.
24.3.41
6.00 Uhr Tagwache. Geburtstag, 51. Autobesuche aus Haifa und Tel-Aviv. Fußball CS – Ungarn 2:0.
25.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Herrliches Wetter. Besuch von Haifa und Tel-Aviv. Beim Arzt-37 Fieber. Abszeß auf der Wange. Ankunft von Illegalen. 250 Mädel und 230 junge Männer. Wir erhielten drei Mann Zuwachs. Der illegale Transport47 kam von Konstantinopel per Bahn (Rumänen).
26.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Abszeß auf der Wange. Herrliches Wetter. Heute Neshomelicht48 für Schwiegervater und Kadish gesagt. Besuch aus Haifa.
27.3.41
6.00 Uhr Tagwache. Besuch des lieben Fritz. Ein Paket laut Inhaltsverzeichnis durch Sergeant Sratwigg und Corporal Müller. Ein Rucksack mit einem Anzug und 40 gr. Wolle erhalten. Übergeben von Fritz. Einen Brief von Fritz erhalten. Abends noch 20 Zertifikatsbesitzer Zuwachs.
28.3.41
6.00 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung. 27. Hochzeitstag. Eine Torte und lieber Steffi ein Medaillon geschenkt. Abszeß operiert Dr. Auerbach. 22.30 Uhr werde ich gerufen durch die Gafirim, daß die liebe Mama einen schweren Herzanfall erlitt und Herzinjektion bekam. Auf alles gefaßt, sagte Dr. Auerbach, daß 1. Steffi gerettet sei. Blieb mit Olly die ganze Nacht bei der lieben Steffi. 6.30 Uhr ging ich aufs Zrif.
29.3.41
Bekam permanente Besuchsbewilligung fürs Spital. Liebe Steffi schon besser.
30.3.41
6.30 Uhr Tagwache. Steffi geht’s nach Angabe Dr. Notmann sehr gut. Gesuch für Mama heute durch (Ruth) Dr. Auerbach überreicht. Ein Teil von Kladowo kam an, 200 Leute. Morgen werden die ersten 20 Bulgaren entlassen.
31.3.41
6.30 Uhr Hardy und Dora kamen heute illegal zu Besuch. Dora durfte Mama im Hospital besuchen. Heute kamen wieder zehn Leute. 20 Leute (Bulgaren) verließen Atlith.
1.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Fünf Wiener Jugendalijah Zuwachs. Ein Brief von den Kindern und aus Wien vom 28.12.40 erhalten. Wettspiel geleitet Wien II – Rumänien Jual 2:2 (0:2). Steffi heute aus dem Spital entlassen.
2.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Chamsin49 währte die ganze Nacht. 178 Jualleute und 12 Legale entlassen. Wahnsinnig heißer Tag. Steffis Befinden sehr gut.
3.4.41
6.30 Tagwache. Wasserpumpenbruch. 30 Leute gehen wieder ab = Jual. Steffi drei Anfälle und abends ins Spital getragen.
4.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Lager ohne Wasser. Lieber Mama geht’s Gottlob besser. Wasser zum Waschen wird in Bottichen vom Meer abgeholt (…) Sabbat. Ankunft ein Schiff mit 2.000 illegalen Emigranten in Haifa. Fünf Leute Zuwachs.
5.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Bei der Gepäcksausgabe, der Kapitän kommandiert. Steffi besser.
6.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Steffi besser. 78 Legale kamen wieder an. Mittags schon zwei Tage lang nur Kaffee, Margarine und Topfen.
7.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Chewrah-Kadishah50 meldet noch drei Todesfälle der „Patria“. Dora war illegal hier, konnte aber nicht herein zu uns. Ein Paket von ihr für Olly: 2 Hosen, 1 Kuchen, 1 Zwirn, 1 Hemd und einen Gürtel erhalten. 20 Rabanim5tgingen hinaus. 20 Legale kamen.
8.4.41
6.30 Uhr Tagwache. 75 Legale eingelangt – Wasser läuft schon ab 10.00 Uhr vormittags. 25 Bulgaren werden entlassen. Drei Legale Zuwachs, Stand 63.
