21. Das Schicksal der vertriebenen Kremser Juden 2

Das Schicksal der vertriebenen Kremser Juden 2
Im folgenden soll kursorisch der Wissensstand über das Schicksal der vertriebenen Kremser Juden präsentiert werden, wobei nur jene Familien berücksichtigt wurden, die 1938 noch in Krems lebten. Hauptsächlich wurden als Quellen für diesen Abschnitt Interviews und Briefe herangezogen.

Otto, Anna, Herta ADLER
Krems, Dinstlstraße 10
Ab 1938: 1010 Wien, Grünangergasse
Otto und Anna Adler wurden am 26.1.1942 nach Riga deportiert
Herta Skrow (Adler) gelang die Flucht nach England

Otto Adler ließ sich im Jahr 1909 in Krems nieder und spezialisierte sich auf den Antiquitätenhandel, die Möbelproduktion und die Erzeugung von Stilmöbeln. Möglicherweise sind heute noch einige Möbelstücke aus der Tischlerei Adler in Krems in Ver´wendung, denn beim Bau des Kreisgerichtes erhielt Otto Adler einen Auftrag für Büroschränke mit Rollbalken während er für das Brauhaus die Bar errichtete.‘ Die Erinnerungen ehemaliger Arbeiter und Nachbarn an Otto Adler sind dürftig und banal angesichts der Ermordung des Ehepaares. Hans Tüchler, dessen Eltern ein Friseur-geschäft in unmittelbarer Nähe des Hauses hatten, in dem die Adlers wohnten,‘ erinnert sich daran, auf dem Fahrrad Otto Adlers Radfahren gelernt zu haben: „Der hat sich viel gefallen lassen von uns. Dem haben wir immer in der Mittagspause das Radl gestohlen, er hat’s nämlich immer im Hof hingestellt. Für uns Buben war das das einzige Fuhrwerk. Er hat sein Mittagsschläfchen gehalten. Manchmal ist es bei uns später geworden, da hat er dann zu Fuß in die Fabrik gehen müssen.“4 Die Bruchstücke, die auf die Einschätzung des „Anschlusses“ durch die Adlers schließen lassen, sind widersprüchlich. Hans Tüchler berichtet, daß Frau Anna Adler nach dem Anschluß ins Geschäft gekommen sei um zu fragen: „Frau Bohusch, ich bitte Sie, darf ich weiter frisieren kommen, wenn’s Ihnen möglich ist, alleine kann ich mir nicht helfen.“5 Die berichtete Selbstverständlichkeit, mit der die Befürchtungen entkräftet worden sein sollen („Ja um Himmels willen, wollen’s Ihnen vielleicht noch entschuldigen deswegen“),‘ müssen auch im Kontext des Interviews bewertet werden.‘ Herta, die Tochter von Otto und Anna Adler, die 1938 nach England fliehen konnte,‘ schreibt in einem Brief „I lost both my parents and some of my famliy murdered in Auschwitz.“ Das letzte Mal sah die Tochter ihren Vater im Kreisgericht Krems. Otto Adler wurde nach Angaben seines Mithäftlings Oskar Wolter vom kommissarischen Verwalter der arisierten Kremser Betriebe, Felix Wolf, damit erpreßt, daß er nur dann seine Tochter vor der Abreise nach England noch einmal sehen würde, wenn er dem Verkauf seiner Tischlerei an Hermann Geppert zustimme‘ Nach den Berichten von Johann Wurm, der einige Jahre bei Otto Adler als Hilfsarbeiter beschäftigt war(„Ich hab‘ dort den Geschäftsdiener gemacht, da haben sie Öfen gehabt mit dem Leim, da hat man aufpassen müssen, daß nichts anbrennt, ich war halt der letzte beim Nach-Hause-gehen.“),“ habe Adler, als er ihn nach dem „Anschluß“ einmal in der Stadt getroffen habe ganz verwundert getan, als ihm der ehemalige Arbeiter die brenzlige Situation erläuterte („Das wird kein gutes Ende nehmen, fahren’s ab, so schnell Sie können.“)“ Über Adler als Firmenchef kann Johann Wurm nur das Beste berichten, die Tatsache, daß er für seinen Chef regelmäßig die Schuhe austragen durfte, damit ihn die Hühneraugen nicht so schmerzten, ist für ihn unvergessen. Nicht vergessen oder verziehen hat Alfred Silbermann seinem Lehrherren, daß ihn dieser nach Beendigung seiner Lehrzeit nicht länger als die vorgeschriebene Pflichtzeit beschäftigt hat: „Der hatte so viele christliche Arbeiter, an die 30, er hätte mich noch ein bißerl länger halten können.“ Der Arbeitstag von Alfred Silbermann begann um 5 Uhr Früh, der erste Weg war zur Wohnung der Adlers, um den Schlüssel für die Werkstatt zu holen, um die großen Schartenöfen zu heizen, damit die Räume warm und der Leim fertig war. Nach dem Abstauben im Geschäft trug Alfred Silbermann als Lehrbub zwei Kübel Kohlen und Holz in die Wohnung des Chefs, um anschließend die Jausenwünsche aufzunehmen. Im ersten Jahr habe er nur ein bißerl geleimt und vor allem geschliffen: „Wir haben die Barockfüße gehabt und die mußte man ausschleifen mit Glaspapier. Du kannst Dir nicht vorstellen, was das für eine Drecksarbeit das war, die vielen Ritzen.“13 Paradox war für Alfred Silbermann die Tatsache, daß der Holzbildhauer, der die Barockfüße und diverse Aufsätze für die Stilmöbel Otto Adlers schnitzte, ein vehemen-ter Antisemit war. „Er hat vom Juden gelebt und den Völkischen Beobachter gelesen.““ Dieses Beispiel ist sicherlich kein Beweis dafür, daß der Antisemitismus in Krems keine Rolle spielte, sondern zeigt im engmaschigen Netz einer Kleinstadt, daß sich nicht alle, die dies vielleicht wollten, den Antisemitismus „leisten konnten“.15 Gelernt hat bei Otto Adler auch Robert Kohn, der die verkürzte Lehrzeit als Vorbereitung für seine Auswanderung nach Palästina benötigte.` Auch nach dem Gefängnisaufenthalt Otto Adlers und der Flucht nach Wien dürfte das Ehepaar Adler die Gefährlichkeit der Situation nicht erkannt haben. Miriam Karpfen erinnert sich an Erzählungen ihrer Eltern, die mit den Adlers befreundet und verwandt waren:“ „Meine Eltern haben ihnen sehr zugeredet, sie sollen mit dem illegalen Transport mitfahren, aber sie konnten sich nicht entschließen. Sie hatten eventuell Aussicht nach Amerika zu fahren. Das (die Bestätigung, Anm. R.St.) ist aber nicht zur Zeit gekommen und sie wurden nach Osten verschleppt.“ Möglicherweise war die „frühe Einweisung“ ins Lager19 die Folge persönlicher Rache. Robert Kohn berichtet jedenfalls aus Erzählungen seiner Eltern von einem Streit zwischen Otto Adler und einem Kremser Uhrmacher. „Er hatte einen Streit mit einem Kremser Uhrmacher, der hatte zwei Söhne in meinem Alter. Nach dem Anschluß hatte der Adler in einem Gestapobüro zu tun gehabt und da war ein Sohn des Uhrmachers in SS-Uniform. Der hat ihn sofort erkannt und gab ihm rechts und links eine Ohrfeige und sorgte dafür, daß er sofort ins Lager kam.“20 Herta Adler war im Jahre 1938 mit Alfred Skrow21 verheiratet, der jedoch im Land blieb, als seine Frau nach England floh.

Otto, Pauline, Max und Elfriede AUSPITZ
Körnermarkt 7
Flucht nach Uruguay

Laut Angaben der Tochter’2 ist der gesamten Familie die Flucht nach Uruguay geglückt. Max Auspitz arbeitete in Montevideo als Fotograf und war ein „hochgeachtetes und beliebtes Mitglied der österreichischen Kolonie in Uruguay“.‘ Nach dem Krieg nahmen die Auspitz Verbindung zu ehemaligen Kremsern auf. Oskar Wolter erhielt einen Brief und ein Päckchen. „Es war rührend, nach dem Krieg hat er mir ein kleines Packen geschickt mit Reis drinnen, 1/4 Kilo eingenäht.“24 Einmal besuchte Max Auspitz auch Miriam Karpfen in Israel.25

Otto Auspitz, Uruguay

David und Erna BASS (MARLOW)
Bis 1938 Krems
Ab 1938 Lilienbrunngasse 11, 1020 Wien
David und Erna Bass wurden ins Generalgouvernement deportiert

In der Erinnerung lebt der Schauspieler David Bass, der sich für die Bühne den Künstlernamen Georg Marlow zugelegt hatte und der 1919 und 1920 im Kremser Theater spielte, nur mehr als Darsteller von Märchenvorführungen am Nachmittag, an die sich Robert Kohn ebenso erinnern kann,’1 wie an seine Darstellung des kleinen dicken, schlimmen Buben in Nestroys „Die schlimmen Buben in der Schule“27 im jüdischen Heim in Krems. In den Theaterkritiken von Hermine M. Kolloden in der „Land-Zeitung“ läßt sich der „Aufstieg“ Georg Marlows nachvollziehen. Am Beginn seiner Karriere in Krems stand eine Nebenrolle in der Operette „Die Winzerbraut“ von Leo Stein, in der er eine besondere Anziehungskraft ausgeübt haben dürfte.` Zu Marlows Interpretation einer kleinen Rolle in Ludwig Anzengrubers „Das vierte Gebot“ meinte Kolloden lapidar: „Im übrigen Respekt! Kurt Wolf, Georg Marlow und Anna Mossik bekundeten darstellerische Gewandtheit.“29 Am Ende dieses Monats singt er bereits die Titelrolle in Zellers „Vogel-händler“. Die Kritikerin wundert sich noch: „Man konnte mit seiner Leistung im allgemeinen zufrieden sein“ und betont, daß vor allem das Lied „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ ihm überraschend gut gelungen sei.3′ In der Herbstsaison heißt es bereits, daß der ehrgeizige Marlow es sich zum Prinzip zu machen scheine „immer sein Bestes zu geben.““ In der Operette „Herbstmanöver“ hat die Kritikerin endgültig den guten Schauspieler erkannt, der nie übertreibt, „deshalb wirken seine Witze doppelt.“32 Der Gipfel der Kunst ist jedoch endgültig erreicht, als der Jude Marlow im Jahr 1920 in Raimunds „Verschwender“ den Valentin so anlegt, daß es ihm gelingt, die Gefühlsnerven der Kremser Zuschauer ins Schwingen zu bringen. Von den Nationalsozialisten wurde David Bass eine andere Rolle zugewiesen, jene des vermeintlichen Sittlichkeitsverbrechers. „Man wollte ihm seinerzeit ein Sittlichkeitsdelikt anhängen, weil er sich von einem Dienstmädchen die Füße hat waschen lassen, ich glaube, man hat ihm sogar den Prozeß gemacht“.33 Verheiratet war David Bass/Georg

Erna Bass (geborene Kolb)

Marlow mit Erna Kolb34, einer der Töchter des „Schuh-Kolb“. Beide wurden von den Nazis ermordet, wie dies Robert Kohn35 und Paul Pisker36 bestätigen. Die Genehmigung für die Ausreise hatten beide bereits im September 1938 erhalten 31, es war ihnen jedoch nicht gelungen, ein Visum zu bekommen. Oskar Wolter erinnert sich, David Bass im Winter 1938 in Wien getroffen zu haben. „Er hatte eine Glatze und ist gerade aus Dachau heimgekommen.“38 Als David Bass und seine Frau aus ihrer Wiener Wohnung geholt wurden, feierte die Kremser Kritikerin Hermine M. Kolloden bereits einen anderen Komiker in Krems. In einem „Bunten Abend“ im Brauhof spielte Fritz Muliar „Witze zum Totlachen“. Nach ihrer Verschleppung aus der Wiener Wohnung ins Generalgouverne-ment im Februar 1941 verliert sich die Spur des Ehepaares Bass.

Alice und Peter BADER
Dinstlstraße 2 Wien
Flucht nach Palästina per Schiff

Dem Uhrmacher Peter Bader gelang mit Frau und Kind die Flucht auf einem Kohlendam-pfer nach Palästina. Nach Angaben von Abraham Nemschitz39und Robert Kohn befanden sich die Baders wie die Familie Nemschitz auf der „Patria“, die im Hafen von Haifa von

Peter Bader, der Juwelier in der Dinstlstraße

jüdischen Widerstandsgruppen gesprengt wurde. Peter und Alice Bader konnten gerettet werden, doch das Kind starb in den Armen der Mutter. Peter Bader arbeitete in seiner Wohnung in Herzlia als Uhrmacher, während seine Frau eine kleine Parfümerie führte. „Der Peter hat das nie verwunden und ist dann in den fünfziger Jahren gestorben. An gebrochenem Herzen.` Die Koffer und diverse Wertgegenstände hatte Peter Bader 1938 über Triest nach Palästina an die Adresse seines Schwagers Robert Kohn schicken lassen. „Da ist dann der Krieg gekommen, da habe ich Anfang der vierziger Jahre eine Bestätigung aus Triest bekommen, aber dann nichts mehr gehört. Das ist alles verschwunden.“41

Irene B.42
überlebte in Krems

Frau B.wurde in einem kleinen Dorf im Böhmerwald in der Nähe von Pilsen geboren. Nachdem ihr späterer Mann, der aus Krems stammte, in ihrer Heimat keine Arbeit finden konnte, übersiedelte die junge Familie 1936 zur Schwiegermutter nach Krems. Nach dem Anschluß ließ sich der Mann trotz mehrmaliger Aufforderung durch Parteistellen nicht scheiden und rettete so seiner Frau das Leben, die bis 1945 zurückgezogen lebte.43

Isak Bitterfeld
Strafanstalt Stein
Auslieferung an die Gestapo, weiteres Schicksal unbekannt

