ANHANG

Jüdische Gewerbebetriebe im Bezirk Krems im Jahr 1938

Krems Stadt

Otto ADLER
Gemischtwarenhandel, Erzeugung von Stilmöbeln
Hohensteinstraße 14
Dinstlstraße 8

Otto AUSPITZ
Handel mit Holz, Kohle
Körnermarkt 7

Peter BADER
Handel mit Gold und Silberwaren, Uhrmachergewerbe
Dinstlstraße 2

Berl BARTFELD
Handel mit Mode- und Kurzwaren als Zweigetablissement
Hoher Markt 7 weiterlesen

TAGEBUCH EINER FLUCHT

"Vier Wochen mit kaum einer Möglichkeiten sich zu waschen, und von Hygiene keine Rede. Nach einigen Tagen gab’s kein Brot mehr, nur steinharten Schiffszwieback, der in Tee oder Suppe eingeweicht werden mußte, da man sich sonst den Kiefer zerschnitt. Wenn bewegte See war, blieb vom Tee oder der Suppe nicht viel übrig, auf dem Weg von der Verteilung bis zum Platz und zum Essen. Ich aß so viele Sardinen in diesen Wochen, daß ich für lange Jahre unfähig war, Sardinen zu essen."

Abraham Nemschitz

weg S 210:

Ausschiffung vor der Küste von Palästina

LEBENDIGE GESCHICHTE

"Bei meinem ersten Besuch kamen mein Mann und ich im Parkhotel an, und im Restaurant hörte ich, wie jemand den Herrn Bürgermeister Thorwesten begrüßte. Ich stellte mich vor und sagte, daß ich nach 40 Jahren in meine Heimatstadt zurückgekommen sei, und ob er sich an meine Eltern erinnere. Leider war es ihm so unangenehm, er murmelte nur etwas und verließ fluchtartig das Restaurant."

Malvine Rosengarten

weg S 166:

Das jüdische Bethaus in Krems
wird 1978 abgerissen und muß
einer Bankfiliale weichen

FAMILIENSCHICKSALE

"Nun sieht man, wie im Laufe einer kurzen Zeit die ganzen Bekannten in die Welt gestreut werden – jeder wieder ein Fleckchen Erde suchend."

Gertrude Neubauer 1938 an ihren Vater

weg S 78 1:

weg S 78 2:

Der letzte Tag in Krems, morgen geht’s nach Wien u. dann weiter.
Ansichtskarte von Familie Jakob Karpfen 1933
an ihren Sohn Fritz, der mit seiner späteren Frau,
Marion Wasservogel, bereits nach Palästina ausgewandert war.

VOM ALLTAG ZUR VERTREIBUNG

"Heilmann an Unbekannt. Versuche aus dem dichten Gewebe einiges herauszuholen, von dem sich ablesen läßt, was uns widerfahren ist. Auch wenn ich glaubte Einsicht zu haben in vieles, ist alles jetzt so ineinander verschlungen, daß ich nur winziger Fäden habhaft werden kann. Du, an deinem Ort, besitzt größeren Überblick, kannst vielleicht einmal, wenn dich meine Zeilen erreichen sollten die Zusammenhänge deuten."

Peter Weiss:
Die Ästhetik des Widerstands

weg S 16:

Max Fleischer
Entwurf für die Synagoge in Krems
ca. 1890

Robert Streibel: Plötzlich waren sie alle wegDie Juden der ‚Gauhauptstadt Krems‘ und ihre Mitbürger

Internetfassung des von Robert Streibel herausgegebenen und vergriffenen Buches Plötzlich waren sie alle weg – Die Juden der ‚Gauhauptstadt Krems‘ und ihre Mitbürger, erschienen 1991 im Picus Verlag Wien, 291 Seiten

» Vorwort

» Zum Geleit

» Einleitung _______________________________________________________________________________________________________

VOM ALLTAG ZUR VERTREIBUNG

» Das Leben der Juden von Krems

» Antisemitismus in Krems

» Vom theoretischen zum praktischen Antisemitismus

» Die Vertreibung der Juden aus Krems

» ‚Arisierungen‘ in Krems

» "Eine aufgedrängte ‚Arisierung‘?
Die Beteiligten, die Täter und das Opfer"

» Die ‚Arisierung‘ des Betriebes von Oskar Wolter

» Sippenhaftung: Eine versuchte und eine verhinderte ‚Arisierung‘

»Die übrigen ‚Arisierungen‘ _______________________________________________________________________________________________________

FAMILIENSCHICKSALE

» "Die Illusion, mit einem anderen Namen überleben zu können
Die Familie Max Kohn"

» "’Noch heute vergieße ich Tränen‘
Das Schicksal der Familien Grinblatt und R."