9.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Zimmerdienst mit Lukas E. – 117 Entlassene (Dr. Tagschany samt Frau).
10.4.41
6.30 Uhr Tagwache – Tel-Aviv – Hardy war zu Besuch da, Revolte bei den Bulgaren.
11.4.41
5.30 Uhr Tagwache. Sperrung aller Begünstigungen. Heute werden 78 Legale entlassen. Klosett- und Waschraumdienst vom Zrif beigestellt. Sederabend.52 Es war der Leiter der Exekutive hier. Ausgang von 16.00-22.00 Uhr.
12.4.41
7.00 Uhr Tagwache. Erster Pessachtag. Aus Acco bringt zwei Mann und drei Frauen ins Hospital und nimmt zwei Frauen nach Acco gesund aus dem Spital wieder mit. Nachm. Fußball LAG – Auswahl Atlith 6:1.
13.4.41
Ostersonntag. 6.30 Uhr Tagwache. Steffi kehrt um 6.00 Uhr auf Zrif 37 gesund entlassen zurück.
14.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Gafirim in Sommeradjustierung. 160 Legale werden entlassen. Regenwetter.
15.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Olly Geburtstag. Habe eine Sonnenbrille gekauft. Von Dr. Auerbach gesund erklärt. Der Rest von zirka 185 Legalen werden entlassen. Heute links Rippenbruch dreier Rippen, von Dr. Auerbach verbunden.
16.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Temperatur 36, schlechte Nacht. Baracken werden geräumt für Illegale.
17.4.41
5.30 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung.
18.4.41
7.00 Uhr Tagwache. Maskirgedenken.s‘ Ausgang von 10.00-22.00 Uhr
19.4.41
7.00 Uhr Tagwache. Shabbat, herrliches Wetter.
20.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Um 17.20 Uhr Steffis Anfall. Dr. Auerbach dort, glücklich vorüber.
21.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Englische Kontrolle.
22.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Detto.
23.4.41
6.30 Uhr Tagwache. An Kinder einen Brief wegen Freilassung.
24.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Graszupfen.
25.4.41
6.00 Uhr Tagwache. Generalreinigung. Klo- und Waschraumdienst. Bei ärztlicher Visite.
26.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Shabbat.
27.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Menage vertauscht. 17.30 Uhr am Knie operiert von Dr. Auerbach.
28.4.41
6.30 Uhr Tagwache.
29.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Bei ärztlicher Kontrolle, von Fritz einen Brief aus Magdiel erhalten.
30.4.41
6.30 Uhr Tagwache. Ärztliche Behandlung. Alle Legalen bis auf 12 wurden entlassen.
1.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Englische Zählung. Ein Mann der fehlte, wird gesucht. Olly bekommt heute Jual-Zubuße.
2.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung. Freitag.
3.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Shabbat.
4.5.41
6.30 Uhr Tagwache. 170 Hachscharaleute sind aus Stockholm eingetroffen.
5.5.41
6.30 Uhr Tagwache. 4-6 Wochen Befreiung.
6.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Englische Kontrolle. Besuch von Fritz bekommen (2 Schachteln Zigaretten, 2 Seifen, Zahnpasta, Schokolade, Rasierklingen).
7.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Heute konnte keiner vor Hitze schlafen. Chamsin – sehr warm auch bei Tag. Steffi bekam heute schweren Anfall. Injektion und Pulver. Legale gehen alle fort.
8.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Urgenzansuchen wegen Freilassung Steffis an den Highcommissioner in Jerusalem. Lagerleiter Wolf übergeben.
9.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Klo- und Waschraumdienst. Allgemeine Reinigung. Um 14.00 Uhr wurde Steffi von der Ärztekommission aus Haifa untersucht.
10.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Starker warmer Chamsin – gut vorübergegangen.
11.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Frau Max Kohn zu Besuch.
12.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Legale gehen wieder ab. Und die ersten Illegalen, TBC-Kranken entlassen.
13.5.41
6.30 Uhr Tagwache. 15.00 Uhr Anfall Steffi.
14.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Heß gefangen.54
15.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Allgemein wie immer.
