Ein Bericht im Lokalfernsehen Arava über den Besuch bei Lea Shtokelman im April 2008 im Moshav südlich des Toten Meeres. Lea Stokelmann ist die Tochter von Robert Kohn.
„Bei uns in Krems“ hiess es in der Familie Kohn immer und als lea Shtokelman, die in Israel geboren ist nach Jahrzehnten Krems zum ersten Mal besucht hat, hat sie sich ein wenig heimisch gefühlt.
Olly Salzmann (geb.Nemschitz) wurde am 15. April 1927 in Krems/Donau als drittes Kind von Stefanie und Josef Nemschitz geboren. Auf höchst abenteuerliche Art und Weise ist Olly, ihren Eltern sowie den Brüdern Bernhard (Abraham) und Fritz die Flucht nach Palästina gelungen. Der Rest der Familie wurde nach Theresienstadt deportiert und in Auschwitz ermordet. weiterlesen
Im Rahmen des Industrieviertelfestivals entsteht in der Gemeinde Sittendorf im Wienerwald ein Erinnerungsort für Zwangsarbeiter. In die Baracken für die Arbeiter am „Reichsautobahnbau“ wurden serbische „Zivilinternierte“ gefangen gehalten.
Fotografische Annäherung an das Barackenlager.
Lokalaugenschein für die Konzeption des Erinnerungsortes Das Barackenlager in Sittendorf
Kurzbericht im Artikel in Vesti (Serbische Zeitung für Westeuropa) „Übersetzung des Artikels in Vesti“
Hitler hat vielleicht doch gesiegt, zumindest in Krems? Ganze zwei Seiten wird dem März-Besuch von Adolf H. gewidmet. Ganze zwei Seiten und keine Zeile für Peter B. Neubauer, der kurz davor in New York gestorben ist. Peter Neubauer war wohl der berühmteste Kremser, floh vor dem Antisemitismus zuerst in die Schweiz und dann in die USA. Er zählte zu den Mitbegründern der Kinderpsychiatrie in den USA. Die "New York Times" widmete ihm zu seinem Ableben eine halbe Seite.
Mit seinem Tod ist wieder eine Chance vertan worden einem Vertriebenen jene Ehre zuteilwerden zu lassen, die ihm gebührt hätte von seiner Heimatstadt. Zu spät.
Interessant wird sein, ob auch über die Opfer des Nationalsozialismus mit solcher Intensität berichtet werden wird. Wir haben ihrer genug. Drei Widerstandskämpfer, Kommunisten, geköpft: Ferdinand Strasser, Johann Hofmann und Franz Zeller. dutzende inhaftiert. Am Franz Zeller Platz in Stein gibt es bis heute keine Gedenktafel. Aber dafür haben wir ja Kriegerdenkmäler für Generäle die in Rußland gefallen sind.
Und dann hatten wir zwei Deserteure, die ihre Weigerung in der Deutschen Wehrmacht kämpfen zu müssen, mit dem Tod bezahlen mussten. Rudolf Redlinghofer ein Bibelforscher und Richard Ott. Letzterer wurde auf dem Pfarrplatz in Krems bei der Pfarrkirche auf der Flucht erschossen. Wenige Wochen vor dem Kriegsende. Eine Erinnerung an ihn gibt es nicht. Die Liste ließe sich noch fortsetzen.
Ob Hitler in Krems wirklich gesiget hat, wird sich dann wohl Ende 2008 zeigen. Wenn eine Bilanz gezogen werden kann, ob und wie über die NS-Opfer und die vertriebenen Jüdinnen und Juden berichtet wurde und welche Aktionen gesetzt wurden, um ihr Andenken zu ehren.
Einer der berühmtesten Kremser: eine vergebene Chance
Robert Streibel
Mit dem Psychoanalytiker Peter B. Neubauer ist wohl einer der berühmtesten Kremser am 15. Februar in New York verstorben. Dass seine Bedeutung in der Stadt nicht bekannt war oder nicht zur Kenntnis genommen wurde, ist eine andere Geschichte, so der Historiker Dr. Robert Streibel. „Mit dem Tod von Peter B. Neubauer ist wieder eine Chance vertan worden, einem von den Nazis Vertriebenen jene Ehre in der Stadt zuteil werden zu lassen, die ihm international erwiesen wurde. “
Übersetzung eines Zeitungsartikels in serbischer Sprache erschienen in der Zeitung Vesti.
Gedenkstätte – errichtet zum Gedenken an serbische Internierten Noch während des 2. Weltkrieges pflegten die Einwohner von Sittendorf und der umgebenden Ortschaften, trotz Verbot, Kontakte mit den im Barackenlager internierten Zwangsarbeitern. Bis heute sind diese Kontakte aufrechterhalten und werden von den wenigen Überlebenden noch immer gepflegt. Die österreichische Gemeinde Wienerwald ist selbst Initiator und Organisator der feierlichen Einweihung des Erinnerungsortes „Barackenlager“ in Sittendorf. weiterlesen
Im Wahlkamof in eine tausendjährigen Kiste gegriffen
Robert Streibel
Ist es der genius loci, die beschränkte Möglichkeit von Wortspielen in unserer Sprache oder doch etwas mehr? In Krems an der Donau wird bis 7. Oktober wahlgekämpft und in Wahlzeiten kommt vieles zu Tage, was im Verborgenen und Hinterköpfen schlummert und von Zeit zu Zeit einfach hinauswill. Die tausend Jahre waren kürzer als veranschlagt, aber alles war doch nicht schlecht. Die NS-Propaganda hatte schon etwas.
„Krems Wachauf“ plakatiert die ÖVP zur Zeit auf gelbem Hintergrund. Das S von Krems ist rot, denn es droht ein sozialdemokratischer Wahlsieg. Wachauf und Wachau ist ein nettes Wortspiel oder wie immer man das qualifiziert. Aufwachen ist gut, denn der Morgen bringt Zuversicht und Sonne. Aufgewacht sind schon die Nazis, die auch mit der Eisenbahn gefahren sind, die wir heute auch benutzen. Aber in der Wachau ist es doch ein wenig anders. Denn da gibt es ein NS Propagandalied Wach auf deutsche Wachau, das entstand, als die Nazis in Österreich schon verboten waren.
Gottseidank kennen das Lied nicht viele. Die ersten Zeilen lauten: „Was rauscht so bang der Donaustrom durchs weite deutsche Land? Von Burg zu Burg. Die Frage geht: Wann denn die Ostmark aufersteht? Ob auch der Bruder endlich Heimwärts fand, ab in große Vaterland! Wach auf, deutsche Wachau(…) Ruft die Schar aus Erz und Stahl. Bleib stark mein deutsches Österreich, ein Wort fällt auf den ersten Streich. Wach auf, deutsche Wachau. Heil dir Nibelungengau.“
So der Beginn. Eine völkische Rarität auf dem Schellak-Markt. Bloß ein Zufall. Die Bevölkerung aufzurütteln, weil Ungemach droht: Das ist löblich, dafür darf auch in braune Kisten gegriffen werden. Danke für diese „Information“ denn am Plakat ist diese „Dichtung des Jahres 2007“ ausgewiesen als: „Eine Information der Volkspartei Krems“. Im Wahlkampf ist historische Sensibilität ein Fremdwort.
Robert Streibel, Direktor der Volkshochschule Hietzing, Historiker und Publizist, seit 20 Jahren als Geschichtsarbeiter nicht nur in Krems unterwegs.