Isak Bitterfeld, geboren 1893 in Myslenice in Polen, wurde im Februar 1938 in die Strafanstalt Stein eingeliefert, wo er eine viermonatige Kerkerstrafe wegen „fehlerhafter Ausweispapiere“44 absitzen mußte. Die Auswirkungen des „Anschlusses“ dürften ihm in ihrer vollen Tragweite nicht geläufig gewesen sein, denn nach seiner vorgesehenen Entlassung im Juni bat er um eine 21-tägige Aufenthaltsgenehmigung, die er nutzen wollte, um eine Gelenks- und Venenentzündung in Baden auszukurieren und seine Ausweispapiere in Ordnung zu bringen. Ende Juni war Isak Bitterfeld noch immer in Haft und fragte abermals in einem Brief an „Dr. Franz“ an, warum er denn in Haft sei. Der Appell an das „christliche und menschliche Gewissen` dürfte auf taube Ohren gestoßen sein, denn am 28. Juni befand sich Isak Bitterfeld immer noch in Schubhaft, das heißt in einem Raum ohne Fenster.‘ Um den Häftling Isak Bitterfeld entwickelte sich zwischen der Bezirkshauptmannschaft/Landra, der staatlichen Kriminalpolizei Wien und der Gestapo Wien ein reger Briefverkehr. Die Zusammenarbeit der deutschen und der polnischen Stellen hatte ergeben, daß Isak Bitterfeld im September 1930 in Warschau wegen des Verdachtes des Seidenschmuggels und im Jahre 1933 wegen der verbotenen Ein- und Ausfuhr von Früchten „daktyloskopiert“47 und wegen eines Steuerdeliktes zu 236 Tagen verurteilt worden war. Da keine Klarheit herrschte auf welchem Weg und wohin Bitterfeld „abgeschafft“ werden sollte, entschied ein Schnellbrief der Gestapo, daß der Häftling in Berlin mit Paßfälschern konfrontiert werden und danach nach Polen abgeschoben werden sollte. Bis zum 10. Juli 1938 mußte der zweifache Familienvater jedenfalls in der Schubzelle warten; über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Emil Blau
Krems
Mit seinen neun Kindern nach Lagow-Opatow deportiert

Emil Blau wurde mit seinen neun Kindern: Siegfried (geb. 1928), Ema (geb. 1929), Irma (geb. 1930), Otto (geb. 1932), Erwin (geb. 1933), Johanna (geb. 1934), Inge (geb. 1936), Albert (geb. 1938) und Bella (geb. 1939) am 12. März 1941 von ihrem Wiener Unterschlupf nach Lagow-Opatow nach Polen deportiert, wo die gesamte Familie ermordet wurde.

Paul, Sabine, Renate und Susanne Brüll
Ringstraße 26
Flucht in die USA

Der Familie von Dr. Paul Brüll gelang über Holland die Flucht nach Amerika.“ Auf Grundeines Wohnungswechsels der Tochter Renate, die mit einem Apotheker verheiratet gewesen sein soll, konnte bisher kein Kontakt aufgenommen werden.49

Samuel und Katharina Geiduschek
Täglicher Markt 4
Samuel Geiduschek ab 1.2.1940 in Wien
Deportation nach Polen am 15.3.1941

Es gibt wohl keinen anderen Kremser Juden, der die Erinnerung so beflügelt hat wie Samuel Geiduschek. Die Erinnerungsbruchstücke von Paul Pisker verdeutlichen warum: „Er war von Beruf Schauspieler, war sogar beim Film in Berlin.“ Robert Kohn erinnert sich, daß im Zimmer von Samuel Geiduschek ein Diplom, unterzeichnet von Girardi hing. „Er sagte, daß er das nach seiner Lehrzeit bei Girardi bekommen hat.““ Seinen Einstand auf der Kremser Bühne feiert er im Mai 1919 in der Operette „Don Cäsar“, der Direktion wird für dieses Neuengagement von der Theaterkritikerin Hermine M. Kolloden ein guter Griff bescheinigt. Kurze Zeit später ist Geiduschek bereits „schlechterdings unübertrefflich“ in seiner Komik.52 Auf der Bühne in Krems hat Robert Kohn das Orginal Geiduschek in der Modeoperette „Der Böhm in Amerika“ und möglicherweise auch im „Bettelstudent“ gesehen. In den Jahren 1919 und 1920 trat er gemeinsam mit Georg Marlow im Kremser Theater auf und führte auch Regie, wie zum Beispiel bei der Operette „Herbstmanöver“.53 Paul Pisker erinnert sich auch an den privaten Schauspieler: „Samuel Geiduschek konnte alle Dialekte nachmachen und die Klassiker halb auswendig. `Er stand auf seines Berges Zinnen und schaute auf den Tamos hin. Gefährlich ist’s den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn. Doch das Schrecklichste des Schreckens ist, den Kupferschmied am Arsch zu lecken, denn dort setzt sich Grünspan an‘, frei nach Schiller. Mit ihm war es einfach ein Vergnügen. Er wußte 1000 Anekdoten, ein gediegener Mann. Ich war oft bei ihm im Schrebergarten.“54 Samuel Geiduschek war der dritte Mann von Katharina Schied, die eine Ausspeisung auf dem Täglichen Markt betrieb. Katharina Geiduschek, die ihren Mann „Nukka“55 rief, wird als „einfache“ Frau beschrieben, die über ein ordentliches Mundwerk verfügte. Sie trat zum Judentum über. Einer ihrer Standardsprüche, wenn sie mit der Religion nicht zu Rande kam, war: „Dann laß‘ ich mich halt wieder christisieren.“56 Im März 1938 meldete sich ihr Mann, über dessen weiteres Schicksal bisher nichts herausgefunden werden konnte, nach Wien ab.“ Katharina Geiduschek betrieb eine Ausspeisung, einen „Art Mittagstisch“ in ihrer Wohnung, „das war ein leerstehendes Zimmer, alles ganz einfach, aber die Hausfrau hat sehr gut gekocht.“ An Spezialitäten des Hauses sind Gertrude Erlanger Heringe und Sülze in Erinnerung. „Der Peter Bader hat sich von dort immer die gebackenen Hühner geholt.“59 Oskar Wolter erinnert sich an die ewigen Gerüchte, die in Krems kursierten, ob Katharina Geiduschek nun Jüdin sei oder nicht. „Das war eine Domäne der Frauenschaft, herumzubohren, wo sitzt ein Jude in Krems.“‚ Katharina Geiduschek kam während der Zeit des Nationalsozialismus mehrmals mit den Behörden in Konflikt. Im Jahre 1939 mußte sie einmal 20 RM Strafe zahlen, 1941 wurde sie zu 100 RM wegen „verdächtigen Ankaufs“ und 1944 zu sechs Monaten Gefängnis wegen „verbotenen Umgangs mit Kriegsgefangenen verurteilt“. Sie überlebte aber in Krems bis zum Jahr 1945. Am 21. März 1945 (!) mußte sich Katharina Geiduschek vor dem Amtsgericht Krems wegen angeblicher falscher Zeugenaussage betreffend der Vaterschaft eines Sohnes von ihr verantworten. Im Vernehmungsprotokoll bestritt Frau Geiduschek, daß der 1907 geborene Sohn tatsächlich von einem Salomon Braun stamme 61 Ob dieses Verfahren zu Ende geführt wurde und was aus Katharina Geiduschek wurde, ist nicht bekannt.

Pauline Glaser
Frauenhofgasse Mautern Ab 5.6.1940 Wien
Deportation nach Litzmannstadt am 23.10.1941

Den ersten Hinweis auf zwei alte jüdische Frauen in Mautern lieferte Frau Erna Kainz aus Mautern, die im Interview berichtete, daß eine Glaser Pauline ein kleines Geschäft für Leinen und Wolle in der Frauenhofgasse 50 mit einer Frau Jilka gemeinsam betrieben hatte. „Eines Nachts haben sie die beiden geholt und man hat nichts mehr von ihnen gehört.“62 Der Vorschlag von Erna Kainz, die das Römermuseum in Mautern verwaltet, zum Andenken an diese beiden Frauen eine Straße in Mautern zu benennen, stieß bei den Verantwortlichen auf Unverständnis. In einem Schreiben des Bürgermeisters teilt dieser mit: „Beide verschwanden eines Nachts in den vierziger Jahren und niemand wußte wohin diese beiden Frauen, die in der Bevölkerung sehr beliebt waren, gekommen waren.“63 Diese Verschleppung dürfte nach dem 1. April 1940 erfolgt sein, denn mit diesem Datum existiert eine Aufstellung der noch in Krems und Umgebung lebenden Juden. Unter den 13 Personen befinden sich Pauline Glaser und Henriette Jilka (geb. 1869). Darüberhinaus wird in Mautern noch eine Cäcilia Ruhig (geb. 1868) genannt.64

Bernhard, Berta, Wilhelm und Elfriede Glass
Spenglergasse 5 (Geschäft)
Göglstraße 16 (Wohnung)
Bernhard und Berta Glass wurden am 26.3.1941 nach Polen deportiert
Wilhelm und Elfriede Glass flohen nach Großbritannien

Bernhard Glass kam nach dem Ersten Weltkrieg als galizischer Flüchtling nach Krems, wie sich Robert Kohn erinnert. „Er war Bürstenbinder und ich schaute ihm immer durch das Kellerfenster bei der Arbeit zu. So hat er angefangen, ganz klein, 20 Bürsten am Tag. Er hatte auch nur die Größe von Dollfuß, ein kleiner tüchtiger Mann, der sich langsam hinaufarbeitete. Er hatte dann einen netten Laden für Bürsten und Parfumartikel in der Spenglergasse, der einzigen asphaltierten Straße in Krems.“65 Während das Ehepaar Bernhard und Berta Glass in einem Konzentrationslager umkamen, überlebten die Kinder Willhelm und Elfriede Glass.66 Willi Glass lebt heute in den USA und besuchte in den siebziger Jahren sowohl die Freunde aus seiner Zeit bei den Roten Falken in Krems als auch die in Israel lebenden Kremser Fritz und Abraham Nemschitz, Olly Salzmann und Kurt Karpfen. Anläßlich des Besuches von Willi Glass in Krems im Jahr 1973 erschien auch ein Artikel in den „Niederösterreichischen Nachrichten“, aus dem weitere Details über das Schicksal der Familie Glass zu erfahren sind. Demnach wurde Willi Glass ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert, aus dem er nur durch die Intervention seines Vaters nach viereinhalb Monaten frei kam. „Es war die letzte Tat eines liebenden Vaters, denn die Eltern, die bald danach nach Auschwitz eskortiert wurden, kamen von dort nicht mehr lebend zurück. Sie wurden vergast.“67Nach nicht ganz einem Jahr in England floh Willi Glass in die USA weiter.

Bernhard und Berta Glass wurden ermordet,
die Kinder Wilhelm und Elfriede überlebten

Joel, Laura, Josef und Margarete HIRSCH
Langenloiserstraße 10
Laura Hirsch starb nach ihrer Vertreibung aus Krems in Wien
Joel Hirsch wurd am 28.7.1942 nach Theresienstadt deportiert
Josef Hirsch wurde aus Dachau freigelassen, Emigration nach Großbritannien Margarete Steiner(geb. Hirsch) floh mit ihrem Mann nach Frankreich

Der Pferdehändler Joel Hirsch wurde am 7. Oktober 1938 mit seinem Sohn Josef Hirsch in Haft genommen.“ Laut Angaben der Tochter Margarete Steiner (geb. Hirsch) waren beide blau geschlagen, als sie sie im Gefängnis besuchen konnte. „Der Untersuchungsrichter Salcher hat mir gesagt, er wird die Untersuchungen so lange hinauszögern, damit beide nicht in die Hände der Gestapo kommen.“69

Joel Hirsch, der das Jahr 1945 nicht mehr überlebte

Josef Hirsch wurde nach Buchenwald gebracht, hatte jedoch Glück, kam vor Kriegsausbruch frei und konnte nach England fliehen. Von seiner Frau Gertrude (geborene Pisker) ließ er sich scheiden und heiratete eine Tochter des Pferdehändlers Blau aus Kirchberg am Wagram, der ebenfalls nach England geflohen war. In England betrieb Josef Hirsch zuerst einen Antiquitätenladen („Er hat bei Auktionen alte Möbel aufgekauft und dann hergerichtet“) und vermietete später Zimmer in London („Er hat selbst aufgeräumt, um so Geld für eine Bedienstete zu sparen““). Joel Hirsch konnte trotz der Bemühungen des Sohnes nicht nach England ausreisen, wurde kurz vor Kriegsende nach Theresienstadt deportiert71 und am 8. Mai 1945 für tot erklärt.72 Laura Hirsch, seine Frau, blieb dieses Schicksal erspart, sie starb 1942 in Wien. Margarete Steiner (geb. Hirsch) war im Jahre 1938 bereits verheiratet und lebte in der Nähe von Wiener Neustadt, wo ihr Mann, der tschechischer Staatsbürger war, eine Weberei besaß. Auf Grund der tschechischen Staatsbürgerschaft war der Familie Steiner die Ausreise nach Frankreich möglich. Nach der Okkupation des Südens von Frankreich durch die Deutschen lebten die Steiners zwischen 1942 und 1945 mit falschen Papieren als Elsässer in Nizza versteckt, wobei ein Überleben ohne die Hilfe des Pfarrers von Saint Roch nicht möglich gewesen wäre.“ Josef Hirsch war nach dem Krieg kurz in Krems gemeldet. Hermann Geppert berichtet von einem Besuch durch Josef Hirsch. „Sein erster Weg war zu mir. Er war da, als ob er nie weggewesen wäre. ’n4 Margarete Steiner besuchte alle Jahre hindurch einmal im Jahr Krems. („Es ist halt doch meine Heimat. Dann geh ich meinen alten Schulweg.“)

Rosa und Kurt Hruby
Schlüsselamtsgasse
Flucht nach Palästina

Kurt Hruby war der Sohn von Rosa (geb. Kohn) und Max Hruby. Bei Kurt Hruby zeichnete sich früh eine Begeisterung für Religionen ab, in seiner Wohnung soll er sich einen kleinen Buddhatempel aus Buddhastatuen und Gebetstrommeln aufgebaut haben.75 „Er hat immer viel studiert, schon als Kind, er konnte sich hinsetzen und Enzyklopädien lesen und auswendig lernen.“76 Sein Mitschüler Wilhelm Ziskovsky ist ihm heute noch dankbar für die Hilfe im Griechischunterricht. „Der Hruby Kurt ist in der letzten Reihe in unserer Riesenklasse gesessen, er war unser bester Grieche.“77 Da Rosa Kohn bereits