16.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung. Ärztliche Kontrolle und englische Kontrolle im Zrif. Habe mich freiwillig als Chauffeur zum Militär gemeldet.
17.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Wilson meldet Wolf die Entlassung aus dem Lager an.
18.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Gafirzählung. Dr. Heinemann bei Steffi. Papadatschi erkrankt, 38,8 Temperatur. Steffi hat heute den dritten Anfall. Habe 18.30 Uhr Dr. Auerbach verständigt.
19.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Morgentemperatur 38,5. 17.00 Uhr Nachmittag 39,8. Fliegerangriff.
20.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Steffis Zustand sehr gut. Fieber gesunken. Großfeuer Richtung Haifa.
21.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Ein Teil der Legalen aus Ungarn werden entlassen.
22.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Olly 39 Temperatur. Klo- und Waschraumreinigung.
23.5.41
6.30 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung. 10 Illegale wurden entlassen. Olly Frühtemperatur 39,7 Stostrovskyss kommt nach der Zählung mit der Nachricht, daß der „Libertas“-Transport in einigen Tagen von der Regierung entlassen werde (ca. 320 Leute).
24.5.1941
6.45 Uhr Tagwache. Gestern hatte Olly 39,5 abends. Heute früh 38,5. Dr. Saxl war bei Olly – besser – heute morgen setzt heißer Chamsin ein – 37,9 Nachmittagstemperatur.
25.5.1941
6.30 Uhr Tagwache. Heute sind es netto 6 Monate.
26.5.1941
6.30 Uhr Tagwache. Sergeant Magmann wieder eingelangt.
27.5.1941
6.30 Uhr Tagwache. Olly wieder genesen. Es kamen wieder Legale an und gingen wieder Legale weg.
28.5.1941
6.30 Uhr Tagwache. Fliegerangriff mit Schrapnell.
29.5.1941
6.30 Uhr Tagwache. Olly Diätzubuße erhalten.
30.5.1941
6.30 Uhr. Allgemeine Reinigung, von Fritz ein Brief aus Magdiel erhalten vom 10. dieses Monats.
31.5.1941
6.30 Uhr Tagwache. Shabbat.
1.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. Shawuoth-Maskir56 10.00 Uhr.
2.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. Klo- und Waschraumdienst.
3.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. Graszupfen.
4.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. Brief an die Kinder abgesendet. Telegramm an Ch. Weizmann. Coser meldet endlich den Abgang des Bulgaren-Transports in nächster Zeit.
5.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. Frauen – Allgemeine Reinigung.
6.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung – Erew – Shabbat.
7.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. Waschraumdienst ich. Heute starker Regen.
8.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. Besuch von Jerusalem.
9.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. 50 Mann plus 27 Frauen und Kinder = 77 Bulgaren gehen frei. Steffi zur Stostrovsky-Aufnahme wegen Adresse der Kinder. Dora und Hardy illegal zu Besuch, durften leider nicht mit uns sprechen. Steffi Anfall. Fünf Legale aus Polen und Rußland, China eingetroffen.
10.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. Graszupfen. Brief aus Magdiel von Fritz erhalten. Zweiter Nachtangriff.
11.6.1941
An Fritz einen Brief abgesandt. Drei Todesfälle an Typhus. 3. Nachtangriff.
12.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. Demonstration der Frauen – von Haifa sehr schwacher Besuch.
13.6.1941
Allgemeine Reinigung. Die Leute aus „Acco“ wachsen zu. Rest der Bulgaren geht ab.
15.6.1941
Sonntag. Heute Entlassung von 75 Patria A-E Leute (alphabetisch). A-E nach Alter und Fach.
16.6.1941
6.00 Uhr Tagwache. Um 9.00 Uhr Verlautbarung, daß A-F Kinder und Elternteile – 82 Stück – abgehen. A-F.
17.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. 1 Paar Doppler, Olly und Mama Absätze richten. Eine Leinenhose für 2 Eier gekauft. Heute werden wieder 82 entlassen (F-L). Auf der 4. Liste sind Mama und Olly darauf und gehen morgen ab.
18.6.1941
Mutter und Olly sind frei, 11 Uhr abgefertigt und in Autobus weggefahren – wieder 80 Leute (L-R).