» "’Unsere schönsten Jahre hat man uns gestohlen‘
Walter Stulz, bekannt bis Kalkutta, geflüchtet nach Schanghai"

» ‚Ich habe nichts anderes zu tun, als mich zu erinnern‘
Die Briefe des Alfred Silbermann

» "’Als ob es gestern gewesen wäre.‘
Brief von Paul Pisker aus Palästina an seinen Schulfreund Karl Slatner in Krems"

» "’Ein guter Fußballer, leider ein Jud‘
Josef Nemschitz beim Kremser Sport-Club"

» Das Schicksal der vertriebenen Kremser Juden 2

» Die Juden des Landbezirks Krems

» Die ‚Gauhauptstadt‘ war niemals ‚judenfrei‘ _______________________________________________________________________________________________________

LEBENDIGE GESCHICHTE

» Vielleicht hat die Welt noch eine Chance auf friedlichere Zeiten?
Aus den Briefen von Abraham Nemschitz

» "Kein Friedhof mit Bahnanschluß
Der jüdische Friedhof in Krems wird renoviert"

» "Nachgeborene, unschuldige Täter und verdrängte Spuren
Auf den Spuren der Kremser Juden in Wien"

» "50 Jahre nach dem Pogrom
‚Mich wundert, daß überhaupt jemand gekommen ist’"

» "Kann man Schachtelhalme vermissen?
Eindrücke bei einer Wanderung durch Krems mit Robert und Hilde Kohn"

» Ohne Kommentar

» Wird es ein Denkmal für die vertriebenen und ermordeten Juden in Krems geben? _______________________________________________________________________________________________________

TAGEBUCH EINER FLUCHT

» Abraham Nemschitz:
Als Palästina eigentlich Liberia hieß

» Tagebuch Josef Nemschitz
3.9.1940-21.9.1941

» Gabriele Anderl:
‚Entweder ihr verschwindet über die Donau, oder in der Donau‘
Die Flucht österreichischer Juden nach Palästina

» Gabriele Anderl:
Anorldstein und retour
Die Flucht auf der ‚Draga‘ und der ‚Ely‘

» "Ist Krems besser als sein Ruf?
Der Versuch eines Resümees"

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ANHANG

Krems Heute Innenstadt

Zionistisches Heim Ehem. Adolf Hitler Strasse - jetzt Ringstrasse Tafel: Familie Max Kohn 2 Tafel: Familie Max Kohn 1 Tafel: Familie Karpfen Tafel: Familie Hirsch Tafel: Samuel Geiduschek Tafel: Familie Kerpen Tafel: Familie Nemschitz Tafel: Peter Bader Tafel: Familie Neubauer Tafel: Familie Glass Tafel: Familie Neuberger Tafel über das mittelalterliche Judentum und Kurt Hruby Tafel: Jakob u. Katharina Sachs Tafel: Paul und Gertrude Pisker, Familie Pisker Tafel: Familie Auspitz Tafel: Kolb/Langberg/Tieger, Familie Silbermann, Oberländer Tafel: Samuel Kohn Tafel: Anna Lambert Tafel: Familie Wasservogel, Familie Neuner DenkMal von Leo Zogmayer Schmiedgasse Stadtgraben Körner Markt Frauenbergstge Pfarrhof Schlüsselamtg Fellnerhf Kircheng Rathaus ehem. Sepp Autrithplatz jetzt Dominikanerplatz Obere Landstr. Gartengasse Spitalgasse Sparkasseng Schule NSDAP Hafnerpl Schwedengasse Fischerg. Herzogshof Herzogstr. Spitalkirche Dachsbg. Judeng. Gartenaug. Brandströmstr ehem. W. Reinhardpl. jetzt Dreifaltikeitsplatz Dinstl Strasse Göalstr Tägl. Markt Eggenbg. Hs Marg Str Burg Sängerhf. Piaristenstge Piaristengasse Piaristenkirche Wachtertorg Kellergasse Engl. Frl. Stift u Mädchensch Wallg. Hoh. Markt Wegscheid Babenbergerg. Badstuberhs Wienerbr. Pulverturm Mandl oh. Kopf Lederergasse Kremstalstrasse Südtiroler Platz Steiner Tor Untere Landstrasse Schmelzgasse

Krems Heute Übersicht

Für Details lassen Sie die Maus bitte kurz über einer Straße, Gebäude, etc stehen. Für die Innenstadt gibt es einen vergrößerten Ausschnitt.

Austrasse Tafel: David Rachmuth

Tafel: David Rachmuth – Kremser Bank

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Schmidt Dkm. Krieger Dkm. Stadtpark Bahnhofplatz Hundssteig Ehem. Adolf Hitler Strasse - jetzt Ringstrasse Hohensteinstr. Krems Wienerstrasse Langenloiserstrasse Alte Turnhalle Neue Turnhalle Heinemann Strasse Eduart Hofbauer Strasse Utzstrasse Schutzdamm Evang. Kirche Stadtpark Kaiser Friedrich Strasse Schillerstrasse Josef Wichner Strasse Kasernstrasse Landgericht Molkerei Alauntalstrasse Kaserne Innenstadt vergrößern

Tagebuch Josef Nemschitz 3.9.1940-21.9.1941

3.9.40
10.00 Uhr Vormittag Große Mohrengasse (Wien). 11.30 Uhr Abfahrt per Autobus zum Ostbahnhof. Zettel für Devisen bekommen – jedoch nicht erhalten. Abfahrt 12.45 Uhr ab Ostbahnhof Wien – Ankunft Marchegg 13.45 Uhr. Zollrevision bis 21.45 Uhr – Abfahrt Marchegg 22.00 Uhr. Ankunft Preßburg 24.00 Uhr bei der D.D.S.G. im Hafen.

