Verbunden mit der Vergangenheit
Eine Telefonzelle für die Erinnerungen an das Konzentrationslager in Melk.
Eröffnung am 6.9. um 10:30 auf dem Rathausplatz in Melk. Am 8.11. übersiedelt die Telefonzelle vor die Gedenkstätte. Ein Gedenkprojekt im Rahmen des Viertelfestifals NÖ von Gregor Kremser und Robert Streibel
Ab 6. September wird auf dem Hauptplatz von Melk eine Telefonzelle zur Erinnerungszelle umfunktioniert. Das Telefonbuch ist eine Liste mit Namen und Hinweisen auf die zu hörenden Geschichten. Luise L hat als Telefonisten im Postamt Melk gearbeitet und Gespräche verbunden. Ihre Geschichte steht im Zentrum dieser Telefonzelle, die die Verbindung zur Vergangenheit herstellt.
Zu den Hörtexten: Hörtexte KZ Melk
\“Na mir ham die ja gesehen, jeden Tag. Zwischen Melk und Loosdorf ist der Wachtberg und da ist eine Munitionsfabrik gebaut worden, durch die KZler, die sind im 44er Jahr gekommen. Das Militär ist abgezogen und die KZler sind dort hineingekommen in die Kaserne. Die sind jeden Tag von der Kaserne hinuntergeführt worden durch die Stadt zum Bahnhof. Solche Figuren kann man sich gar vorstellen, furchtbar, ausgemergelt, jeder hat seinen Topf mitnehmen müssen, weil sie nicht austreten durften. Das hat die Bevölkerung gesehen. Und dann die Züge, die nach Mauthausen gefahren sind auf der Westbahn, in Viehwagen. Am Bahnhof, da haben sie die Hände herausgestreckt, das habe ich gesehen, das ist mir in grausiger Erinnerung\“, erzählt die 92jährige Luise L. über die Zeit des Nationalsozialismus in Melk. Als Schutz vor den alliierten Bombenangriffen wurde für Steyr-Daimler Puch AG unter dem Decknamen\“Quarz\“ eine unterirdische Fabrik errichtet. Der Mangel an technischen Geräten führten dazu, dass nahezu alle Arbeiten unter Tag mit der Hand durchgeführt werden mussten, die Häftlinge standen oft knöcheltief im Grundwasser und das Fehlen von Sichheitsmaßnahmen führten zu Unfällen, so wurden Häftlinge durch herabbrechenden Sandstein verschüttet. Luise L hat auf dem Post- und Telegrafenamt gearbeitet und kurz vor Kriegsende durch Zufall mitgehört, wie der Kommandant des Konzentrationslagers Melk in Mauthausen nachgefragt hat, was mit den 3000 J (sprich Juden) bei Evakuierung des KZs zu geschehen habe.\“Die sprengen sie in die Luft\“ war der Kommentar. Dazu ist es dann nicht mehr gekommen, die Häftlinge wurden zwischen 11 und 15. April 1945 Richtung Ebensee verfrachtet, in Fußmärschen per Schiff und per Bahn. Die, die zu schwach waren, die zusammengebrochen sind, wurden auf dem Weg erschossen.
Nur mehr wenige Menschen erinnern sich an diese Ereignisse. ZeitzeugInnen erreichen ein Alter, wo sie bald nicht mehr Zeugnis ablegen können. Im Rahmen des Projektes\“Geschichte(n) in Melk\“ von Alexander Hauer, Mag. Gregor Kremser und Dr. Robert Streibel, das mit Unterstützung des Viertelfestivals durchgeführt wird, können diese Erinnerungen bewahrt und in einer ungewöhnlichen Form Interessierten zugänglich gemacht.
Häftlinge aus dem KZ Melk aus dem Archiv von Dr. Bertrand Perz kommen ebenso zu Wort wie der Historiker selbst, der als erster die Geschichte dieses Außenlagers dokumentiert hat. Im November dieses Jahres wird die Telefonzelle in die unmittelbare Umgebung der Gedenkstätte übersiedeln und so für BesucherInnen eine erste Anlaufstelle und Informationsspeicher über dieses KZ darstellen.
Informationen unter www.judeninkrems.at Personen, die noch Erinnerungen an das Konzentrationslager Melk haben, melden sich bitte bei
Dr. Robert Streibel 0664/52 35 277 oder Mag. Gregor Kremser
Die Titel der Ausschnitte Verbunden mit der Vergangenheit Wenn Sie den Hörer abheben, hören Sie Σ Sie können auch die einzelnen Geschichten direkt anwählen
- Ein Gespräch, dass ich nie vergessen werde. Eine Telefonistin am Telegrafenamt in Melk erinnert sich.
- Die Gründung des Konzentrationslagers in Melk Der Historiker Univ.-Doz. Dr. phil. Bertrand Perz
- Über Auschwitz, Mauthausen nach Melk Der ungarische KZ-Häftling Andrew Sternberg
- Die Situation der KZ-Häftlinge in Melk Der Historiker Univ.-Doz. Dr. phil. Bertrand Perz
- Mit der ganzen Familie verhaftet Der polnische KZ Häftling Jerzy Michnol
- Das KZ Melk: Was konnte man wissen? Der Historiker Univ.-Doz. Dr. phil. Bertrand Perz
- Wie die Leute hinausgetrieben wurden Berta Plankl erinnert sich
- Fluchtversuche aus dem KZ Melk Der Historiker Univ.-Doz. Dr. phil. Bertrand Perz
- Blood and hope Rede des ehemaligen KZ-Häftlings Andrew Sternberg bei Gedenkfeier 2008
- Der Umgang mit der Geschichte des Konzentrationslagers in Melk nach der Befreiung Der Historiker Univ.-Doz. Dr. phil. Bertrand Perz
- Ein bewegender Moment Rede des Vertreters der französischen KZ-Häftlinge
- Den Krieg haben wir eh schon verloren Eine Telefonistin am Telegrafenamt in Melk erinnert sich.