Musikalische Trauer
Das Bedenkkonzert mit Jossi Gutmann
Werke von Hindemith, Haydn, Partos
Ein ausgewähltes Programm und eine österreichische Erstaufführung bot das Bedenkkonzert des Kremser Kammerorchesters unter Leitung von Dirigent Hellmut Göllner neben der Trauersymphonie von Josef Haydn und Paul Hindemiths Trauermusik für Bratsche und Streicher („Music of Mourning“) war auch Oedeon Partos Yizkor für Viola und Streichorchester „Holocaust-Gebet“ zu hören. Als Solist begeisterte Yossi Gutmann auf seiner „Gibso-Viola“, der letzten von Antonius Stradivari gebauten Viola.
Das Konzert in Stichworten Paul Hindemith schrieb die Trauermusik für Bratsche und Streichorchester am 21. 1. 1936 anläßlich des Todes des englischen Königs Georg V. Bei der Uraufführung am 22.1.1936 in London spielte Hindemith den Solopart. Den ersten Teil kennzeichnen punktierte Trauermarschrhythmen. Der zweite Teil weist fließende Linien auf. Im dritten Teil kommt es zu einem schmerzlichen Fortissimoausbruch.
Josef Haydn schrieb die Symphonie Nr. 44 in e-Moll in seiner „Sturm-und-Drang-Periode“ 1771 oder 1772. Neben den Streichern setzt Haydn nur zwei Oboen und zwei Hörner ein. Kontrapunkt und ausgeklügelte Bearbeitung des Materials kennzeichnen den ersten Satz. Auch im zweiten Satz ˆ überraschend ein Menuett ˆ hält Haydn am Kontrapunkt fest. Die Seufzer im dritten Satz haben zum Beinamen „Trauersymphonie“ geführt. Im monothematischen Finale wird eine besondere Spannung durch weite Sprünge des Materials im Verein mit wiederholten Noten in der Baßlinie erreicht.
Oedoen Partos wurde 1907 in Budapest geboren. Er lernt Violine bei Jenö Hubay und Komposition bei Zoltán Kodály. Von 1928 bis 1933 wirkt Partos als Konzertmeister in Luzern und Berlin, welche Stadt er aus „rassischen“ Gründen verlassen muß. Von 1928 bis 1956 ist er Solobratschist des Israelischen Orchesters und Mitglied des Israelischen Streichquartetts. 1951 gründet er die Israelische Musikakademie in Tel Aviv. 1961 wird Partos als Professor für Komposition an die Universität Tel Aviv berufen. Für sein Werk (u.a. zwei Bratschenkonzerte, ein Violinkonzert, ein Stück für 12 Harfen, ein Konzert für Flöte, Klavier und Streicher) erhält Partos 1952 den Kompositionspreis der UNESCO und 1954 den Israelischen Staatspreis. Seine Anregungen holt er sich aus der ungarischen, der jiddischen und der orientalischen Volksmusik, so die Form des Maqam (Modus der arabisch-islamischen Musik). „Yizkor“ schrieb Partos 1947 „in Memoriam“ an den Holocaust. Die Musik ist ein „Gebet“ und im schmerzlichem Moll gehalten endet sie mit einem pianissimo-Dur-Akkord als „Prinzip Hoffnung“ (Bloch).
Der Solist Jossi Gutmann, geboren in Tel Aviv, studierte bei Oedoen Partos Viola, Komposition und Kammermusik. Mit 17 Jahren war er Solobratschist der Hamburger Symphoniker und Mitbegründer des Verdi-Quartetts, des späteren Melos-Quartett. Seit 1989 lebt er in Wien, wo er er die Kammermusikvereinigung Wien und 1994 das Stradivari Sextett Habisreutinger gegründet hat. Sein Repertoire umfaßt die gesamte Viola-Literatur von Bach bis Berio.
Unterstützt wurde dieses Konzert durch das Kloster Und, die Raiffeisenbank Krems und die österreichische Lotto-Toto-Gesellschaft.
Subskription der CD hat begonnen Dieses einmalige Konzert wird es auch auf CD geben. Um dieses einmalige Musik-Dokument ˆ von Partos „Holocaust-Gebet“ gibt es keinerlei Aufnahmen ˆ produzieren zu können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen. Die Subskription läuft, mit der Einzahlung von öS 250,- sichern Sie sich eine von Yossi Gutmann signierte CD und einer Ausgabe der Postkartenserie „Jüdisches Krems“. 8 Postkarten mit Ansichten des jüdischen Krems. Die Palette reicht von Geschäftslokalen bis zu Familienbildern. Die Auslieferung wird im Juni 1996 erfolgen.