19.6.1941
Heute gehen 78 Maapilim und 16 Legale (R-St) ab. Stostrovsky verlangt Listen über diejenigen Ehepaare und Kinder, die bereits entlassen wurden.
20.6.1941
Allgemeine Reinigung. Ein Legaler durchgegangen. Neue Liste für Entlassung wird avisiert (Ste-W).
21.6.1941
Sabbat – Zählung – Kontrolle.
22.6.1941
Sonntag. Eintreffen von Legalen aus Bombay. Die Entlassung unterbrochen.
23.6.1941
Keine Entlassungen – Klo- und Waschraumdienst.
24.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. Keine Entlassungen. Schreibe einen Brief an Hardy respektive Mama.
25.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. Heute wieder Freilassungen (A). Brief an Hardy samt Rezept abgesandt.
26.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. 12 Legale und Frau Halper gehen frei.
27.6.1941
Allgemeine Reinigung – Kontrolle. Zum Zahnarzt gerufen wegen Prothese.
28.6.1941
Sabbat.
29.6.1941
6.30 Uhr Tagwache. Liste für 21 Ungarn und Bulgaren. Gehen morgen ab.
30.6.1941
Sechs Papadatschi-Fälle im Zrif. Mr. Grant inspiziert das Lager. Ich erhalte ein Paar Schuhe.
1.7.1941
6.30 Uhr Tagwache. Steffi schickt Grüße. Angeblich durch Dr. Hirschl.
2.7.1941
5.00 Uhr Zählung. Ein Legaler geht ab. Vom Zrif zwei Mann. 1 Dysenterie – 1 Typhus.
3.7.1941
5.00 Uhr Tagwache. Wassertragen mit Ing. Hemburger. Heute ein Zahn, unten rückwärts, plombiert durch Frau Dr. Miriam Scheuer aus Tel-Aviv.
4.7.1941
5.00 Uhr Tagwache. Allgemeine Reinigung. Desinfizierung der Decken, Strohsäcke und des Zrif. Abdruck des Gebisses durch Dr. Stern aus Haifa. Strafweise kein Besucheremp- fang für acht Tage.
5.7.1941
Shabbat. Scott war da.
6.7.1941
5.00 Uhr Zählung. Brief an Mama gesandt. Brief von Mama erhalten. Neue Adresse Herzlstraße 92/111.
7.7.1941
Neun Liberta-Leute frei, einer Patria. Brief des Herrn Schuster an Steffi gesandt.
8.7.1941
Waschraum- und Klodienst.
9.7.1941
Spitaldienst 8.00-9.00 Uhr vormittags. Frau Dr. Scheuer ein Zahn rechts unten plombiert.
10.7.1941
Allgemeine Reinigung. Laufgrabenarbeit 9.00-11.30 Uhr. Zahnprothesenanprobe.
11.7.1941
5.00 Uhr Tagwache – Zählung.
12.7.1941
5.30 Uhr Tagwache. Shabbat abends bekam ich Fieber – Papadatschi.
13.7.1941
Temperatur 38,2 – 38,7 – 40
14.7.1941
Temperatur 40,2 – 38,8 -37,8
15.7.1941
Temperatur 37 – 36,8 – 36,3
16.7.1941
Temperatur 35,6 – 36,2
17.7.1941
Zeitweise noch bettlägrig.
18.7.1941
Allgemeine Reinigung. Erhielt heute meine Zahnprothese obere – untere bei Anprobe gebrochen.
19.7.1941
Shabbat – einen Brief geschrieben.
20.7.1941
Derselbe (Brief) geht heute ab. Haare geschnitten.
21.7.1941
5.30 Uhr Tagwache. Rosa Brief erledigt.
22.7.1941
Diätzettel für Papadatschi Nr. 307 1-3-6-7-8-11
23.7.1941
Waschraumdienst und Klodienst.
24.7.1941
Graszupfen und graben. Eine Plombe.
25.7.1941
Allgemeine Reinigung. Untergebiß erhalten und Gebiß abgeschliffen. Erew-Shabbat. Eine Karte von Fritz erhalten.