Paul Pisker und Kurt Hruby arbeiteten als Holzfäller in Palästina

Anfang des Jahres 1938 den Einmarsch befürchtete, schickte sie ihren Mann zu seinen Verwandten nach Mähren. Da die Mutter von Max Hruby kurz vor dem Einmarsch 1938 starb, kam dieser zum Begräbnis nach Krems. Auf Betreiben von Rosa Kohn kam es zur Scheidung. „Eine Justizkomödie, da ein Grund gefunden werden mußte.'“BDie Mutter von Kurt Hruby, die nach der Scheidung in Wien lebte, kam nach Angaben von Kurt Hruby auf die Deportationsliste. Gemeinsam mit der Familie Pisker floh Rosa Hruby nach Preßburg, wo sie abermals inhaftiert wurde und nur mit Hilfe des Mannes, der zu diesem Zeitpunkt Vertreter für nationalsozialistische Bücher war, durch Bestechung freigekauft werden konnte. Kurt Hruby79 versuchte im Oktober mit einem anderen Kremser, Arthur Rephan und dessen Frau über die Schweizer Grenze zu fliehen. Alle drei wurden von den Schweizer Behörden in die „Ostmark“ überstellt, jedoch sofort freigelassen. Auf einem Kohlendampfer (gemeinsam mit Abraham und Fritz Nemschitz) gelang Kurt Hruby schließlich die Flucht nach Palästina, wohin er seine Mutter nachkommen lassen konnte. Die ersten Jahre arbeitete er als als Holzfäller mit seinem Cousin Paul Pisker, studierte in einer Rabbinerschule, konvertierte zum Katholizismus und lehrt seit Jahrzehnten als Theologe an der Katholischen Universität in Paris Judaistik. Zur Einschätzung des Lebenswerkes von Kurt Hruby schickte mir Dr. Thomas Willi, von der „Stiftung für Kirche und Judentum“ (vormals Verein der Freunde Israels, Basel) nachfolgenden kurzen Lebenslauf. „Kurt Hruby ist am 27. Mai 1921 in Krems geboren. Hier hat er auch die Schulen durchlaufen und 1938 mit dem Abitur abgeschlossen. Schon früh begegnete er in der Familie seiner Mutter einem tief in der Tradition verwurzelten Judentum. Und nicht verborgen blieben ihm, gerade von daher, die vernichtenden und mörderischen Konse-

Pause nach dem Fällen von Eukalyptusbäumen
Paul Pisker (Mitte), Kurt Hruby (dahinter)

quenzen der gängigen christlichen Auffassungen des Judentums, wie er sie etwa im Religionsunterricht selbst bei gutwilligen Menschen erlebte. Er selbst konnte sich der Entwicklung, die sich mit dem Anschluß Österreichs anbahnte, durch die sofort nach dem Ende der Gymnasialzeit zusammen mit seiner Mutter vollzogene Auswanderung nach Palästina entziehen. Dort gehörte er zu den Pionieren des jüdisch-religiösen Kibbuz ‚ Sde Elijahu‘ im Jordantal. Dann wurde er Mitarbeiter der Agence France Presse in Jerusalem; daneben absolvierte er eine Jeschiwa und Studien an der Hebräischen Universität. Bewegt von der Frage, wie der Mord an Millionen jüdischer Menschen innerhalb des christlichen Europa hatte geschehen können und was im Blick auf die Zukunft zu tun sei, kehrte Kurt Hruby nach Österreich zurück und nahm danach 1949 das Studium der Theologie an der katholischen Universität in Louvain, Belgien, auf. Seit 1953, nach Studienabschluß und Priesterweihe, arbeitet er am Studienzentrum der Zionsschwestern in Paris. Dazu kamen seit 1960 ein Lehrauftrag für Judaistik am Institut Catholique, der katholischen Universität Paris, und seit 1965 ein solcher an dem dortigen Institut Oecumenique. Schon seit 1957 hatte er sporadisch an der Zeitschrift ‚Judaica‘ mitgewirkt, 1963 gestaltete er zum erstenmal als Referent maßgeblich eine Kirche-Israel-Studienwoche auf dem Hasliberg mit, und sei 1968 ist er voller Mitarbeiter der heutigen Stiftung für Kirche und Judentum. Als solcher betreute er seit dem Tode von Robert Brunner 1971 die Zeitschrift ‚Judaica‘, während er den an eine breitere französischsprachige Öffentlichkeit gerichteten `Ami d’Israel‘ schon 1969 übernommen hatte und bis heute redigiert.“

Franz Jäger
Flucht in die Türkei

Franz Jäger (geb. 1902) war der Sohn des bekannten Kremser Fotografen Max Jäger, der 1934 verstarb. Über den Lebensweg von Franz Jäger ist nur die Matura (1920) in der Realschule, die Übersiedlung 1936 nach Wien und die Flucht in die Türkei am 10. November 1938 belegt.

Henriette Jilka
1941 nach Litzmannstadt deportiert

Henriette Jilka war eine Schwester von Pauline Glaser aus Mautern, sie teilte das Schicksal mit ihrer Schwester und wurde am 23. Oktober 1941 nach Litzmannstadt deportiert. Jakob, Paula, Fritz und Kurt KARPFEN Untere Landstraße 26 wanderten 1933 nach Palästina aus.

Jakob, Paula, Fritz und Kurt KARPFEN
Untere Landstraße 26
wanderten 1933 nach Palästina aus.

Jakob oder Jaques Karpfen betrieb ein Produktengeschäft in der Unteren Landstraße. Von Textilien über Felle, Alteisen und Weinstein kaufte Jakob Karpfen Materialien ein, um sie nach Wien zu liefern. Das Zwischenlager für diesen Handel befand sich in der heutigen Mitterau in Krems und wurde volkstümlich „Karpfen-Stade“ genannt, eine Bezeichnung, die bis heute noch gebräuchlich ist. Der Abschied der Familie Karpfen von Krems hätte ein Signal für die Kremser Juden sein können, das jedoch nur von den wenigsten verstanden wurde.

Jakob und Paula Karpfen
auf ihrer Hochzeitsreise 1911 in Hallstatt

Fritzi KARPFEN
Emigration nach England

Fritzi Karpfen war die Tochter von Karl Karpfen, einem Bruder von Jakob Karpfen, der bereits 1929 nach Wien übersiedelte. Fritzi Karpfen absolvierte die Realschule 1931 in Krems und dürfte nach dem Tode des Vaters nach Wien gegangen sein, von wo sie nach England emigrierte.

Arnold, Kamilla und Frieda KERPEN
Dinstlstraße 10
Flucht nach Palästina

Als letzter Vorstand der Kultusgemeinde Krems wurde Arnold Kerpen am 12./13. März 1938 verhaftet, nach einigen Tagen jedoch wieder freigelassen. Das Delikatessengeschäft Ecke Ringstraße/Dinstlstraße befand sich in jenem Haus, in dem auch die Familien Adler und Nemschitz wohnten. Daß Arnold Kerpen als Kaufmann, der gerne vor seinem Geschäft stand, zum Gespött der Schulkinder wurde, die riefen `Jud, Jud spuck in Hut‘ ist durch die Erinnerungen einer Kremserin belegt.80 Die Bubenstreiche nehmen sich vergleichsweise als Zeugnisse einer Idylle aus: „Nachlaufen haben wir gespielt, na was hat sich da oft abgespielt. Der Kerpen hat hinten die Kisten geschlichtet gehabt, boshaft wie wir schon waren, nicht, haben wir im Vorbeirennen die Kisten runtergeschmissen (lacht) mein Gott.“81

Zwischenstation auf der Flucht
nach Palästina in Nöchling, Niederösterreich
Arnold Kerpen (2. v.l.) mit Hans Kerpen
und Gerti Kerpen (Tochter), Verwandte aus Isper

Die Familie Kerpen floh am 1. Juni 1938 nach Nöchling in Niederösterreich, nahe der oberösterreichischen Grenze, wo die Möbel und Wertsachen im Pfarrhof deponiert wurden. Illegal reiste die Familie nach Palästina, wo heute die beiden Töchter Frieda Neumann (geb. Kerpen) und Ilse Neumark (geb. Kerpen) in Natanya leben. Arnold Kerpen, der in Krems das Delikatessengeschäft betrieb, arbeitete bis zu seinem Tod als Kellner in einem Restaurant am See Genezareth.82

Arnold Kerpen als Kellner
in einem Restaurant am See Genezareth

Samuel, Richard, Johann, Anna und Rosa Kohn
Schwedengasse 2
Samuel Kohn wurde aus Krems vertrieben und verstarb in Wien Richard Kohn wanderte 1932 nach Palästina aus
Johann Kohn wurde aus Dachau freigelassen und konnte nach England emigrieren.
Anna Lambert (geb. Kohn) gelang ebenfalls die Flucht nach England.
Rosa Kohn wurde nach Polen deportiert

Durch den frühen Tod der Mutter83 wurde die Familie von Samuel Kohn („Sozi-Kohn“) früh zerrissen. Den Spitznamen hatte Samuel Kohn für seine Tätigkeit bei der Sanität84 des Republikanischen Schutzbund und für die Mietervereinigung („Die Leute haben ihn sehr gern

Samuel Kohn als Sanitäter beim Republikanischen Schutzbund
in Krems

gehabt, weil er sie sehr gut vertreten hat“S5) in Krems erhalten. Abraham Nemschitz beschreibt ihn als Mann, der einem nichts abschlagen konnte. In einem anderen Licht sieht diesen Wesenszug seine Tochter Anna: „Er hat geschaut, daß alle eine ordentliche Wohnung bekommen und wir haben lange in einem Loch in der Kaserne gewohnt.“86 Richard Kohn kam in ein jüdisches Waisenhaus nach Wien und emigrierte 1932 nach Palästina, wo er in einem Kibbuz in Kfar Rupin, an der Grenze zu Jordanien, lebt. Rosa Kohn arbeitete als Kindermädchen in Krems87 und Wien und wurde am 9. 4. 1942 nach Izbica im Generalgouvernement verschleppt und ermordet. Anna Lambert (geb. Kohn), die in der Nähe von Baden bei Wien verheiratet war, konnte mit ihren beiden Kindern nach England fliehen. Johann Kohn kehrte nach einer längeren Wanderschaft durch Österreich und Deutschland in den dreißiger Jahren nach Krems zurück, arbeitete beim Kohlenhändler Otto Auspitz und lebte mit einer Witwe und deren vier Kindern zusammen. Kurz nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes Anfang September 1938 floh Johann Kohn mit dem Rad nach Oberösterreich, wurde verhaftet, zuerst nach Linz ins Gefängiis und dann nach Dachau eingeliefert, wo er aus ihm unerklärlichen Gründen 1939 freikam und nach England ausreisen konnte. In England arbeitete er als Pferdebursche auf einem Gut, 1947 kehrte er nach Krems zurück. Er bekam Arbeit in der Hütte Krems, wo er auch lange Jahre als Betriebsrat tätig war. Seine Frau Melanie konnte den Sohn nur durch mehrmaligen Wohnungswechsel und die Mithilfe von Bekannten in St. Pölten, Wien und Krems retten. „Wenn meine Frau nach dem Krieg ein Nervenleiden bekommen hat und die letzten Jahre fast nur mehr ein lebender Leichnam war, so ist das eine Folge dieser Zeit.“88 Samuel Kohn, war der „Lieblingsonkel von Abraham Nemschitz“,S9 ein Mann, wie auch seine Tochter beschreibt, mit vielen Eigenschaften, der die Frauen liebte („Er war ein Charmeur“,90 ein Weiberheld91), der sich ein Fahrrad mit einem Hilfsmotor gebastelt hatte.

Johann Kohn (3. v.l.) als Arbeiter in der Hütte Krems

Dies trug ihm einen anderen Spitznamen ein: „der plärrende Kohn“ (weil der Hilfsmotor nicht gerade leise lief)92 – ein Grammophon besaß und im kleinen Innenhof in der Schwedengasse Kakteen züchtete. Nach dem Einmarsch der Deutschen mußte Samuel Kohn mit 73 Jahren die Wohnung über dem Caff Bilek verlassen. „Mit einem Handwagerl ist er übersiedelt und hat kurzfristig bei den Großeltern von Abraham Nemschitz in der Dachsberggasse gewohnt.“93 Im Dezember 1938 mußte er nach Wien übersiedeln, wo er im Krankenhaus Lainz verstarb.

Max, Franziska, Alice und Robert KOHN
Untere Landstraße 49
Robert Kohn emigrierte 1933 nach Palästina
Alice Bader (geb.Kohn) floh mit ihrem Mann nach Palästina
Max und Franziska Kohn gelang es auch, Ende 1939 per Schiff nach Palästina zu fliehen

Robert Kohn arbeitete nach seiner Matura in Krems in einer Bank in Wien, absolvierte als Vorbereitung für die Emigration nach Palästina bei Otto Adler die Tischlerlehre94 und wanderte 1933 nach Palästina aus. Die Eltern Robert Kohns, Max und Franziska Kohn, die in Krems ein kleines Textil- und Schuhgeschäft betrieben hatten, verließen am 24. Dezember 1938 Krems.95 Anfang des Jahres 1939 erhielt Robert Kohn die Bewilligung für die Einreise nach Palästina, die kurze Zeit später erfolgte. Max Kohn verkaufte „Brot von Haus zu Haus mit einem Handwagen“. Franziska Kohn starb 1943, Max Kohn 1957.96

Johanna, Malvine und Otto KOLB
Stadtgraben 16
Flucht nach Schanghai und später USA

Johanna Kolb (geb. Tieger) betrieb mit ihrem Lebensgefährten Saul Langberg ein kleines Geschäft neben dem Steinertor.“ Im Oktober 1938 mußten sie Krems verlassen, nachdem ihnen Wohnung und Geschäft geraubt worden waren. Das Inventar des Geschäftes kaufte das Geschäft Rogl in Krems, „aber Herr Rogl gab die Summe, die er mit meinen Vater vereinbarte an die Gestapo in Krems ab. So hatten wir kein Geld, keine Wohnung und keine Möglichkeit, unseren Lebensunterhalt zu verdienen.““ Gemeinsam mit Malvine und Hermann, den Kindern, fuhren Johanna Tieger und Saul Langberg nach Wien, wo sie durch die Kultusgemeinde zu einer jüdischen Familie in der Kleinen Pfarrgasse einquartiert wurden. Saul Langberg wurde verhaftet und nach Angaben von Malvine Rosengarten nur freigelassen, nachdem er dem SS-Mann sein Eisernes Kreuz aus dem Ersten Weltkrieg gezeigt hatte. Die Umstände der Flucht nach Schanghai muten abenteuerlich an: Um Geld für die Reise zu bekommen, ging Johanna Kolb zur Gestapo. „Meine Mutter ging zur Gestapo im 2. Bezirk, um sie zu bitten, das Geld, das Herr Rogl der Gestapo übergab, uns zu geben, damit wir Schiffskarten nach Schanghai kaufen können. Der SS-Mann sagte meiner Mutter, ob sie ihren Verstand verloren hätte, aber meine Mutter in ihrem guten Kremser Dialekt bat ihn eben sehr, uns zu helfen. Er gab ihr genug Geld für uns vier Leute.

