Das anonyme Volksempfinden

Aufruf für eine Rückgabe der geraubten Bilder Eine Antwort auf den NÖN-Bericht

Das anonyme Volksempfinden ist etwas wunderbares, ohne Name und Gesicht kann es wie ein Geist herbeigerufen werden und ist ein williger Sklave. Die NÖN beruft sich auf dieses Volksempfinden, das große Empörung zeitigt und bezeichnet es als befremdlich, dass ich als Historiker Krems in ein braunes Eck gerückt und Bildmaterial zur Verfügung gestellt habe, die das belegen.

Faktum ist, dass ich auf die Frage, warum Krems einen Ruf als braune Stadt habe, mit der Historie argumentierte: Denn Krems war die erste Stadt, die einen Nazibürgermeister hatte. Nach einem Attentat in Krems wurde die NSDAP in ganz Österreich verboten und Krems war in der Illegalität der NSDAP die Hauptstadt der „Bewegung“. Das sind Fakten. Was daran befremdlich ist, weiss ich nicht. Oder darf im Jahr 2007 nicht mehr gesagt werden was war? Fakt ist aber auch, dass mein Zusatz im Interview nicht gebracht wurde: Geschichte ist eines, Ignoranz jedoch das aktuellere Problem.

Ich habe seit mehr als 20 Jahren Aktivitäten gesetzt, um die Geschichte der Stadt in der NS-Zeit aufzuarbeiten. Krems war die erste Kleinstadt, in der die Geschichte der Juden in dieser Form dokumentiert wurde. Krems hat einige Denkmäler und eine homepage www.judeninkrems.at mit dem einzigen jüdischen Friedhof, der auch virtuell besucht werden kann. In Krems konnte zum Beispiel in Kooperation mit dem BRG Krems eine einzigartige Ausstellung in 20 Geschäften initiiert werden. Mühsame und erfolgreiche Überzeugungsarbeit. Ziel meiner Arbeit war es immer zu zeigen, dass „Krems“ sich verändert hat.

In den zwei Jahrzehnten war es mir möglich der Stadt auch zu vielen positiven Pressebereichten zu verhelfen. Doch eines ist klar: Die Ignoranz mit der auch die Verantwortlichen der Stadt lange Zeit und teilweise bis heute diesen Bestrebungen gegenüber gestanden sind, muss auch erwähnt werden. Nicht nur ein Mal wurde ich in die Rolle des Bittstellers gedrängt, um Antworten und Unterstützung bettelnd, das ist die Situation teilweise bis heute. Wenn etwas passiert ist, dann ist dies auf Anregung von „außen“ passiert. Und damit schließt sich auch der Kreis zur Rückstellungsdebatte.

Aus diesem Grund ist Krems keine „braune“ Stadt, sondern bloß einfach desinteressiert. Dass im Falle der Bilder des Martin Johann Schmidt die Stadt durch fünf Jahre hindurch auf Tauchstation gegangen ist, entspricht der Tradition. Das ist leider eine oft geübte Praxis. Im Falle der beiden Bilder von Martin Johann Schmidt geht es auch um die Achtung, die wir den betroffenen Personen entgegenbringen, denen Unrecht geschehen ist. Die Stadtgemeinde trägt in keiner Weise schuld daran was in der Vergangenheit geschehen ist, aber sie ist sehr wohl dafür verantwortlich, wie sie in der Gegenwart mit den Problemen der Vergangenheit umgeht.

AUFRUF für eine Rückgabe
Da nicht das anonyme Volksempfinden regieren soll, rufe ich daher alle jene auf, die der Meinung sind und auch dafür einzutreten: „Recht soll Recht bleiben. Für eine Rückgabe der beiden geraubten Martin Johann Schmidt Gemälde an den rechtmäßigen Erben.“. Wer dieser Meinung ist schickt ein email an: r.streibel@utanet.at.