26.7.1941
Shabbat. Gestern an die Sochnut Liste der Zurückgebliebenen Angehörigen abgegeben.
27.7.1941
Einen Brief an Hardy (Ing. Novak) übergeben. Einen Brief von Dora an Josef Benator (Akko). Frau Engel (Landstraße III. Bezirk) an Kopftyphus gestorben.
28.7.1941
Papadatschi zum zweiten Mal. 38 – 38,5 -39
29.7.1941
38,9-38.
30.7.1941
37-36,8.
31.7.1941
36,4 – 36,5 – fieberfrei. Erhielt heute Brief von Familie.
1.8.1941
Allgemeine Reinigung – Shabbateingang.
2.8.1941
Shabbat. Heute an Steffi geschrieben. Morgen aufgeben.
3.8.1941
Tishebov – Brief expediert.
4.8.1941
Tagwache und Zählung 5.30 Uhr früh.
5.8.1941
Zum Arzt. Normal.
6.8.1941
Diätzettel für zweite Papadatschi. 377 1 – 6 – 7 – 8 – 11.
7.8.1941
Einen Brief an Steffi (durch Taft) gesandt. 68 Legale aus Japan eingetroffen.
8.8.1941
45 Legale und Herr Brand und Feldmann gehen ab. Allgemeine Reinigung, Waschraum- und Klodienst.
9.8.1941
Shabbat – Beginn der Schule.
10.8.1941
Sonntag. Rest der Legalen gehen ab.
11.8.1941
Montag. 5.30 Uhr Tagwache.
12.8.1941
Dienstag. 5.30 Uhr Tagwache. Besuch von Steffi. ein Paket erhalten. Ein Kleid Frau Fleischmann, ein Paket an (…) übergeben.
13.8.1941
Mittwoch – Arbeitsstreik.
14.8.1941
Wizodiät (1 Ei und Trauben) ab heute.
15.8.1941
Wizodiät (1 Ei und Trauben), Milchreis und Milch. Allgemeine Reinigung. Inspizierung – Major Scott mit Wilson. Patria von Highcomissioner freigegeben. Verlautbarung.
16.8.1941
Drei Kranke gehen ab.
17.8.1941
Verlautbarung der Freilassung der Kosheren.
18.8.1941
Verlesung für die Getrennten. Referenzangabe: Hardy und Fritz, Irma und Marion. Ausarbeitung der Karteikarte.
19.8.1941
Jubel im Lager. Ein legales Ehepaar kommt aus Syrien an. H. Lengsfelder avisiert ein Paket – nicht bekommen.
20.8.1941
ASA/DA soll heute kommen. Ist nicht erschienen, dafür vier Herren der Sochnuth. Freitag Nachmittag Einteilung.
21.8.1941
Unheimliche Unruhe und Erregung im Lager. Kolossale Spannung. Um 10.00 Uhr erscheint die Kommission der Sochnuth. Wurde um 14.00 Uhr vorgerufen. Daten von Familienmitgliedern wurden aufgenommen, bekam keine Karte für Krankheit, wurde nicht zum Arzt geschickt und nicht untersucht.
22.8.1941
Kommission tagt heute weiter.
23.8.1941
Sabbat – Waschraumdienst – gehe nicht.
24.8.1941
Kommission tagt weiter.
25.8.1941
Detto (Montag), Kommission tagt wieder.
26.8.1941
Dienstag. Baden im Meer. Zrif 62 ohne mich, da marod. Bronchitis, bei ärztlicher Visite 36,8. Czechische Legion geht morgen ab.
27.8.1941
Landesoberrabbiner Dr. Herzog als Gast. Restliche „Libertat“ und vier Ehepaare gehen weg. Czechische Legion 94 Mann abgegangen.
28.8.1941
Kommission der Misrachi tagt.
29.8.1941
Allgemeine Reinigung. Kommission ist da. Geht jetzt nach allgemeinem reguliertem A B C.
30.8.1941
Shabbat.
31.8.1941
Graszupfen. Kommission ist da. Holt freiwillige Balmachomes.57
1.9.1941
Montag. Assentkommission tagt im Zrif 57 (PAF und Poln.). Resultat: 15.00 Uhr Schluß Ergebnis = 31 Mann sofort mit Lastwagen abgefahren nach Sarafand.