Otto Kolb, lebt heute in Kanada

Die Reisegesellschaft Lloyd Triestino verlangte aber die Hin- und Zurückreise, obwohl sie genau wußten, daß wir nicht zurückfahren werden.“9′ Am 31. Dezember 1938 verließ die Familie Wien, am 4. Jänner legte das Schiff „Conte Verdi“ in Triest ab. In der Zeit zwischen 1939 und 1947 lebten die Tieger/Langbergs in Schanghai. Malvine Rosengarten heiratete im Jahr 1946 und übersiedelte kurz darauf in die USA. Die Eltern gingen 1949 nach Israel. Von Israel übersiedelten die Eltern und Sohn Hermann, der inzwischen geheiratet hatte, 1954 in die USA. Hermann Tieger starb 1984 in San Raphael in Californien. Johanna Tieger starb im Alter von 80 Jahren und Saul Langberg mit 86 Jahren in San Francisco. In den fünfziger Jahren übersiedelte Malvine Rosengarten (geb. Tieger) nach Amerika. Otto Kolb, der Bruder von Malvine, war bereits 1933 nach Palästina gegangen. Er lebte bis zu seinem Tod in den siebziger Jahren in den USA.

Robert und Margarete Kolb
Untere Landstraße 29
Robert Kolb wanderte über Italien nach Kanada aus Margarete Kolb wanderte 1934 nach Palästina aus

Samuel Kolb, der 1928 verstarb, betrieb ein Schuhgeschäft in der Unteren Landstraße, das nach seinem Tod von den Kindern weiterbetrieben wurde. Seinem Sohn Robert Kolb gelang es rechtzeitig, aus Österreich zu fliehen. In Italien traf er auf den Bruder seines Vaters, Arnold Kolb, der am Beginn des Jahrhunderts nach Triest gegangen war und in der Zwischenzeit den Namen auf Colbi geändert hatte.100 (Paolo Colbi, der Sohn von Arnold Kolb in Triest wanderte nach Palästina aus und war lange Jahre in Religionsan-gelegenheiten für die israelische Regierung tätig.101Von Italien wanderte Robert Kolb, der seinen Namen ebenfalls auf Colbi änderte, nach England und später nach Kanada aus, wo er sich dann Coles nannte, und wo er in den achtziger Jahren verstarb. Margarete Kolb wanderte 1934 nach Palästina aus, wo sie in Tel Aviv und Herzlia unterschiedliche Berufe ausübte; mit ihrem Mann Herbert Müller aus Hannover betrieb sie sowohl eine Wäsche-rei als auch eine Buchhandlung. Die finanzielle Situation wird von ihrem Sohn, Gershon Müller, als nicht besonders glücklich bezeichnet. Erna Bass (geb. Kolb) wurde mit ihrem Mann ermordet.“ Überlebt hat die Schwester Erna Kolbs, Grete Müller (geb. Kolb), die mit Robert Kohns Schwester Alice Bader befreundet war und in Israel gelebt hat.

Philippine Kerschbaum
Dachsberggasse
Flucht nach England

Das Geschäft von Philippine Kerschbaum gehörte zum Fixpunkt auf dem Schulweg von Herta Sacher. „Ja, wir sind dort hingegangen – warum? Weil das auf dem Schulweg lag, und sie hat uns immer Zuckerln gegeben. Und ich habe so gern beim Hutformen zugeschaut, das war so eine kleine Dicke, und eine recht schrille Stimme hat sie gehabt, die Lipperl.“103 Laut Angaben von Robert Kohn ließ sich der Mann von Philippine Kerschbaum (geb. Lederer), Rudolf Kerschbaum, der Sohn eines Lokomotivführers, unmittelbar nach dem „Anschluß“ von seiner Frau scheiden. „Im Jänner 1938 hatte Philippine Lederer ihr Geschäft in Krems aufgegeben und war nach Wien übersiedelt. Lippen gelang es, nach England zu kommen, wo sie lange Jahre als Herrschaftsköchin arbeitete. Nach dem Krieg ging sie zurück nach Österreich und starb in Wien.“104

Saul Lanberg
Krems
Flucht nach Schanghai, später USA

Saul Langberg war der Lebensgefährte von Johanna Kolb und betrieb bis zu seiner Flucht` mit ihr ein kleines Geschäft neben dem Steinertor. Das kleine Geschäft war für einige Kremser das Tor zur Welt, denn Paul Pisker etwa hat von Saul Langberg gelernt, wie man Grapefruits ißt, und Alfred Silbermann hat seinen ersten Kontakt mit der englischen Sprache zwischen Kleidern und Schuhen gefunden. Saul Langberg hatte keine Illusionen über die Heimat Krems „Er sagte immer so 1935/36 zu meinem Vater: `Packen wir uns zusammen und fahren nach Palästina-.106 Die Welt hatte Langberg bereits gesehen, einen Bruder in Südafrika besucht und in Amerika als Kellner und in einer Bettenfabrik gearbeitet. Diese Verbindung in alle Erdteile war nicht auf Abenteuerlust, sondern auf die katastrophalen Zustände in seiner ursprünglichen Heimat in Budzanov, in Polen, zurückzuführen. So wanderte die ältere Schwester bereits 1902 nach Amerika aus, wohin ihr Saul Langberg folgte. Da er seine Eltern noch einmal sehen wollte, fuhr er mit dem Schiff nach Europa zurück und kam gerade rechtzeitig in Hamburg an, als der Erste Weltkrieg ausbrach. Wegen einer Verwundung wurde er 1918 ins Spital in Krems eingeliefert. Er lebte in Krems bis zu seiner Flucht 1938.107

Rosa Lustig
1941 nach Riga deportiert

Die Kaufmannswitwe aus Hadersdorf stand ebenfalls auf jener letzten Liste der noch in Krems und Umgebung lebenden Juden, die im April 1940 erstellt wurde. Am 3. Dezember 1941 wurde sie von der Großen Schiffgasse 45 in Wien nach Riga verschickt.

Hermine MELLER
1942 nach Theresienstadt deportiert

Hermine Meller lebte in Krems in der Roseggerstraße und später in der Hohensteinstraße. Am 13. August 1942 wurde die damals 74 -jährige Frau durch Dr. Franz Berger von der Auswanderungshilfsorganisation für nicht mosaische Juden nach Wien überstellt. Acht Tage später wurde Hermine Meller zu ihrer letzten Reise nach Theresienstadt abgeholt.

Josef, Stephanie, Hardy, Fritz und Olly NEMSCHITZ
Bis 1934 Dinstlstraße 10;
Liquidierung der Geschäfte in Krems
Übersiedlung nach Wien
Flucht nach Palästina

Die Familie Nemschitz/Sachs
(v.l.n.r.) Fritz Nemschitz, Stephanie Nemschitz, Hardy Nemschitz,
Katharina Sachs mit Olly Nemschitz,
Josef Nemschitz (2. Reihe, 1. v.l.)

Abraham (Hardy) und Fritz Nemschitz flohen bereits Anfang November 1938 auf einem Donaudampfer Richtung Schwarzes Meer, wo sie auf einen Kohlendampfer eingeschifft wurden. Zur Datierung dieser Flucht dient der Hinweis, daß sie zur Zeit der „Reichskristallnacht“ gerade in Budapest gewesen sind. In Palästina lebte Abraham Nemschitz mit falschen Papieren und arbeitete zunächst bei einem Dorfschmied, bevor er in einer kleinen Fabrik, die Wasseruhren herstellte, Arbeit fand. Bei seiner Pensionierung in den achtziger Jahren war Abraham Nemschitz Verwaltungsdirektor einer Verpackungsmittelfabrik. Josef Nemschitz wurde während des Novemberpogroms verhaftet und nach Dachau gebracht. Die Flucht von Josef, Stefanie und Olly ist im Tagebuch bis ins Detail nach-gezeichnet. Nach dem Aufenthalt im Lager Athlit verdiente Josef Nemschitz den Unterhalt durch Gelegenheitsarbeiten, zum Beispiel als Rausschmeißer in einem Billardkaffee.108

Samuel, Siegfried, Gertrude und Bela Neubauer
Dinstlstraße 3
Samuel Neubauer floh über die Tschechoslowakei und Frankreich nach Palästina
Bela Neubauer wanderte über die Schweiz in die Vereinigten Staaten aus
Siegfried und Gertrude Neubauer emigrierten 1934 nach Palästina

Der Erinnerungen, die in Krems heute noch an den Kantor Samuel Neubauer existieren, sind mit seiner Stimme verknüpft. „Wenn die Juden eine Hochzeit gehabt haben, oder ein Begräbnis und wenn so ein Rabbiner gesungen hat, die haben ja herrlich gesungen.“109 Bela Neubauer bestätigt dies: „Eigentlich hätte mein Vater an die Budapester Oper gehen wollen. Es wäre kein Problem gewesen von seiner Stimme und seinem Talent“.“‚ Samuel Neubauer wurde in Vesperem in Ungarn geboren. Im Jahr 1912 kam er nach Krems, nachdem ihm ursprünglich eine Stelle in Jugoslawien angeboten worden war.“ Um die Zuständigkeit nach Deutschkreutz entstand im Zusammenhang mit einer sogenannten „Abschaffung“ (Ausweisung) aus dem Jahr 1920 eine bürokratische Kontroverse, die zum Ziel hatte, Samuel Neubauer aus Krems zu vertreiben. Da nur wenige Fälle aus Krems dokumentiert sind, anhand derer gezeigt werden kann, wie der bürokratische Apparat der Bezirkshauptmannschaft in die Vertreibung der Juden eingebunden war, soll der „Fall“ Neubauer ausführlicher behandelt werden. Am 20. Februar 1920 war gegen Samuel Neubauer die „Abschaffung“, wegen „Gefährdung der öffentlichen Sicherheit“, wie es in der Erkenntnis der Bezirkshauptmannschaft hieß, ausgesprochen worden.112 Als Unteroffizier bei der Barackenverwaltung in Krems hatte Neubauer überzählige, nicht inventierte Decken und Wäsche an Personen weitergegeben, außerdem Koks, der bereits auf dem Schutthaufen lag, genommen, „weil es sich erstlich um überzählige Sachen handelte und zweitens hatte ich an die Barackenverwaltung eine Forderung von zirka 1000 K. für gelieferte Kartoffel zu stellen und ich mich


Familie Neubauer 1930 in Krems
Samuel Neubauer (l.) mit den Söhnen Peter (Bela) und Sigi,
seiner Frau Rosa und seiner Tochter Gertrude

daher schadlos halten wollte.““113 Ob dieses Verfahren gegen Samuel Neubauer auch exekutiert wurde, läßt sich heute auf Grund der Aktenlage nicht sagen. Tatsache ist jedoch, daß die Option von Samuel Neubauer, der zu diesem Zeitpunkt tschechischer Staatsangehöriger (zuständig nach Mährisch-Weißkirchen) war, im Dezember 1918 für DeutschÖsterreich von der Bezirkshauptmannschaft Krems nicht anerkannt wurde.114