4.9.40
Erst 1.45 Uhr Paßrevision und Aufmarsch auf Schiff „Uranus“, Abfahrt 4.30 Uhr früh.

4.9.40
Ankunft in Budapest 15.20 Uhr angelegt, Aufenthalt bis 17.50 Uhr, Lebensmittelfassen, „Helios“ kam nach, Abfahrt 18.25 Uhr, Ankunft Mohacs 2.00 Uhr früh.

5.9.40
Übertritt an jugoslawisches Gebiet, Ankunft in Belgrad 17.20 Uhr, Abfahrt von Belgrad-Semlin 22.30 Uhr.

6.9.40
Übertritt nach Rumänien, Ankunft in Alt-Moldovan 4.00 Uhr, Abfahrt 6.00 Uhr – Ankunft in Orsova 11.00 Uhr, Abfahrt Orsova 12.00 Uhr, Durchfahrt durch Eisernes Tor (IRON

weg S 216:

Josef Nemschitz (2. v.r.) als Zwangsarbeiter in Friesland
am 27.6.1939

GATES), Grenzfluß rumänisch jugoslawisch. Ankunft Turnu-Severin 1.00 Uhr vis-ä-vis Kaidovo (jugoslawisch). Abfahrt (…) Severin 17.00 Uhr, Nachtdurchfahrt bis Russe. weiterlesen

Ohne Kommentar

Die Suche nach einer Antwort auf die Frage, „Wie konnte es dazu kommen?“, kann im Zusammenhang mit der Geschichte der Juden und ihrer „Mitbürger“ in Krems wohl nur mehr der zukünftigen Prophylaxe dienen. Die Verhöhnung, Vertreibung und Ermordung kann nicht ungeschehen gemacht werden, aber daß die Ausgrenzung verbal noch immer zur alltäglichen Praxis – nicht nur in Krems -gehört, ist der Skandal unserer Zeit. Die folgenden Ausschnitte aus Interviews, Gerichtsprotokollen und Briefen geben einen Einblick in diesen alltäglichen Antisemitismus.

AN DIESEM TAG GERADE NICHT IN KREMS
Aus der Zeugenaussage von Hans Heinz Dum vor Gericht1

„Über die Arisierung des Betriebes Otto Adler und den Erwerb durch Geppert kann ich keine näheren Angaben machen. Ich kann mich nur erinnern, daß ich einmal eine Unterredung mit dem Schwiegersohn der Frau Pichler hatte, die den Erwerb durch Geppert beziehungsweise Abschluß der Mietverträge zwischen Geppert und Frau Pichler zum Gegenstand hatte. Ich habe aber auf die Sache keinen weiteren Einfluß genommen, insbesondere nicht auf die Höhe des Kaufpreises oder die sonstigen Vertragsmodalitäten. Ich glaube nicht, daß Geppert von der Kreisleitung als Bewerber vorgeschlagen worden ist, denn sonst hätte ich mich sicher mehr um die ganze Angelegenheit gekümmert. Bezüglich Wolter gebe ich an: Wolter wurde im Zuge der allgemeinen Judenverhaftungen verhaftet. Mir war über die Verhaftungsaktion vorher nichts bekannt. Ich war an diesem Tage nicht in Krems, und als ich am nächsten Tag in mein Büro kam, waren die Verhaftungen durchgeführt. Als ich von Ausschreitungen gehört habe, habe ich dafür Vorsorge getroffen, daß dergleichen in Hinkunft nicht mehr passierte. Wolter war mir aus meiner beruflichen Tätigkeit in Krems gut bekannt. Ich kann mich erinnern, daß ich mit ihm während seiner Haft bezüglich des Verkaufes gesprochen habe und ihm geraten habe zu verkaufen, da er sich infolge der allgemeinen Lage doch nicht werde halten können. Es mag sein, daß ich ihm Zumpfe als Käufer genannt habe. Als ich hörte, daß ein Kaufvertrag zustande gekommen ist und Wolter die Absicht hatte, nach Wien zu gehen, habe ich mich entschlossen, den Wolter enthaften zu lassen. Ich bemerke aber, daß ich dazu nicht berechtigt war, doch war es im Jahre 1938 möglich, daß die Polizei, ohne weiter zu fragen, über Ersuchen des Kreisleiters die Enthaftung durchführte. Wie gesagt, ich hatte gegen Wolter keinerlei persönlichen Haß und da er Krems verlassen wollte, habe ich mich zu dem Schritt entschlossen. (…) die Arisierung gehörte ja auch nicht in mein Arbeitsgebiet, sondern wurde durch die Vermögensverkehrsstelle durchgeführt. Es ist wohl vorgekommen, daß die Kreisleitung in Arisierungsangelegenheiten um verschiedene Interventionen ersucht wurde. Doch eine weitere Einflußnahme durch die Kreisleitung ist nicht erfolgt“.2 weiterlesen