2.9.1941
Einen Brief abgesandt und einen an Dora. Besuch aus Tel-Aviv soll kommen – nicht eingetroffen das Auto.
3.9.1941
Otto Popper zu Besuch.
4.9.1941
Mr. Grant inspiziert. Besuch aus Haifa.
5.9.1941
Allgemeine Reinigung. Neun Leute (Kranke) werden entlassen. Reiniger teilt mir mit, daß die drei Mädel heute von Tel-Aviv nach Talpiot in die Schule kamen.
6.9.1941
Shabbat – Verlautbarung der Maapilim deren politische Einwandfreiheit schon bestätigt ist.
7.9.1941
Auto aus Jerusalem. Czechen gehen nach Syrien am Mittwoch.
8.9.1941
Waschraum und Klodienst. Liste für 37 Leute und sechs Kinder ohne Eltern.
9.9.1941
Zweite Liste trifft ein. Besuch aus Tel-Aviv. Werde verlesen zur Entlassung. H. Hauser gab eine Schachtel Tabak. Vorlesung der zweiten Liste – bin frei. 37 Leute gehen morgen ab (mit mir).
10.9.1941
Mittwoch – gehe ab -1/210 Uhr abgefertigt. 37 Leute. Um 13.00 Uhr Ankunft in Tel-Aviv (Abfahrt Athlit 10.20 Uhr). Überraschung bei unseren!
11.9.1941
„Ezra“ wegen Lebensmittel und Unterstützung bei der Abfertigung Sochnuth dann Hitachdut Ole Austria,58 Anweisung nach Arbeit- Anstreicherei. Histraduth – zur Ezra.
12.9.1941
Besuch bei Dr. Eckstein wegen Konfektionsarbeit für Mama. Besuch bei Artur Baar wegen Kleider und Wäsche und Posten für Fritz und mich.
13.9.1941
Erster Shabbat in Tel-Aviv. Ausflug nach Ramat-Gan. Einladung Artur Baar zum Match und in sein Heim. Fußballwettspiel Makkabi T-A: Hapoel Ramat Gan 4:1 (3:0). Abends bei Baar Gast – Nachtmahl.
14.9.1941
Baar bemüht sich erst bei Histadruth, dann bei Sochnuth. Werde für morgen zur Ezra Socialit59 (Referent Frau Landsberg) bestellt. Besuch bei Frau Nittmann.
15.9.1941
Montag: zur Ezra Socialit. 1,- Pfund erhalten. A conto Abfertigung von Sochnuth für Miete.
16.9.1941
Durch Artur (Baar) zu Ford empfohlen – nicht angenommen.
17.9.1941
Besuch bei Fritz K. Artur – abends Schiedsrichterverband.
18.9.1941
Abfertigung bei der Sochnuth zwei Pfund nicht erhalten, da man nur 1,50 Pfund geben will.
19.9.1941
Von der Sochnuth Anweisung 1 Eisenbett, 1 Matratze und 1,50 Pfund erhalten.
20.9.1941
Zu Besuch bei Schaik in Magdiel.
21.9.1941
Erew Rosch Haschanah60.
Josef Nemschitz arbeitete in Palästina
als Hinausschmeißer in einem Billardcafé
ANMERKUNGEN
1 Schwager(?) Storfers und dessen Delegierter im Balkanraum.
2 Misrachi ist ein religiös-zionistischer und Patronka ist ein streng religiöser Verband
3 Schicker = betrunken.
4 Chawer, Chawerim, Chawera, Chawerot: wörtl. Kamerad, Freund, Genosse, im Kontext der zionistischen Bewegung gebraucht für Mitglieder von zionistischen Organisationen.
5 Abkürzung für Kultusgemeinde
6 Appell: Die Abhaltung von Appellen, oft verbunden mit dem Hissender zionistischen Flagge, war in den zionistischen Jugendbünden üblich. Dieser Brauch ist, wie einige andere militärische Elemtente, auf den Einfluß der Pfadfinderbewegung zurückzufüren.