Peter, Gertrude und Siegfried Neubauer

Im Jahre 1924 wurde Samuel Neubauer in den Gemeindeverband von Deutschkreutz aufgenommen, da dort sein Vater lebte, und mit diesem Heimatschein wurde er auch in den Heimatverband der Stadtgemeinde Krems aufgenommen. Da die Gemeinde Deutschkreutz nichts davon wußte, daß Neubauer nach Mährisch-Weißkirchen zuständig war, war Samuel Neubauer rechtlich nicht österreichischer Staatsbürger. Ausgelöst waren diese Nachforschungen, die einen Einblick in die rechtlich unklare Situation für viele Menschen nach dem Ende der Monarchie gaben, durch eine Anfrage der staatlichen Kriminalpolizei Innsbruck, die im Tiroler Polizeianzeiger 1920 die „Abschaffung“ Neubauers registriert hatte, den Namen jedoch nicht im Verzeichnis der Landesverwiesenen fanden.“‚ Während für Samuel Neubauer bei der BH Krems im Juli die Tatsache, daß er gar nicht österreichischer Staatsbürger sei, angesichts des Wunsches ausreisen zu wollen, günstig schien, war er dadurch den Behörden verdächtig. Die Initiative ergriff das Gendarmeriepostenkommando Krems, das am 27. September 1938 in einem Funkspruch an die Gestapo Wien, um Festnahme des „verdächtigen Samuel Neubauer ersucht(e).“16 Am 28. September sollte Neubauer in seiner Wohnung in der Schlüsselamtsgasse 4 festgenommen werden. Die Gendarmeriebeamten konnten aber nur mehr eine lange Liste von Gebrauchsgegenständen beschlagnahmen und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) aushändigen. In einer Rocktasche wurde auch ein Brief seiner Tochter Gertrude gefunden, in dem diese ihr Erstaunen über den plötzlichen Entschluß, in die Tschechoslowakei zu gehen, ausdrückte.“‚ „Aber die ganze Frage für Dich wie für uns ist – und was dort? Du mußt doch von etwas leben und essen. Es ist so – daß du nach Erez kommst ist klar (…) nur ist dies eine Zeitfrage. Du mußt wissen, daß ich wegen Deines Herkommens alles tun werde u. auch Sig – Deine Anforderung habe ich schon lange ans Konsulat gegeben.“18 Für das Gendarmeriepostenkommando Krems war klar, daß Neubauer ein kommunistischer Parteigänger war. „Da in den Tagen Ende September Anfang Oktober 1938 eine verschärfte Ausländer-Überwachung einsetzte und der Verdacht bestand, daß in der Gegend von Krems ein Geheimsender bestehe, wurde gegen (…) Samuel Neubauer (….)“119 Über seine Flucht kann sein Sohn Peter (Bela) nur Bruchstücke berichten: „Man hat ihm gesagt, daß morgen früh die Nazis kommen werden. Man hat ihm das mitgeteilt und so hat er das gewußt und ist in die Tschechoslowakei. Danach nach Frankreich, Südfrankreich. Dann hat man auch dort die Juden zusammengeholt in der Nähe von Nizza. Er ist dann über die Pyrenäen nach Spanien und von dort mit einem Schiff nach Palästina.“ Die Reise des Vaters finanzierte zu einem Teil Peter Neubauer, der von einer jüdischen Organisation die Mitteilung bekommen hatte, daß der Vater nach Palästina geschickt werden könne. Über die Umstände der Flucht soll Samuel Neubauer in seinem ersten Brief an seinen Sohn berichtet haben. „Der erste Brief war ungefähr drei, vier Seiten lang. Ich bin froh, daß ich hier bin, es gefällt mir, so in der Art. Ich bin jetzt bei der Tochter natürlich. Er war immer sehr freundlich und voll mit Zärtlichkeiten. Aber zwischendrin sagte er: Als ich da oben in Nizza in den Bergen war und die SS gekommen ist und die Juden sich verstecken wollten, da war ich alleine mit einem von der SS. Ich habe ihn erschlagen und bin davongelaufen. Er hat das so gesagt, das muß man halt so machen. Er hat später nie davon gesprochen.“121 Die Tochter Gertrude war mit 17 Jahren alleine nach Palästina gefahren und hatte sich einem Kibbuz angeschlossen. „Der Vater hat zu ihr gesagt, wenn du nicht in Österreich bleiben willst, geh‘ nach Buenos Aires, dort habe ich eine Tante. Wenn ich mir das so vorstelle, sie war erst 17 Jahre, oder ein bißchen älter, als sie nach Palästina gegangen ist.““ Nach dem Tod der Mutter soll sie, nach Angaben von Kurt Hruby, nur kurz nach Österreich zurückgekommen sein.123Sigi Neubauer, der politisch während der Februarkämpfe 1934 verhaftet worden war, wurde nach seiner Freilassung von der Universität relegiert und wanderte nach Palästina aus, wo er in einem „Schriftstellerkibbuz“ in der Nähe von Jerusalem lebte.“Ein anderer Bruder, der engagierter Kommunist war, ist während des Krieges in Ägypten gestorben. Paul (Pisker, Anm. R.St.) und ich haben ihn noch einmal in dem Kibbuz bei Kfar Saba, in dem er lebte, besucht.“ Während des Zweiten Weltkriegs meldete sich Sigi Neubauer zum Palästina-Korps der Englischen Armee; er kam 1943 um und liegt in der Nähe von Tunis begraben. 12′ Samuel Neubauer betrieb in Palästina mit seiner zweiten Frau in der Nähe des Busbahnhofs von Tel Aviv ein kleines Restaurant. In einem Brief an seinen Freund Otto Au spitz teilte er diesem 1949 kurz mit, daß sein Ansuchen um Ausreise aus Israel „ganz ohne Grund‘ ‚abgelehnt worden sei. „Mir geht es gesundheitlich Gottlob gut, nur seelisch leide ich gar zu viel, auch hierüber nächstens ausführlicher.““ Die zweite Frau (geb. Mahler) Samuel Neubauers hatte eine Hefe-Fabrik in Wien. „Als der Krieg fertig war, ging sie zurück und mein Vater ist dann immer von Wien nach Israel und zurück und ist dann in Wien gestorben.“ Kurt Hruby, den man als wandelndes Lexikon in Fragen der Geschichte der Juden von Krems bezeichnen könnte, steuert in seinem Brief und in einem Interview einen zusätzlichen Anhaltspunkt über die Umstände des Todes von Samuel Neubauer bei. „Da er von Haus aus ein cholerischer Mensch war, hat ihn bei den Vorsprachen (betreffend Wiedergutmachungsansprüche) aus Aufregung der Schlag getroffen, nachdem er kurz vorher noch zu den jüdischen Herbstfeiertagen den Gottesdienst im Brahms-saal geleitet hat. Er liegt auf dem Zentralfriedhof in Wien begraben.“

Peter Bela Neubauer verließ die Wiener Universität ungefähr zur gleichen Zeit wie sein Bruder (1936), vollendete seine Studien in Bern (1936-1938) und wanderte 1941 nach Amerika aus, wo er zu den Mitbegründern der Kinderpsychiatrie zählt und eine Reihe von Büchern und Artikeln veröffentlichte.129 Seinen Anfang nahm alles in der Stadtbücherei in Krems. „Ich habe Freud in der Bibliothek in Krems gefunden und habe mir gedacht, was der sagt, hat Sinn“, berichtet Peter B. Neubauer in seinem Apartment mit Blick auf den Central Park in New York. Die Bibliothek ist mannshoch mit eigenen Werken gefüllt, im Regal findet sich auch ein Bild, das Neubauer mit Anna Freud zeigt. Peter B. Neubauer gehört zu den Mitbegründern des Freud Museums in London und ist ein nicht nur in den USA bekannter Kinderpsychiater. Nach der Matura in der Realschule hat Peter Neubauer begonnen, an der Universität Wien zu studieren. Als die Februarkämpfe 1934 losbrechen, ist er eher durch einen Zufall auf die Seite der Aufständischen geraten. „Ich war in einem sozialdemokratischen Studentenheim, dort habe ich einen sehr armen Studenten regelmäßig unterstützt. Im Februar bin ich von der Medizin nach Hause gekommen und alles war dunkel, da ist der Student zu mir gekommen und hat gesagt: `Komm mit‘. Ich bin halt mitgegangen, weil ich nicht so sein wollte.“ In einer Garage werden an die zehn Studenten, die sich eingefunden hatten, Waffen verteilt, die Gruppe wird von Polizisten überrascht. „Man schoß und diese zwei Polizisten lagen blutig herum.“ Nachdem der Bruder, Sigi Neubauer, wegen seiner Beteiligung am Aufstand und der anschließenden Haft von der Universität relegiert wird, beschließt auch Peter Neubauer,

Peter B. Neubauer (Mitte) im Gespräch mit Anna Freud

an der Universität in Bern weiter zu studieren. Im Jahr 1938 schreibt er seine Doktorarbeit über Geisteskranke und ein offenes Projekt ihrer Behandlung, bekannt unter dem Namen „Freie Kolonien“. Mit dieser wissenschaftlichen Arbeit im Gepäck wäre ihm drei Jahre später die Weiterreise von den Bermudas in die USA beinahe nicht geglückt. „Die Engländer haben auf dem Schiff nach Spionen gesucht und fanden meine Thesen und haben natürlich den Titel ganz anders interpretiert. Das Schiff wurde bis zur Klärung dieser `Schrift‘ 24 Stunden im Hafen behalten.“ Die Spezialisierung auf die Kinderpsychiatrie erfolgte im Zuge der Ausbildung in der Klinik Waldau in der Schweiz. „Die beste Psychiatrie in Europa war damals in der Schweiz zu Hause.“ Diese Zeit war aber auch eine Zeit der politischen Enttäuschungen, die „Sozialisten brachen beim Anschluß Österreichs ganz zusammen und dann der kulturelle Zusammenbruch der Stadt Wien, von einer Stadt, von der ich geglaubt habe, daß sie so wichtig war und dann der Überfall der Sowjetunion auf Finnland, das hat mich als Sozialist schwer enttäuscht.“ Nach dem Einsetzen der Flüchtingswelle, kommt Peter Neubauer in eine prekäre Situation als er, als Universitätsassistent vom Kanton Bern beauftragt wird, die fremden Studenten danach zu untersuchen, ob sie in ein Schweizer Lager eingewiesen werden können. „So mußte ich meine Freunde untersuchen. Natürlich habe ich immer gefunden, daß sie krank sind. Diese Untersuchungen habe ich so lange gemacht, bis ich einen Brief bekommen habe, daß ich den Doktor Neubauer untersuchen soll. Da habe ich dann gesagt, daß mir das beruflich nicht möglich ist.“

Der Auswanderung in die USA steht die Geographie des Jahres 1941 im Wege, „ich mußte nach Südfrankreich, nach Spanien und dann nach Portugal“. Diese Reise tritt Peter Neubauer in einem plombierten Waggon an. „An die 50 Personen sind da drinnen gewesen, alles getaufte Juden, die mit einem katholischen Paß des Papstes gefahren sind, vorher mußten sie sich allerdings taufen lassen, dann ist ihnen geholfen worden. Ich war der einzige Jude“. Bis die Gruppe Lissabon erreicht, sind einige Dollar an Schmiergeldern notwendig. Die spanischen Zöllner lassen die Gruppe nur über die Grenze, wenn sie zehn Dollar bekommen, die Portugiesen verlangen denselben Preis, schicken die Gruppe aber wieder zu ihren Kollegen. „Man hat uns hin und her geschoben, um zehn Dollar zu bekommen.“ Als dieses Spiel glücklich zu Ende geht, ist das amerikanische Visum von Peter Neubauer abgelaufen. Drei Monate muß er auf das neue Visum warten, um sich notdürftig über Wasser zu halten, behandelt er die wartenden Flüchtlinge. Mit 20 Dollar in der Tasche betritt Peter Neubauer schließlich amerikanischen Boden. Bis zum heutigen Zeitpunkt hat Peter B. Neubauer verschiedene Funktionen ausgeübt, unter anderem Direktor des „Child Development Center, Jewish Board of Family and Children’s Services“, Vorsitzender der „Child Analysis Section“ der Universität von New York, Gründungsmitlied des „National Advisory Council of Clinical Infant Programms, National Institute of Mental Health“. Er lehrte an der Columbia University in New York und am Psychoanalytischen Institut der New Yorker Universität. Die „Association for Child Psychoanalysis“ und der „New York Council an Child Psychiatry“ können Peter Neubauer als eines ihrer Gründungsmitglieder verbuchen. Der „International Association for Child Psychiatry and Allied Professions“ stand er durch vier Jahre als Generalsekretär vor. Für seine Tätigkeit wurde der gebürtige Kremser mit einigen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. Peter Neubauer publizierte vor allem über den Prozeß der frühkindlichen Entwicklung und über die Entwicklung von Kindern im Kibbuz.

Fritz Neuberger
Spenglergasse
Von Wien nach Minsk deportiert

Fritz Neuberger war der Ehemann der Modistin Marie Neuberger (geb. Dragon). Nach dem Einmarsch der Deutschen ließ sich Frau Neuberger von ihrem Mann scheiden, um so das Geschäft zu retten. Ihr Mann, der ab diesem Zeitpunkt in Wien lebte, unterstützte sie. Die gemeinsame Tochter lebte zeitweise auch bei ihrem Vater in Wien, der auch noch für das Geschäft seiner Frau Besorgungen machte. Dieser Kontakt wurde bei der Kreisleitung in Krems angezeigt. Als Folge dieser Denunziation – die Frau des verstorbenen Bruders von Frau Neuberger, Hermine Dragon,10 versuchte das Geschäft zu „arisieren“ – dürfte Fritz Neuberger auch nach Minsk deportiert worden sein.

Agnes, Albert, Ernst und Charlotte Neuner
Schwedengasse 2
Agnes Neuner überlebte das Konzentrationslager
Arthur und Frieda Neuner wurden nach Minsk deportiert
Das Schicksal von Ernst Neuner ist ungewiß
Charlotte Hauser (geb. Neuner) und ihre Tochter wurden nach Theresienstadt deportiert

Die Familie Neuner betrieb am Beginn der Schwedengasse ein Wäschegeschäft. Die beiden Söhne Albert und Ernst, dürften, wenn man den Erzählungen Glauben schenkt, für eine Kleinstadt jede Menge Gesprächsstoff geliefert haben. „Der eine war der Tschinschi und der andere hat sich einmal in eine Schauspielerin verliebt, die 30 Jahre älter war. Die wollte er heiraten. Sein Vater sagte zu ihm: `Bist du verrückt?‘ Darauf sagte sein Sohn: `Wenn du es mir nicht erlaubst, erschieße ich mich.‘ Der Vater ging mit seinem Sohn in die Waffenhandlung und hat ihm den schönsten Revolver gekauft. Er hat sich nicht erschossen. Einer von beiden wurde der rote Neuner (wegen seiner Haarfarbe, Anm. R. St.) genannt. Sein Hauptsport war schwimmen. Er ging in die Donau schwimmen und hat wassergetreten und Zeitung gelesen.““‚ Nach den Aussagen von Paul Pisker, dessen Vater bei Albert Neuner, der 1930 starb, gearbeitet hat, haben sich die alten Neuner abgerackert, „aus den Söhnen ist jedoch nichts geworden, den Kindern ging es zu gut“.12 Der Sohn Arthur Neuner (geb. 1897) soll 1935 nach Palästina gereist sein, wie Alfred Silbermann in einem Brief schreibt: „Arthur kam 1935 mit Frau nach Palestine, hatte keinen Beruf, da er nur im Geschäft gearbeitet hatte. Also ging er in einen Kibbuz. Ich glaube, ich habe Ihnen geschildert, wie hart es war damals, und auch im Kibbuz the Same song: Viele Steine und wenig Brot. Also in short hat sich dieser Idiot von seiner Frau überreden lassen und ist noch Ende 1937 zurück nach Österreich. Mein Schwager hat ihm die Reisespesen geborgt und seine Mutter (von Neuner, Anm. R.St.) hat das meiner Mutter zurückbezahlt. Das ganze war nur 25 engl. Pfund = 625 Schilling 1935). Mit Schiff nach Constanza und von dort Bahn, das war das Billigste.“13 Das Geschäft der Firma Neuner wurde wie so viele andere jüdische Geschäfte in Krems geplündert. Bei einem Rundgang mit Anna Lambert (geborene Kohn) 134 berichtete ihr ehemaliger Nachbar Anton Merkel. „Die Auslage vom Neuner ist mit einem Krampen eingeschlagen worden, mit einem Krampen haben sie die Rollbalken durchgehaut, der der das gemacht hat lebt heute noch, damals war er bei der SA. An das kann ich mich noch erinnern. Wir wären gerade in die Schule gegangen, so um 7 Uhr, auf einmal hat es gekracht, wir haben beim Fenster runtergeschaut und alles gesehen. ≥135 Josef Tauber erinnert sich ebenfalls an die Plünderung des Geschäftes der Familie Neuner. „Wir waren auch so Kinder, sind herumgerannt, da haben wir gesehen, wie die SA gekommen ist, die haben die Fenster und Auslagen eingeschlagen, und die alte Frau haben sie hinaus und haben sie niedergeschlagen auf der Straße.“136 Arthur und Frieda Neuner wurden am 6.5.1942 von ihrer Wohnung in Wien (Alserbachstraße 33) nach Minsk verschleppt. Charlotte Hauser (geborene Neuner) wurde mit ihrer 20-jährigen Tochter Liesl fünf Monate später nach Theresienstadt deportiert. Die Mutter, Agnes Neuner, soll das Konzentrationslager überlebt haben und ca. 1972, fast 100-jährig, in Wien gestorben sein.137

Katharina Oberländer
Schlüsselamtsgasse 4
Im Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert

In der Liste der Juden in Krems aus dem Jahre 1940 wird eine Katharina Oberländer (geb. 1869) erwähnt. 131 Unmittelbar nach der Erfassung und Meldung durch die Kultusgemein-de, am 11. April 1940, meldete sich Katharina Oberländer nach Wien ab.139Mit großer Wahrscheinlichkeit stehen die Erfassung der „Glaubensjuden“ in der Provinz und diese Flucht nach Wien in unmittelbarem Zusammenhang.

