Susanne Brüll in Basel gestorben
Mit Susanne Brüll (1930) ist die letzte Vertreterin des jüdischen Krems in einem Heim in Basel gestorben. Die Geschichte der Familie des Rechtsanwaltes Dr. Paul Brüll hat für den Historiker den Ausschlag gegeben Fragen zur Geschichte zu stellen. „Meine Großmutter hat bei Dr. Brüll als Bedienerin gearbeitet. Sie hat mir schon früh die Geschichte erzählt, wie die Nazis 1938 ins Haus gekommen sind und ihn geprügelt haben. Sie musste das Blut wegwischen. Bei meinem Schulweg habe ich das Haus der Brülls in der Schillerstraße passiert und immer ein sonderbares Gefühl gehabt, dass sonst niemand dieses und weitere Verbrechen erwähnt hat.“ Obwohl der Historiker Dr. Robert Streibel die Geschichte von vielen jüdischen Familien rekonstruieren konnte, die Familie Brüll blieb lange Zeit ein weißer Fleck in seiner Erinnerungslandkarte.
In einem Archiv in Amerika fand sich die Lebensgeschichte von Dr. Brüll und vor rund sechs Jahren bekam der Historiker ein Schreiben eines Anwaltes aus der Schweiz, der um Mithilfe in Sachen Susanne Brüll bat. Seit ihrer Geburt war Susanne Brüll behindert und konnte fast nicht sprechen. Eine Auswanderung in die USA mit einem behinderten Kind war der Familie nicht möglich und so fanden sie einen Platz für das Mädchen in einem Heim in der Schweiz. Ein Wiedersehen hat es durch den Krieg und die finanziell und gesundheitlich prekäre Situation der Eltern in den USA nicht gegeben. „Mein Besuch bei Susanne Brüll in Basel im Jahr 2014 war für mich eine Verpflichtung und ein eindringliches Erlebnis“, so Streibel. In einem Artikel für das Buch „Jüdische Familien im Waldviertel und ihr Schicksal“ (Friedrich Polleroß Hg.) und einem kurzen Film hat der Historiker die Erinnerung an Susanne Brüll wachgehalten.