7 Wahrscheinlich Abkürzung für den Dampfer „Rositta“
8 Panama bezieht sich vermutlich auf die Beflaggung der „Rositta“.
9 Ein Sondergebet, welches vor den hohen Feiertagen-Neujahr-eingeschaltet wird, vor dem Frühgebet am Morgen.
10 Hebräischer Name des Neujahrsfestes, Erev ist der Vorabend
11 Maskirut; Maskir = Manager, Sekretär (z.B. eines Kibbuz)
12 Versöhnungstag
13 Soll möglicherweise „Pentscho“-Leute heißen.
14 Koscher, Kaschrut = Essen gemäß der rituellen Speisevorschriften
15 Griechische Insel der Kykladen, in der Nachbarschaft von Milos.
16 Letzter Tag des Laubhüttenfestes Erklärung: Neujahr -Rosh Hashanah nach jüdischem Kalender fällt auf den 1. Tishri (siebter Monat) und 2. Tishri.
Versöhnungstag – Jom Kippur am 10. Tishri.
Laubhüttenfest – Sukkoth – erster Tag 14. Tishri – darauf sechs Halbfeiertage – 7. Tag Simchath -Torah, 8. Tag – Sheminei Azereth. In Israel werden nur ein Tag Neujahr und sieben Tage Laubhüttenfest gefeiert. Statt zwei und acht.
17 Wahrscheinlich für Zwieback zum Frühstück.
18 Internierungslager illegaler Einwanderer bei Haifa
19 Orientalische Süßspeise
20 Hebräisch für Party
21 „Hatikwah“, heute Nationalhymne des Staates Israel, vormals der Zionistischen Weltorganisation, Worte von Imber, Melodie basiert auf „Moldau“ von Smetana
22 Hebräisch für Erez-Israel . Zur Zeit des Englischen Mandats war der Name des Staates „Palästina – EI“
23 Gruppen von Langzeithäftlingen, Bulgaren und Ungarn
24 Jüdischer Hilfspolizist der englischen Polizei
25 Jual Abkürzung für Jugendalijah
26 Hebräisch Baracken (richtig = Zrifim).
27 M-Leute vielleicht Misrachi
28 Karl Rephan, wohnhaft in Magdiel (Dorf nahe Petach-Tikwah)
29 Hebräisch: Freunde oder Mitglieder.
30 Gesellschaft, Verband
31 Lichterfest – Aufstand der Makkabäer gegen die Griechen
32 Volkstanz der zionistischen Jugendbewegung
33 Das Chanukka-Fest, dasachttägigeLichterfest, wird (etwa um die Weihnachtszeit) zum Gedenkenanden Sieg der Makkabäer gefeiert: eine kleine Schar von Kämpfern unter Führung von Judas dem Makkabäer hatte sich im 2. Jahrhundert v. Chr. gegen Antiochos IV. Epiphanes, König von Syrien erhoben, der den griechischen Götterkult als Staatsreligion eingeführt, sich selbst zur Gottheit erklärt, den Tempel ge-schändet und den Juden die Ausübung ihrer Religion verboten hatte. Die Makkabäer schlugen den Feind und weihten den entheiligten Tempel neu; Chanukka bedeutet soviel wie Weihe.
34 Iwrit: das Modernhebräische im Unterschied zum Bibelhebräisch, Dov Hos: 1894 in Rußland geborener Zionist, kam mit der „Zweiten Alija “ ins Land, spielte in den zwanziger- und dreißiger Jahren eine wichtige Rolle als zionistischer Diplomat und in der zionistischen Arbeiterbewegung.
35 Englisches Militärlager im Inneren des Landes
36 Jugendgruppe der Revisionistischen Partei
37 Gafir, Gafrim, Gafira, Gafirot
38 Vorabend des Samstag
39 Weibliche Hilfspolizistin.
40 Abkürzung für Neue Zionistische Organisation
41 Abkürzung für Women’s International Zionist Organisation: intemationale zionistische Frauenorganisation
42 Zrifkommandant: zrif = Hütte, Baracke
43 15 Mils = 15/1000 eines Pfundes, 10 Mit = 1 Piaster
44 Trumpeldor: Yosef Trumpeldor war der Schöpfer der Idee, Arbeitslegionen in Palästina zu gründen, zur Pionierabeit und als Wegbereiter einer Masseneinwanderung. Die Legion („Gdud Avoda“), wurde 1920 gegründet, einige Monate nach dem Tode Trumeldors bei einem arabischen Angriff. Die Revisionisten benannten ihre Jugendorganisation „Betar“ nach Trumpeldor („Betar“ ist die Abkürzung von Brit Trum peldor).