Josef, Mitzi, Gertrude und Paul Pisker
Sparkassegasse 2
1937 nach Knittelfeld übersiedelt
Flucht nach Palästina

Josef Pisker stammte aus Hardegg in Niederösterreich und war das zweite Kind von Jacob Pisker, der lange Jahre Bürgermeister der Stadt Hardegg war und ein Manufakturwarengeschäft (Geschirr, Lebensmittel) betrieb.140 Über Wien führte Josef Pisker der Weg nach Krems, wo er zuerst bei Albert Neuner beschäftigt war, bis er sich 1913 selbständig machte. In den Jahren 1932 bis 1936 war er Vorstand der Kultusgemeinde. Josef und Mitzi Pisker hatten bereits im Jahre 1937 ihr Geschäft in der Postgasse in Krems aufgegeben und waren nach Knittelfeld übersiedelt.141Nach dem „Anschluß“ nahmen die Nazis Josef Pisker die Schlüssel für sein Geschäft in Knittelfeld weg. Paul Pisker, der als Jude vom Militär 1938 abgerüstet wurde, erinnert sich an diesen Raub: „Dadurch konnten sie alles ausrauben. Sie fanden auch zwei Scheckbücher von zwei


Bild oben: Das Geschäft von Jakob und Regine Pisker
in Hardegg in Niederösterreich
Bild unten: Geschäft von Josef Pisker in der Sparkassegasse
in Krems

Hochzeit von Josef und Mitzi Pisker
16.2.1912

Banken in Knittelfeld. Dann kam ein oberer Nazi und sagte: ‚Herr Pisker, wir möchten, daß Sie eine Spende für die Partei machen.‘ Sie kamen mit Pistolen und Messem. Mein Vater sagte: ‚Wie hoch soll die Spende sein?‘ `2000 Mark.‘ ‚Ich gebe Ihnen eine Anweisung‘, sagte mein Vater. ‚Danke, wir haben das Geld schon abgehoben.‘ Es gab also kein Gesetz mehr, sondern nur die rohe Gewalt.“ Nach Angaben Paul Piskers wurde der Vater nach Dachau verschleppt kam aber nach einigen Monaten wieder frei. „Bevor die Leute entlassen wurden, wurden sie vom Oberstabsarzt kontrolliert und vor meinem Vater war ein kräftiger Junge, der hatte lauter blaue Flecken von den Schlägen. Da sagte der Arzt. ‚Den kann man nicht entlassen.“ Dann kam mein Vater und er wog nur 41 oder 43 Kilo. `Kommt nicht in Frage, Untergewicht.‘ Da sagt mein Vater: ‚Das ist mein Normalgewicht gewesen, immer schon.‘ ‚Gut, dann entlassen.- Bei der Entlassung und Übernahme der persönlichen Gegenstände wurden zwei Ringe gefunden. Als sich auf die Frage, ob jemand etwas verloren hatte, niemand im Raum meldete, sperrte der Offizier die Türe zu und teilte den Anwesenden mit, daß eine Entlassung erst erfolge, wenn sich der Mann melde, dem die beiden Ringe gehören. „Jetzt war mein Vater im Dilemma. War das eine Falle oder nicht? Daraufhin sagte er vorsichtig. ‚Ich hatte zwei Ringe, bin nicht sicher, ob ich sie mitgebracht habe.‘ ‚Können Sie mir diese Ringe beschreiben?“Ja, das war ein Ehering und ein Ring mit einem roten Stein.‘ ‚Da haben Sie Ihre Ringe. Was glauben Sie, bei uns wird nicht gestohlen.‘ Mein Vater hat sonst nichts erzählt.144 Bevor die Piskers endgültig das Land verlassen konnten, hatten sie von Wien aus einen erfolglosen Fluchtversuch gewagt. „Wir waren an zwei Grenzen, an der österreichischen und an der ungarischen. Wir wurden zurückgeschickt und standen ohne Dach über dem Kopf da. Dann nahm uns ein ehemaliges Dienstmädel auf. Wir schliefen auf dem Boden, in einem Haus in der Augartenstraße.“ Mit dem Donaudampfer „Schönbrunn“ flohen die Piskers schließlich mit ihrer Tochter Gertrude Hirsch und deren Sohn, ebenso wie die Familien Nemschitz und Bader, bis Dulcea, wo sie auf das Schiff „Atlantik“ überführt wurden.146 Der illegale Transport nach Palästina wurde von den Engländern aufgegriffen. „Die Flüchtlinge des Schiffes ‚Atlantik‘ wurden als feindliche Ausländer von den Engländern nach Mauritius deportiert. Nur die Kranken, zu denen auch meine Mutter gehörte, durften mit ihren Familien an Land gehen und wurden in Athlit interniert und von dort am 17.6.1941 freigelassen.“147 Über den Aufenthalt Josef Piskers im Lager in Athlit sind eine Karikatur und eine Anekdote erhalten. „Der Vater war dort Bastler. Er machte Mäusefallen. Man sagte: `Vom Pisker eine Falle, dann verlaufen sich die Mäuse alle.'“148 Josef Pisker hatte, nachdem er sein Geschäft verloren hatte, in Österreich die Schusterei erlernt. In Palästina arbeitete er so als Schuster – den Tisch und das Werkzeug hat Paul Pisker heute noch aufgehoben – später half Josef Pisker in einem Kaffeehaus aus.149 In Israel lebte er in einer kleinen Blechhütte in Natanya. Gertrude Erlanger meint über die ersten Jahre in Palästina: „So sind wir durchgekommen und haben angefangen. Ich habe 17 Jahre in einem ‚Zrif‘ gewohnt, das ist ein Holzhaus, außen mit Blech und innen mit Holz. So sparte man dann langsam.“150

Da der antisemitische Boykott ein Leben in Krems unmöglich machte,
versuchte die Familie Josef Pisker einen Neuanfang
in Knittelfeld im Jahr 1937, wo sie das Geschäft
von Adolf Bergoffen übernahm

Josef Pisker starb 1957 und Mitzi Pisker 1969. Paul Pisker, der bereits seit 1938 in Palästina mit falschen Papieren auf den Namen Schalom Pisker lebte, arbeitete zuerst als Holzfäller in Fidera, zwischen Tel Aviv und Haifa auf Orangenplantagen, beim Straßenbau und während des Krieges als Holzfäller in der Nähe von Chedera. „Wir haben die Eukalyptusbäume gefällt, die die ersten Siedler gepflanzt hatten, um die Sümpfe trockenzulegen.““‚ Im Jahre 1942 wurde Paul Pisker zur Polizei mobilisiert und machte bis 1959 auf Grund seiner Sprachkenntnisse Dienst in der vorwiegend von Arabern bewohnten Stadt Akko. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete Paul Pisker als „Ausforscher von Arbeitsunfällen in der Nationalversicherungsanstalt.“l52 Gertrude Erlanger (geb. Pisker) betreibt heute ein kleines Friseurgeschäft in Naharia.

Karikatur von Josef Pisker im englischen Internierungslager
Atlith 1941

Leopold P.153
überlebte in Krems

Nach dem Tod des Vaters übesiedelte die Familie von Leopold P. Anfang der dreißiger Jahre nach Krems, wo sich Leopold P. mit Französischstunden, Gelegenheitsarbeiten und als Soldat über Wasser hielt. Nach dem Anschluß erhielt auch der bis dahin arbeitslose Leopold P. einen Posten als Zeichner bei einer Baufirma. Als Vertreter einer Firma, die Waagen vertrieb, wurde der nach den Nürnberger Rassengesetzen als „Halbjude“ geltende Leopold P. zum Militär einberufen. Im Jahr 1945 desertierte er und erlebte das Kriegsende in der Nähe von Krems.154

David Rachmuth
Schillerstraße 10
Meldete sich am 27.10.1939 nach Bolivien ab

Nach den Angaben von Kurt Hruby155 soll David Rachmuth, der Krems am 24. September 1938 Richtung Wien verlassen mußte, die Flucht nach Palästina geglückt sein. Als neuer Eigentümer der „Ersten Wachauer Weinbrennerei und Likördestillation“, die bis dahin David Rachmuth gehört hatte, wurde ein gewisser Ludwig Herout am 2. Juni 1939 eingetragen.157

Margit Radel
Geschäft Göglstraße 7
Überlebte als U-Boot in Wien

Margit und Ludwig Radel betrieben ein kleines Gemüsegeschäft in der Göglstraße und wohnten über dem Geschäft. Da Margit Radei nach den nationalsozialistischen Gesetzen als Jüdin galt, verlor der Mann seinen Posten beim Kreisgericht Krems. Das Geschäft wurde demoliert und später gesperrt. Sieben Jahre mußte die Familie in einem kleinen feuchten Lagerraum in der Göglstraße leben. Da für Margit Radel der weitere Aufenthalt in Krems gefährlich war, lebte sie als U-Boot versteckt in Kellern und Kirchen und bei drei Bekannten der Familie in Wien. Nachdem die letzte Quartiergeberin, Frau Weißkopf in der Fasangasse 36158 verhaftet wurde, mußte Margit Radel wieder nach Krems übersiedeln, wo sie bis zu ihrem Tode in den achtziger Jahren lebte.

Ignaz, Leontine, Karl, Franz und Arthur Rephan
Frauenberggasse 1 (3)
Ignaz Rephans Schicksal ist ungewiß
Leontine Rephan wurde am 28.6.1942 nach Theresienstadt deportiert
Den Söhnen Karl, Franz gelang die Flucht nach Palästina
Arthur Rephan flüchtete nach England

Bis zum Jahre 1940 konnte Ignaz und Leontine Rephan, die ein Produktengeschäft mit ihren Söhnen betrieben, in Krems leben. Mit 76 Jahren wurde Ignaz Rephan aus Krems vertrieben und war in Wien in der Glockengasse 25 gemeldet,1S9 sein weiteres Schicksal ist ungewiß. Seine Frau wurde am 28. 6. 1942 nach Theresienstadt gebracht. Den Söhnen Karl,160 Franz’6′ und Arthur glückt mit ihren Familien die Flucht aus der „Ostmark“. Franz und Karl Rephan flüchteten nach Palästina, Arthur, der mit der Christin Anna Wagner, verheiratet war, wurde zur Räumung des Tempels in Krems im September 1938 gezwungen, beaufsichtigt wurde er dabei von seinem ehemaligen Schulkollegen, dem SA Stan-dartenführer Leo Pilz. „Ihn hat es furchtbar geschmerzt, weil es der Schulkollege war. Es war sicherlich eine schreckliche Zeit“.162 Gemeinsam mit Kurt Hruby versuchten Arthur Rephan und seine Frau in die Schweiz zu fliehen,163 sie wurden jedoch von der Kantonspolizei aufgegriffen und nach Wien überstellt. Trotz dieses mißglückten Versuches gelangten Arthur Rephan und seine Frau schließlich nach England. Sie wurden englische Staatsbürger und betrieben eine kleine Fremdenpension. Laut Angaben von Robert Kohn ist Franz Rephan während des Zweiten Weltkrieges britischer Soldat gewesen und in deutsche Gefangenschaft gekommen. Auf dem Weg nach Deutschland gelang ihm die Flucht bis Palästina. Nach dieser Flucht durch halb Europa diente er weiterhin in der Britischen Armee und kam in der Nähe von Suez bei einem Autounfall als Britischer Soldat ums Leben. Der einzige Kremser, der jemals das Grab von Franz Rephan in einem Britischen Militärfriedhof gesehen haben dürfte, war Abraham Nemschitz. „Nach dem Sechs-Tage-Krieg hat das israelische Fernsehen Filmaufnahmen von einem britischen Militärfriedhof in der Nähe gezeigt, weil auf diesem Friedhof Juden neben Nichtjuden begraben waren. Die Kamera ist über die Gräber geschwenkt und da habe ich deutlich den Namen von Franz Rephan lesen können.““,‘ Karl Rephan siedelte sich mit seiner Frau in Maknil in Palästina an und arbeitete in den Orangenhainen. „Er hat umsatteln müssen, er war nur gewohnt, an einem Schreibtisch zu sitzen, er hatte das Produktengeschäft seines Vaters geführt.“166

Cäcilia Ruhig
1941 nach Litzmannstadt deportiert

Cäcilia Ruhig war eine Schwester von Pauline Glaser aus Mautem. Gemeinsam wurden die beiden alten Frauen im Juni 1940 aus Krems vertrieben und am 23. Oktober 1941 nach Litzmannstadt deportiert.

Theresia und Fanny RUSCHITZKA
Stein
Nach Litzmannstadt deportiert

Gemäß der Liste der Juden von Krems aus dem Jahre 1940167 lebten zu diesem Zeitpunkt in Stein eine Therese Ruschitzka (geb. 1884) und eine Fanny Ruschitzka (geb. 1887). Theresia und Fanny Ruschitzka mußten im September 1940 Krems verlassen und wurden im Oktober 1941 nach Litzmannstadt verschickt.

Jakob und Katharina SACHS
Dachsberggasse 8
Mußten im November 1938 Krems verlassen
Katharina, Karl, Stephanie, Norbert, Katharina und Judith Sachs wurden nach Theresienstadt deportiert

Jakob und Katharina Sachs, die als letzte Mitglieder der Familie Nemschitz/Sachs zwischen 1934 und 1938 in Krems geblieben waren, flüchteten aus Krems am 15. November 1938.11 Jakob Sachs starb in den vierziger Jahren in Wien, während seine Frau Katharina mit den Familien ihrer Söhne Karl und Stephanie (am 20.8.1942) und Norbert, Katharina und Judith Sachs (am 9.10.1942) nach Theresienstadt deportiert wurde. Im Totenbuch von Theresienstadt sind verzeichnet:

Sachs Katharina. 15.4.1860
Sachs Karl. 22.11.1887
Sachs Norbert. 25.5.1895
Sachs Stephanie. 13.4.1899
Sachs Katharina. 2.6.1899
Sachs Judith. 26.2.1925 169

Karl Schöpke Krems
Flucht nach England

Karl Schöpke war Buchhalter in der Tischlerei Otto Adlers. Nach Angaben seiner Frau hatte er eine „jüdische Großmutter, die bei der Geburt der Mutter gestorben ist.“10Der Grund für die Flucht aus Krems ist demnach nicht allein in Schöpkes Abstammung, „er hat sich nie darum gekümmert“, sondern in seiner Zeugenschaft bei einem angeblichen Attentat oder Mord, in den ein bekannter Kremser verwickelt gewesen sein soll, zu sehen. „Mein Mann kam vom Dietl, hörte einen Schuß, lief schneller und sah gerade, wie der eine Richtung Pfarrplatz läuft; er hatte ihn erkannt und schrie ihn mit dem Namen an. Das war sein Fehler.“ Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde Karl Schöpke zum Militär einberufen und bei einem Urlaub in Krems verhaftet. Aus der Haft wurde er von Leo Pilz `befreit‘, der zu ihm gesagt haben soll: „Die Kremser wollen dich nicht, da gibt es einige, die wollen dich. „172 Karl Schöpke ging nach Prag und von dort nach England und kehrte erst als Pensionist wieder nach Krems zurück. Den Namen des Mannes, der hinter der Verfolgung ihres Mannes gestanden haben soll, will Frau Schöpke nicht nennen, „die Familie lebt noch in Krems“. Einer aus der Clique, der intrigiert hat, sei unter anderem der Bürstenbinder bei der Wienertor-Apotheke gewesen. „Wie mein Mann dann wieder in Krems war, ist er im Gasthaus zu seinem Tisch gekommen und hat gemeint: ‚Wir sollten uns doch kennen.‘ `Nicht, daß ich wüßte,‘ hat mein Mann nur gemeint.“173

Ida Subal
Gestorben in Krems 1940

Eine Frau Ida Subal, gestorben im Jahre 1940, liegt auf dem jüdischen Friedhof in Krems begraben. Laut Angaben Kurt Hrubys kam erst beim Tod der Frau ans Tageslicht, daß sie Jüdin war. Der Bürgermeister der Stadt Krems soll darauf gedrängt haben, daß die Betreffende auf dem jüdischen Friedhof bestattet werde.` Ob der Tod von Ida Subal den Ausschlag für die Anweisung des Oberbürgermeisters gab, daß Juden nur auf jüdischen Friedhöfen begraben werden dürften, ist nicht eindeutig feststellbar.

Theresia, Alois und Jarmila SAX
Frauenbergstiege 6
In Litzmannstadt im Gas ermordet

Bis zum Dezember 1939 war Theresia Sax mit ihren beiden Kindern Alois (geb. 1935) und Jarmila(geb. 1937) in der Wohnung in der Frauenbergstiege 6 in Krems gemeldet, wie aus einer Mitteilung des Magistrats Krems anläßlich eines Opferfürsorgeansuchens des Lebensgefährten Alois Dörr hervorgeht.“SAlois Dörr, der mit Theresia Sax in einer Lebensgemeinschaft wohnte, wurde am 8. März 1939 wegen Rassenschande vom Landgericht Krems 171 zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Verhaftet wurde Alois Dörr bereits am 11. Oktober 1938. Vorgeworfen wurde ihm, „mit einer Volljüdin seit dem Jahre 1934 ein Liebesverhältnis unterhalten zu haben und dieses auch nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten fortgesetzt zu haben.““ Vom Gefangenenhaus in Stein, wo er die Strafe am 14.8.1939 antrat, wurde Dörr nach Dieburg (Hessen) überstellt, wo er Anfang 1940 zur Wehrmacht überstellt wurde .171 Therese, Alois und Jarmila Sax wurden in Litzmannstadt in Polen ermordet.19

Alfred, Sophie, Rosa, Julie, Karl, Anna und Lotte Silbermann
Alfred und Sophie Silbermann wanderten bereits 1933 nach Palästina aus
Rosa, Julie, Karl, Anna,und Lotte Drescher (geb. Silbermann) wurden ermordet

Die einzigen Überlebenden der großen Familie Silbermann sind Alfred (geb.1910) und Sophie (geb. 1908), die beide schon in den dreißiger Jahren nach Palästina ausgewandert sind. In einem mehrjährigen Briefwechsel und in einem Interview mit Alfred Silbermann, der seit den siebziger Jahren in Miami in den USA lebt, schildert der gelernte Tischler das Schicksal seiner Familie. „Bis in die vierziger Jahre habe ich noch Post bekommen von der Mutter und den Geschwistern, dann war es aus.“188Die Liste der ermordeten Familienangehörigen ist lange:

Rosa Silbermann (geb. 1877, deportiert 1942)
Julie Silbermann (geb. 1899, deportiert 1942)
Karl Silbermann (geb. 1901, deportiert 1942)
Charlotte Drescher (geb. Silbermann 1904, deportiert 1942)
Anna Silbermann (geb. 1909, deportiert 1942)

Wie es zur Verhaftung der einzelnen Familienangehörigen kam, ist nur im Fall von Charlotte Drescher, die mit einem Schuster und späteren Eisenbahner verheiratet war, belegt. In der Liste der in Krems lebenden Juden aus dem Jahr 1940 scheint Charlotte Drescher mit Wohnort Gartengasse 7 auf. Der Plan der nichtjüdischen Verwandten des Mannes, die Frau in einem kleinen Ort neben Gföhl zu verstecken, wurde verworfen und Charlotte Drescher, die nebenbei schneiderte, gelang es in Wien unerkannt unterzutauchen. Nachdem Karl Silbermann aus einem Arbeitslager freigelassen wurde und seine Schwester in Wien aufsuchte, entdeckte die Hausmeisterin, welche Mietpartei in ihrem Haus wohnte. „Mein brother knew her address so he went to her to get the address of my mother. Die Hausmeisterin sah ihn und er mußte doch den gelben Fleck tragen, hat sie ihn gleich gefragt, wen er hier suche. Sagte er seine Schwester wohnt hier. Sagt sie ihm, ja stimmt und nannte den Stock. Und während er geht hinauf, ruft sie die Gestapo. Die Schwiegermutter ist mit dem Kind nach Wien gefahren zum Gestapohauptquartier man soll freilassen. Hat man ihr gesagt, wenn sie nicht schnell hinausgeht, wird sie auch arrestiert. Meine Schwester aus Israel war 1956 in Krems und hat mit ihr gesprochen und die ganze Geschichte erzählt. Sehr traurig.“ Rosa Silbermann wurde am 9.4. 1942 nach Minsk verschleppt, Karl Silbermann und Charlotte Drescher am 14.6.1942 nach Izbica im Generalgouvernement verschickt.

Leopold und Alfred Schafranek
Vermutlich ermordet

Leopold Schafranek war in Krems ebenfalls als Produktenhändler tätig, 1937 ging er nach Wien, über sein weiteres Schicksal ist nur bekannt, daß er 1945 amtlich für tot erklärt wurde. 182 Sein Sohn Alfred (geb. 1899) dürfte vermutlich ebenfalls in Dachau ermordet worden sein.

Anton Schafranek
Überlebte den Holocaust in Wien und Krems.

Anton Schafranek (geb. 1881) war weitgereist, 1926 besaß er einen amerikanischen Reisepaß und zwischen 1929 und 1938 dürfte er sich in Amerika aufgehalten haben. Im Jahre 1939 war er für wenige Tage in Wien gemeldet,183um sich am 6.2.1939 wieder nach Krems abzumelden. In der Liste der Juden von Krems aus dem Jahr 1940 scheinen noch Anton Schafranek (geb. 1881) in Krems und Berta Schafranek (geb. 1891) in Hadersdorf auf.“‚ Laut den Angaben Hannelore Hruschkas ist er 1947 in Krems gestorben.’85

Anna Schafranek
1941 ins Generalgouvernement deportiert

Anna Schafranek (geb. 1870) war die Tochter des Hausierers Moritz Schafranek. Im Dezember 1939 mußte sie Krems verlassen, nachdem sie bereits am 30. September 1938 die Ausreisegenehmigung erhalten hatte.186 Bereits am 26. Februar 1941 wurde sie ins Generalgouvernement verschleppt, oder „umgesiedelt“, wie es in den Meldeunterlagen heißt.187

Philipp und Anna Schafranek
Untere Landstraße 9 1942
nach Minsk deportiert

Der Friseur Philipp Schafranek (geb. 1879), der bis 1938 in Krems gewohnt hatte, wurde am 6. Mai 1942 mit seiner Gattin Anna (geb. 1885) von seiner Wohnung in der Haidgasse 7 in Wien nach Minsk verschleppt.

Auf dem jüdischen Friedhof in Krems findet sich ein Grabstein zum Gedenken an die in Polen im Jahre 1944 umgekommenen Angehörigen, die aufgezählt werden:

Regine Schafranek (geb. Löffler)
Rudolf Schafranek
Julie Komjati (geb. Schafrank)
Sandor Komjati (Gatte)
Erzi Komjati (Tochter)
Karl Schafranek
Roszy Schafranek (geb. Weisz, Ehefrau)
Lilly Schafranek (Tochter)

Leopold, Johanna, Josefine und Marie Schlesienger
Schwedengasse 2
Leopold188 floh vermutlich nach Palästina
Johanna und Josefine Schlesingers Schicksal ist unklar
Marie Schlesinger wurde 1942 nach Izbica deportiert

Laut Hruschka lebten im Jahre 1938 Johanna Schlesinger (geb. 1862) und Leopold Schlesinger (geb. 1862) in Krems. Beide haben, wie es im Grundbuch vermerkt ist, ihren Hausanteil für die Schwedengasse 2 der NSDAP „geschenkt“.189 Leopold Schlesinger mußte mit seinen Töchtern Marie und Josefine1901938 Krems verlassen. Danach ist lediglich belegt, daß Marie Schlesinger am 12. 5. 1942 nach Izbica ins Generalgouvernement verschleppt wurde.

Erich Singer
Krems
Schicksal nach 1938 ungewiß

War bis zum Jahr 1938 Rechtsanwaltswärter in der Kanzlei von Dr. Paul Brüll und verließ Krems Richtung Wien am 30. August 1938. Sein weiteres Schicksal ist ungewiß.191

Rudolf, Erna, Marion und Erich Wasservogel
Obere Landstraße 31
Körnermarkt 10
Marion Wasservogel wanderte bereits 1933 nach Palästina aus
Rudolf, Erna und Erich Wasservogel flohen 1939 nach Palästina

Wie bei der Familie Max Kohn, hatte auch bei den Wasservogels die Tochter bereits früh die Lage in Krems im besonderen und in Österreich im allgemeinen richtig eingeschätzt und war emigriert. Marion Wasservogel heiratete Fritz Karpfen, ebenfalls aus einer Kremser Familie, und ging bereits 1933 nach Palästina. Als die Deutschen in Österreich einmarschierten, befand sich die Mutter Erna gerade auf Besuch in Palästina, kehrte jedoch nochmals nach Krems zurück. In Wien bemühten sich die Wasservogels ab September 1938 um die Ausreise,192 die Mutter besuchte einen Auffrischungskurs für Schneiderinnen.193 Im Juni 1939 gelang ihnen die Flucht auf einem Donauschiff nach

Rudolf und Erna Wasservogel 1950 in Israel

Palästina mit einem Visum nach China. „Sie mußten nicht illegal einreisen, wie die Nemschitz, nicht ins Wasser hüpfen, denn ihr Schiff war bereits auf See von den Engländern ausgemacht worden. Die Reise war sehr unbequem und anstrengend. So jung waren sie auch wieder nicht mehr.“194 Der Vater ging in Palästina die erste Zeit als Hausierer und war „sehr unglücklich. Es war schrecklich für ihn und er ist sich so gedemütigt vorgekommen.“15 Während des Krieges fand er eine Anstellung als Elektriker in einer Militärwerkstätte. Wie er es, ohne Hebräisch und Englisch zu können, geschafft hat, sich mit den Kunden zu verständigen, ist seiner Tochter bis heute ein Rätsel. „`Wie kannst du mit den Leuten reden‘, habe ich ihn oft gefragt. ‚Wenn man sich verstehen will, dann versteht man sich. Ich bin ein Fachmann und mein Vorarbeiter ist ein Fachmann, da braucht man nicht reden. „‚“1 Die Mutter verdiente Geld, indem sie Blumen aus Stoff und Leder fertigte. Rudolf Wasservogel arbeitete nach dem Tod seiner Frau (1963) halbtags als Magazineur. „Er war dann in verschiedenen Altersheimen und sehr arm, wie er 1973 gestorben ist.197 Erich Wasservogel ging nach England, diente in der Armee, änderte seinen Namen auf Wayne und kehrte nach 1945 nach Österreich zurück.