45 Sochnut: hebr. für Jewish Agency
46 Festtag ein Monat vor Ostern – Geschichte des Buches Esther
47 Höchstwahrscheinlich handelt es sich um die Ankunft jener Gruppe von Leuten des Kladovo-Transportes, die noch kurz vor dem deutschen Überfall auf Jugoslawien mit Zertifikaten über den Landweg nach Palästina reisen konnten.
48 Neshomelicht, Kaddisch: Lobpreisung Gottes, wird im Gottesdienst und von Trauernden gebetet als Bekenntnis ihres Glaubens an Gott.
49 Heißer Wüstenwind
50 Beerdigungsgesellschaft
51 Rabanim vielleicht: rabbinisch
52 Sederabend: („seder“ = „Ordnung“): die Ordnung, nach der sich die häusliche Zeremonie am Pessach vollzieht: Feier am Vorabend des Pessachfestes, des Festes zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten. Das Pessachfest (entspricht zeitlich etwa dem Osterfest), das Frühlingsfest, das die Wiedergeburt der Natur und Israels Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft feiert.
53 Maskirgedenken: Maskirandacht = Totengedenkfeier
54 HeB gefangen: Rudolf Heß, seit April 1933 „Stellvertreter des Führers“ als Parteiführer der NSDAP, nach Hitler und Göring dritthöchster Würdenträger in der NS-Parteihierarchie; zu Kriegsbeginn war er zu Hitlers zweitem Nachfolger (nach Göring) ernannt worden. Eine rätselhafte Tat setzte seiner Karriere 1941 ein Ende: er flog am 10. Mai allein mit einem Jagdflugzeug nach Schottland und sprang mit einem Fallschirm in der Nähe des Wohnsitzes des Duke of Hamilton ab, den er davon überzeugen wollte, daß Hitler Großbritannien in Ruhe lassen würde, wenn es ihm freie Hand in seiner Lebensraum-Politik in Osteuropa ließe. Sei dies nicht der Fall, wäre eine völlige Vernichtung die Folge. Heß wurde – zu seiner Überraschung – gefangengenommen und als Kriegsgefangener behandelt, in Deutschland wurde er von Hitler für wahnsinnig erklärt. HeB wurde 1946 in Nürnberg der Prozeß gemacht, er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, saß im Kriegsverbrechergefängnis Berlin-Spandau, starb vor wenigen Jahren (Quelle: Robert Wistrich, Wer war wer im Dritten Reich? Ein biographisches Lexikon, Frankfurt/M 1987).
55 Stostrovsky, S/S „Libertas“: der unter Panamaflagge laufende Dampfer war noch kurz vor dem Kriegseintritt Italiens mit 390 revisionistischen Flüchtlingen, großteils aus Bulgarien, von Burgas nach Palästina gelangt.
56 Schawuot: Wochenfest, daß zu Ehren des Gedenkens an die Offenbarung am Sinai, gefeiert wird, entspricht dem Pfingstfest)
57 Jiddisch für Soldaten oder Rekruten.
58 HOA = Hitachdut Ole Austria, landsmannschaftliche Organisation der österreichischen Einwanderer in Palästina, Histadrut = Arbeiterorganisation, Gewerkschaft
59 Sozialhilfe, Sozialfürsorge
60 Rosch Haschana: das jüdische Neujahrsfest, Beginn einer zehntägigen Bußzeit, die mit dem Jom Kippur endet; fällt in den Herbst; der jüdische Kalender wird anders gezählt als der gregorianische; die Kalender jahre werden fiktiv vom Tag der Schöpfung an gezählt und nach den Mondphasen berechnet.