Oskar Wolter jun. und sen.
Alauntalstraße
Oskar Wolter sen. wurde mehrmals eingesperrt, überlebte jedoch, versteckt bei Bekannten

Oskar Wolter wurde im Herbst 1938 mehrmals eingesperrt, um der „Arisierung“ seines Betriebes durch den Apotheker Alarich Zumpfe zuzustimmen. Nach dem Verkauf des Hauses und der Likörherstellung wurde Wolter freigelassen und in einen Zug nach Wien gesetzt. Während des Novemberpogroms verhaftete eine SA-Abteilung aus Krems Oskar Wolter in Wien. Die Zeit bis 1945 verbrachte er versteckt bei verschiedenen Bekannten in Wien und Krems.198 Oskar Wolter jun. war bis zum Jahr 1941 in der Deutschen Wehrmacht und brachtet es bis zum Unteroffizier. Nachdem bei der Einheit von Wolter wahrscheinlich von Zumpfe gemeldet wurde, daß er „Mischling“ sei, wurde er aus dem Heer entlassen und zur technischen Nothilfe abkommandiert, bis er durch einen Bekannten vom Reichsforschungsamt angefordert wurde. Oskar Wolter jun. überlebte den Krieg und lebt heute in Wien.

Anmerkungen
1 Robert Kohn. Interview
2 Dinstlstraße/Ecke Ringstraße; heute befindet sich im Erdgeschoß ein Fahrradgeschäft
3 Hans Tüchler. Interview
4 Ebd.
5 Ebd.
6 Ebd.
7 Die Ausreisebewilligung wurde ihr am 4.8.1938 erteilt. NÖLA. BH Krems X1/153/1941
8 Herta Harvey 12.6.1986. Brief an den Verfasser.
9 Lg Wien Vg 3c Vr 2468/45 Zeugenvernehmung von Oskar Wolter am 12.6.1946. „Dasselbe machte Wolf in beiden Fällen: unter Erpressung eine Unterschrift erzwingen und versprach die Freilassung nach erfolgter Unterschrift. Adler hat auch unterschrieben, da er seine Tochter, die kurz vor der Abreise nach England stand, nochmals sehen wollte.“
10 Johann Wurm. Interview
11 Ebd.
12 Alfred Silbermann. Interview
13 Ebd.
14 Ebd.
15 Als Bestätigung für diese These kann das Verhalten von Großdeutschen und Nationalen in der Frage des Einkaufs bei Juden gewertet werden.
16 Siehe Seite 94
17 Anna Adler und Erna Wasservogel waren Schwestern (geb. Pick)
18 Miriam Karpfen. Interview
19 Robert Kohn. Interview
20 Ebd.
21 Nach dem Krieg lebte Alfred Skrow laut Angabe von Oskar Wolter als Kriminalbeamter in St. Pölten. Vgl. Oskar Wolter. Interview
22 Elfy Strauss. (Montevideo, Uruguay)
Brief an den Verfasser vom 23.8.1987.
23 Brief des Generalkonsuls Dr.Fritz Kalmar an den Verfasser vom 15.7.1987.
24 Oskar Wolter, Interview
25 Miriam Karpfen. Interview
26 Robert Kohn. Interview
27 Ebd.
28 Land-Zeitung 15.5.1919
29 Ebd. 24.5.1919
30 Ebd. 31.5.1919
31 Ebd. 10.9.1919
32 Ebd. 20.9.1919
33 Paul Pisker. Interview
34 „Wir waren mit der Erna gut, oft ist sie rübergelaufen und hat gesagt, komm‘ gehen wir zum Weiss auf ein Eis und im Winter auf einen Kaffee.“ Henriette Zaruba hatte ihr Konfektionsgeschäft genau gegenüber von Kolbs Schuhgeschäft. Henriette Zaruba. Interview am 12.8.1985.
35 Robert Kohn. Interview
36 Paul Pisker. Interview.
37 NÖLA. BH Krems XI/153/1941
38 Oskar Wolter. Interview
39 Abraham Nemschitz. Interview
40 Robert Kohn. Interview
41 Ebd.
42 Auf Wunsch der interviewten Person, die heute noch in Krems lebt, wird der Name abgekürzt
43 Irene B. Interview
44 NÖLA BH Krems XI/158/622 Brief von Isak Bitterfeld an den Bezirkshauptmannschaft von Krems am 14.5.1938
45 Ebd. Brief vom 20.6.1938
46 Ebd. Brief vom 28.6.1938
47 Ebd. Brief der Staatlichen Krminalpolizei Wien an das Reichskriminalpolizeiamt vom 16.5.1938.
48 Ausreisegenehmigung vom 2.9.1938. NÖLA. BH Krems XI/153/1941
49 Renate Leventhal, Cedar Grove, USA
50 Samuel Geiduschek soll sogar mit Henny Borten gespielt haben
51 Robert Kohn. Interview
52 Land. Zeitung 31.5.1919
53 Ebd.20.9.1919
54 Paul Pisker. Interview
55 Ebd.
56 Ebd.
57 Hannelore Hruschka. Die Juden in Krems. Bd.2.S. 257
58 Getrude Erlanger (geb. Pisker) Interview
59 Ebd.
60 Oskar Wolter. Interview
61 KG Krems 101a Vr 2911/45 gegen Katharina Geiduschek
62 Erna Kainz. Interview
63 Bürgermeister der Stadt Mautem an den Verfasser. Brief vom 3.9.1986.
64 NÖLA. Glaubensjuden in der Provinz. Aufstellung laut Weisung vom 1.4.1940 durch den Amtsdirektor und Leiter der Israelitischen Kultusgemeinde Dr. Josef Loewenherz.
65 Robert Kohn. Interview
66 Elfriede Stern (geb. Glass) lebt in England.
67 Niederösterreichische Nachrichten. September 1973
68 Siehe Seite 45 f
69 Maria Steiner (geb. Hirsch). Interview
70 Ebd. Gertrude Hirsch (geb. Pisker) gelang mit ihren Eltern die Flucht nach Palästina.
71 Ebd.
72 Hannelore Hruschka. Die Juden in Krems. Bd.2. S.267
73 Maria Steiner (geb. Hirsch). Interview
74 Hermann Geppert. Interview
75 Abraham Nemschitz. Interview
76 Ebd.
77 Wilhelm Ziskovsky. Interview
78 Kurt Hruby. Interview.
79 Ausreisegenehmigung hatte Kurt Hruby am 28.7.1938 erhalten und seine Mutter am 26.9.1938 NÖLA. BH Krems XI/153/1941
80 Irene B. Interview
81 Hans Tüchler. Interview
82 Frieda Neumann. Interview.
83 In den unpublizierten Erinnerungen von Anna Lambert, wird dieses einschneidende Erlebnis plastisch geschildert.
84 Für diese Funktion begann Samuel Kohn mit 55 oder 58 Jahren, in den frühen zwanziger Jahren, noch Medizin zu studieren. Esra (Richard) Kohn. Interview
85 Esra (Richard) Kohn. Interview
86 Anna Lambert. Interview
87 Rosa Kohn half der Familie Nemschitz als die Kinder mit Scharlach sechs Wochen in Quarantäne eingesperrt waren. Abraham Nemschitz. Interview
88 Johann Kohn. Interview
89 Abraham Nemschitz. Interview
90 Ebd.
91 Esra (Richard) Kohn. Interview
92 Ebd.
93 Anna Lambert. Interview in Krems. Dieses Erinnerungsbruchstück kommt bei einem Bummel durch die Stadt zutage, nachdem Anna Lambert in der Landstraße plötzlich das Straßenschild Dachsberggasse liest.
94 Als Gesellenstück nach verkürzter Lehrzeit fertigte Robert Kohn ein kleines Rauchtischerl aus kaukasischer Nuß.
95 Hannelore Hruschka: Die Juden von Krems. S.287
96 Robert Kohn. Brief an den Verfasser vom 1.2.1989
97 Malvine Rosengarten. Brief an den Verfasser vom 11.12.1987
98 Ebd.
99 Ebd.
100 Gershon Müller. Brief an den Verfasser vom 17.11.1989
101 S.P.Colbi. Briefe an den Verfasser vom 12.3.und 30.4.1989
102 Siehe Seite 110 f
103 Herta Ziskovsky (geb. Sacher) Interview
104 Robert Kohn. Brief an den Verfasser vom 19.10.1987
105 Ausreisegenehmigung am 30.9.1938. NÖLA. BH Krems X11153/1941
106 Paul Pisker. Interview
107 Malvine Rosengarten. Brief an den Verfasser vom 11.12.1987
108 Abraham Nemschitz. Interview
109 Henriette Zaruba. Interview
110 Peter (Bela) Neubauer. Interview
111 Ebd.
112 NÖLA BH Krems XI 158/759/1938 gegen Samuel Neubauer
113 Ebd. Rekurs vom 3.3.1920
114 Ebd. Niederschrift aufgenommen mit Samuel Neubauer in der BH Krems am 30.7.1938.
115 Ebd. Schreiben der Kriminalpolizeistelle Innsbruck vom 21.4.1938
116 Ebd. Brief der Gestapo Wien vom 15.12.1938 an den Landrat von Krems.
117 Allerliebster Pa. Brief von Gertrude Neubauer an ihren Vater, ohne Datum.
118 Ebd.
119 Bericht der BH Krems an die Gestapo Wien vom 24.12.1938
120 Peter B. Neubauer. Interview
121 Ebd.
122 Ebd.
123 Kurt Hruby. Brief an den Verfasser vom 30.7.1988
124 Robert Kohn. Interview
125 Peter B. Neubauer. Interview
126 Privat. Peter B. Neubauer. Brief von Samuel Neubauer an Otto Auspitz vom 12.5.1949.
127 Peter B. Neubauer. Interview
128 Ebd.
129 Privat. Peter B. Neubauer. Lebenslauf und Bibliographie. 16 Seiten
130 LG Wien. Vg Ih Vr 1894/45 gegen Hermine Dragon
131 Paul Pisker. Interview
132 Ebd.
133 Alfred Silbermann. Brief an den Verfasser vom 15.10.1987
134 Siehe Seite 153 f
135 Dialog zwischen Anton Merkel und Anna Lambert am 3.7.1990
136 Josef Tauber. Interview
137 Hannelore Hruschka: Die Juden in Krems. Bd.2. S.305
138 NÖLA. Liste der Glaubensjuden 1940
139 Hannelore Hruschka: Die Juden in Krems. Bd.2. S.307 140 Paul Pisker. Interview. „Gegenüber war ein Brunnen und ein Gasthaus. Ein Stück weiter unten war eine Konditorei. Ein Sommerfrischeort. Die Leute haben in den Magazinen gewohnt und vermieteten die Wohnung an Sommergäste. Wir Kinder waren dort immer in den Ferien. Die Thaya, später gab’s ein Stauwerk. Dort war auch die Perlmutter-Industrie zu Hause, vor jedem Haus lag ein Berg von Perlmutterschalen.“ Interview Gertrude Erlanger (geb. Pisker)
141 Hannelore Hruschka: Die Juden in Krems. Bd.2. S.309
142 Paul Pisker. Interview
143 Ebd.
144 Ebd.
145 Gertrude Erlanger (geb. Pisker, vereh. Hirsch). Interview am 14.6.1987.
146 Paul Pisker. Brief an den Verfasser vom 19.9.1987
147 Ebd.
148 Paul Pisker. Interview
149 Ebd.
150 Ebd.
154 Ebd.
152 Ebd.
153 Auf Wunsch der interviewten Person, die heute noch in Krems lebt, wird der Namen abgekürzt
154 Leopold P. Interview
155 Hannelore Hruschka: Die Juden in Krems. Bd.2.S.312. Ausreisegenehmigung am 7.9.1938. NÖLA BH Krems. XI/153/1941
156 Ebd.
157 Ebd.
158 DÖW. Opferfürsorgeakt 1125, Margit Radel
159 „In einem Gassenladen sind sie halt untergekommen“ Traude Tauber. Interview geführt am 7.7.1989
160 Ausreisegenehmigung am 27.10.1938. NÖLA. BH Krems XI/153/1941
161 Ausreisegenehmigung am 26.10.1938. NÖLA. BH Krems XI/153/1941
162 Traude Tauber. Interview
163 Kurt Hruby. Interview
164 Robert Kohn. Interview
165 Abraham Nemschitz. Interview
166 Ebd.
167 Hannelore Hruschka: Die Juden in Krems. Bd.2. S.318
161 Totenbuch Theresienstadt. Jüdisches Komitee für Theresienstadt Wien. Hrsg. Wien. 1971. S. 115.
169 Johanna Schöpke. Interview
170 Ebd.
171 Ebd.
172 Ebd.
173 Ebd.
174 NÖLA BH Krems XI/153/1941
175 DÖW OF 323. Opferfürsorgeansuchen von Alois Dörr
176 Ebd. Landgericht Krems Vr 634/38
177 Ebd.
178 Ebd.
179 Ebd
180 Alfred Silbermann. Brief an den Verfasser vom 7.2.1987
181 Alfred Silbermann. Brief an den Verfasser vom 6.8.1987
182 Hannelore Hruschka: Die Juden in Krems. S. 336
183 Ausreisegenehmigung am 4.11.1938. NÖLA BH Krems. X1/153/1941
184 NöLA. Glaubensjuden in der Provinz. Aufstellung laut Weisung vom 1.4.1940 durch den Amtsdirektor und Leiter der Israelitischen Kultusgemeinde Dr. Josef Loewenherz.
185 Hannelore Hruschka: Die Juden in Krems. Ebd. 337
186 NÖLA BH Krems. X1/153/1941
187 Meldeauskunft der Magistratsabteilung 8 vom 7.3.1990
188 Abraham Nemschitz kann sich erinnern, daß sich seine Mutter in Palästina noch mit „einem Schlesinger“ getroffen hat, der als Buchhalter gearbeitet hat.
189 Hannelore Hruschka: Die Juden in Krems. Bd.2. S.344
190 Ausreisegenehmigung am 8.9.1938. NÖLA BH Krems. X7/153/1941
191 Ausreisegenehmigung am 19.8.1938. NÖLA BH Krems. X1/153/1941
192 Ausreisegenehmigung am 28.6.1938. NÖLA BH Krems. XI/153/1941

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